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Gala am 7. März Kandidaten und erste Preisträger: Das sind Bremens Sportler des Jahres

Die Sieger in den drei Top-Kategorien der Wahl werden erst in drei Wochen in festlichem Rahmen im GOP-Theater verkündet. Doch die ersten Gewinner stehen bereits fest – und freuen sich sehr über die Anerkennung.
14.02.2023, 17:00 Uhr
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Von Sophia Allenstein Jörg Niemeyer Olaf Dorow Frank Büter
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Zwei Jahre hat Corona die Gepflogenheiten der Veranstaltung gehörig durcheinander gewirbelt, jetzt kehrt wieder Normalität ein: Zum Ende des Winters werden Bremens Sportlerinnen und Sportler des vergangenen Jahres gekürt. Die Gala ist auf den 7. März terminiert, gefeiert wird im GOP-Theater. Es werden die Preise in den Kategorien Sportler, Sportlerin und Mannschaft des Jahres vergeben. Die jeweils drei Nominierten stehen fest.

Die ersten Sieger in vier weiteren Kategorien sind schon gekürt. Trainerin des Jahres 2022 ist Katharina Kort vom TuS Huchting, die die Kunstturnerin Karina Schönmaier in die nationale Spitze und zu ersten internationalen Auftritten geführt hat. Para-Schwimmerin Anna Josephine Schulz (TuS Huchting) ist die Behindertensportlerin des Jahres. Den Nachwuchsförderpreis Mannschaft bekommt das Tanzpaar Dimitrii Kalistov/Luna Albanese vom Grün-Gold-Club Bremen. Und Alexandru Negel (Weser-Boxring Bremerhaven) erhält den Nachwuchsförderpreis Individualsport.

Sportler des Jahres (Kandidaten)

Weltmeister im Doppel war Mattias Falck 2021 mit seinem Landsmann Kristian Karlsson geworden – im Vorjahr sicherte sich das schwedische Duo im Tischtennis auch den Europameistertitel. Dass Falck im Einzel ebenfalls zur Weltspitze gehört, beweist der 31-Jährige unter anderem als Topspieler des Bundesligisten SV Werder, für den er seit 2019 aufläuft.

Marcel Paufler gehört seit Jahren weltweit zu den besten Akteuren im Kanu-Marathon. Der 28-Jährige vom Störtebeker Bremer Paddelsportverein wurde in seiner Paradedisziplin zum wiederholten Male deutscher Meister, sammelte auch im Wildwasser und im Kanurennsport DM-Medaillen und kam bei den Europa- und Weltmeisterschaften im Kanu-Marathon jeweils als Neunter und damit bester Deutscher unter die Top 10.

Fußball-Profi Niclas Füllkrug erlebte 2022 einen traumhaften Aufstieg: Nachdem der 30-Jährige im Mai mit Werder in die Bundesliga zurückgekehrt war, überzeugte er mit seinen Leistungen und Toren auch im Oberhaus auf ganzer Linie. Er wurde Nationalspieler und schaffte sogar noch den Sprung zur WM, wo er mit zwei Toren einer der wenigen deutschen Lichtblicke war.

Sportlerin des Jahres (Kandidatinnen)

Die Hockey-Spielerin Lena Frerichs hat ihren kontinuierlichen Aufstieg fortgesetzt. Die 19-Jährige gewann im Vorjahr mit der deutschen U19-Auswahl den EM-Titel und mit der U18 des Bremer HC die deutsche Feldhockey-Meisterschaft. Inzwischen ist sie nicht nur eine tragende Säule des Bundesliga-Rückkehrers BHC, sondern seit November gehört die Abiturientin des Jahrgangs 2022 auch fest zum Kader der A-Nationalmannschaft der Frauen.

Karina Schönmaier setzte 2022 den nächsten Meilenstein als Kunstturnerin: Die 17-Jährige vom TuS Huchting sicherte sich bei der deutschen Meisterschaft die Silbermedaille im Sprung, wurde in den Perspektivkader des Deutschen Turner-Bundes berufen und feierte im Herbst in Liverpool ihre WM-Premiere. Dort landete die einzige Deutsche im Mehrkampf-Finale auf Platz 22.

Auch Schachspielerin Lara Schulze vom SV Werder befindet sich weiter im Steilflug nach oben. Die 20-jährige Bundesligaspielerin des SVW gewann bei den Frauen die deutschen Meistertitel im Schnellschach und im klassischen Schach, wurde Siebte bei der U 20-WM und feierte bei den Frauen ihr WM-Debüt im Schnell- und im Blitzschach.

Mannschaft des Jahres (Kandidaten)

Die Lateinformation des Grün-Gold-Clubs Bremen hat unter ihren Trainern Roberto und Uta Albanese sowie Sven Emmrich gewonnen, was es zu gewinnen gab. Bundesliga-Meister, dann zum fünften Mal Europameister, zum zwölften Mal Weltmeister und zum 17. Mal Deutscher Meister: In dieser Reihenfolge eilte die weltweit erfolgreichste Lateinformation der vergangenen 20 Jahre mit der Choreografie "Emozioni" 2022 von Sieg zu Sieg. Beeindruckend, wie sich der GGC an der Spitze hält.

Nicht minder beeindruckend, wie die Fischtown Pinguins Jahr für Jahr die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) aufmischen. Titel blieben dem Team von Trainer Thomas Popiesch bislang verwehrt, aber trotz kleinen Etats bietet es der Konkurrenz Paroli. Nach fünf Siegen zu Beginn der Saison grüßten die Pinguins sogar als Tabellenführer.

Ganz Bremen jubelte im Mai, als der SV Werder nach einjähriger Abstinenz in die Fußball-Bundesliga zurückkehrte. Trainer Ole Werner hatte die Mannschaft im tristen Tabellenmittelfeld übernommen und sie anschließend zu einer Spitzenmannschaft geformt. Nach dem Aufstieg begeisterte Werder die Fans mit vielen guten Auftritten.

Trainerin des Jahres: Katharina Kort

Seit mehr als zwanzig Jahren macht sie das schon. Sie war gerade mal 14, als Katharina Kort begann, andere Mädchen und Kinder im Turntraining beim TuS Huchting zu betreuen. Inzwischen ist sie 36, hat drei eigene und viele Turn-Kinder und ist nicht nur in der Bremer Turnszene bestens vernetzt und bekannt. Der zuletzt steil angestiegene Bekanntheitsgrad hat dabei mit einem besonderen Engagement zu tun. Vor elf Jahren landete ein Mädchen mit außergewöhnlicher Begabung in der bescheiden ausgestatteten Huchtinger Halle – und ein bisschen wie im Rocky-Film begann der Aufstieg einer Bremer Sportlerin aus sehr bescheidenen Verhältnissen bis an die Pforte der Weltspitze. Die Rede ist von Karina Schönmaier, die im vergangenen Herbst den TuS Huchting verließ und an den Olympiastützpunkt nach Chemnitz gewechselt ist. Schönmaiers Talent und Trainingsfleiß waren quasi die eine Hälfte dieses fast märchenhaften Aufstiegs, Korts Engagement die andere. Viele Stunden und vor allem unbezahlte Überstunden investierte sie, reiste mit ihrer Athletin regelmäßig zum Training nach Buchholz, zu Lehrgängen und Turnieren nach Süddeutschland, holte Expertenrat ein, bastelte Nachmittag für Nachmittag in der heruntergekommenen Bremer Turnhalle an neuen Elementen und Schwierigkeitsgraden. Bis schließlich 2022 der Sprung in die deutsche Nationalmannschaft und in den Bundeskader gelang – und die zweite Medaille bei deutschen Meisterschaften herauskam. Die Krönung: Karina Schönmaiers WM-Start in Liverpool.

Behindertensportlerin des Jahres: Anna Josephine Schulz

Bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft 2020 holte sie zweimal Gold, 2022 erschwamm sie mit ihrem Verein einen deutschen Titel und stellte einen neuen Rekord auf: Die Paraschwimmerin Anna Josephine Schulz hat schon viel erreicht. Mit rund sechs Monaten besucht sie beim Babyschwimmen den ersten Schwimmkurs, mit fünf Jahren attestieren Ärzte eine aggressive Form der Skoliose. Die hat eine starke Wirbelsäulenverkrümmung zur Folge; Schulz schwimmt weiter mit den gesunden Schwimmerinnen. Das wöchentliche Training reduziere viel Stress, erzählt die 19-Jährige. "Im Wasser nehme ich meine Einschränkung nicht mehr so wahr." Was sie bedauert: Offiziell Bremen auf Wettkämpfen repräsentieren, das klappt bisher nicht.

Stattdessen tritt die Auszubildende für den Hamburger Verein Alstersport an. Sie ist zwar in Bremen aufgewachsen und freut sich, beim TuS Huchting trainieren zu können. Über den Verein erhält sie aber keine separate Unterstützung, wie Einzeltrainings. Auch beim Vorgängerverein, dem Schwimmverein Bremen 1910, hat das nicht geklappt. Die Vereine argumentierten, dass die Ressourcen oder die Zeit fehlten, um Schulz die Teilnahme an Para-Wettbewerben zu ermöglichen. Als einzig bekannte Paraschwimmerin in Bremen fühle sie sich manchmal unsichtbar, sagt sie. Umso mehr habe sie sich über den Preis gefreut: "Als der Anruf kam, habe ich mich endlich gesehen gefühlt."

Nachwuchsförderpreis Individualsport: Alexandru Negel

Montag bis Freitag boxt Alexandru Negel jeweils zwei Stunden, sonntags steht er gegen sechs Uhr auf, um joggen zu gehen. Der 15-Jährige aus Bremerhaven will hoch hinaus. Im März geht es zu den U17-Meisterschaften, ohne Medaille möchte Negel nicht heimkommen.

Mit acht Jahren fängt er an zu boxen, nimmt später an den U15- und U17-Meisterschaften teil und wird Dritter. Der Ehrgeiz ist dem Gymnasiasten deutlich anzumerken. "Wenn mein Gegner zehn Runden joggt, dann muss ich 20 machen. Um doppelt so gut zu sein", sagt er.

Seine Technik im Boxring? Er selbst sei ein Konterboxer, sagt Negel. Oft sei er kleiner als sein Gegner, lasse diesen erst einmal an sich rankommen. Dann kontere er und schlage selbst zu. Immer die Deckung hochhalten, den Gegner beobachten und schnelle Reflexe zeigen: Irgendwann will Negel einmal so gut wie sein Idol sein, der mexikanische Profi-Boxer Saul Canelo Alvarez. Er ist auf einem guten Weg: Von bisher 14 Kämpfen hat Negel erst zwei verloren. Seine Noten leiden unter dem vielen Sport übrigens nicht. Er sei ein Einserschüler, heißt es vonseiten seines Vereins, dem Weser-Boxring Bremerhaven. 

Boxen ist zwar eine Einzelsportart, ihm gebe die Atmosphäre in der Boxhalle aber viel, sagt Negel. Witze mit dem Trainer reißen und der Handschlag nach einem Kampf: Beim Boxen gehe es auch um das Miteinander und Respekt. Für die nächsten Kämpfe nimmt er eine Portion Extramotivation mit. "Als ich vom Förderpreis erfahren habe, bin ich vor Freunde in die Luft gesprungen", sagt Negel.

Nachwuchsförderpreis Mannschaft: Luna Albanese und Dimitrii Kalistov

Bei der Suche nach einem altersmäßig und körperlich passenden Tanzpartner sind sie quasi international gecastet worden. Sie sind viel gereist und haben regelmäßig in Zeitblöcken von bis zu zehn Wochen zusammen trainiert. Seit 2019. Sie haben Corona mit einer einjährigen Zwangspause getrotzt und schließlich nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nach einer Aufsehen erregenden Flucht eine gemeinsame Heimat gefunden. Die Bremerin Luna Albanese und der aus der Ukraine kommende und jetzt ebenfalls in der Hansestadt lebende Dimitrii Kalistov haben viel investiert – und sie haben sich dafür belohnt: Bei der Weltmeisterschaft der Lateinpaare in der Altersklasse Junioren II setzte sich das für den gastgebenden Grün-Gold-Club Bremen startende Nachwuchspaar im Juni 2022 unter 66 Teilnehmern souverän mit allen Einsen durch.

Die beiden 15-Jährigen, die zuvor in ihrer Altersklasse bei nationalen Meisterschaften bereits vier Titel gewonnen hatten, sorgten damit für großen Jubel beim heimischen Anhang im Bremer Congress-Centrum und für Freudentränen bei den Eltern Uta und Roberto Albanese sowie Dimitriis Mutter Lyubov Kalistov, die bei der Siegerehrung Hand in Hand mitgefiebert hatten. Das Grün-Gold-Paar hatte tänzerisch voll überzeugt, mit viel Ausdruck und sehr harmonisch getanzt. „Es war unser Ziel, Weltmeister zu werden“, sagte Luna Albanese. „Wir sind schon ein gutes Paar“, erklärte Dimitrii Kalistov. Ein Paar, das jetzt für diesen Erfolg mit dem Nachwuchsförderpreis in der Kategorie Mannschaft ausgezeichnet wird. 

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Zur Sache

Mitglieder der Jury: Sie wählen Bremens Sportlerinnen und Sportler des Jahres 

Die Jury besteht aus Mathias Sonnenberg (WESER-KURIER), Britta Schnebel (Radio Bremen), Ludwig Evertz (Ehrenmitglied), Oliver Rau (Wirtschaftsförderung), Peter Gagelmann (Sportstiftung Bremen), Monika Wöhler (Landessportbund), Jörg Niemeyer (Verein Bremer Sportjournalisten), Philipp Reinermann (Wirtschaftsjunioren Bremen), Bernd Giesecke (Behindertensportverband), Dietmar Rose (Nordsee-Zeitung) und Matthias Bartels (Energy Bremen).

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