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Lächelnd zu zwei EM-Titeln Karina Schönmaier und das Geheimnis um ihre neue Leichtigkeit

Sie hat schwere Zeiten durchgemacht. Und im Mai bei der EM den vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere gefeiert. Die zweifache Europameisterin spricht über ihren Weg zum Erfolg und über neue Ziele.
23.06.2025, 05:00 Uhr
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Karina Schönmaier und das Geheimnis um ihre neue Leichtigkeit
Von Jörg Niemeyer

Karina Schönmaier (19)

ist als Kunstturnerin beim TuS Huchting groß geworden und Ende 2022 an den Olympiastützpunkt Sachsen nach Chemnitz gewechselt. Inzwischen als Sportsoldatin bei der Bundeswehr angestellt, startet Karina Schönmaier jetzt für den TuS 1861 Chemnitz-Altendorf. Sie gewann Ende Mai bei den Europameisterschaften in Leipzig eine Silber- und zwei Goldmedaillen.

Frau Schönmaier, seit Ende Mai, seit Ihrer grandiosen Europameisterschaft mit den Goldmedaillen im Mixedwettbewerb und beim Sprung, werden Sie als Shooting-Star des Deutschen Turner-Bunds gefeiert. Wie weit haben Sie das schon realisieren können?

Ich hab es zunächst gar nicht realisieren können, weil mein Leben ganz normal weitergegangen ist. Erst eine Woche später, als ich über all das nachgedacht habe, was ich geschafft habe und wie es angefangen hat, sind mir zu Hause auf dem Sofa die Tränen nur so 'runtergekullert. Es ging so viel durch meinen Kopf, das war krass. Aber dann hatte ich es auch realisiert.

Wie haben die ersten Wochen nach der EM für Sie ausgesehen, war an Training überhaupt zu denken?

Ich hatte erst einmal eine Woche lang einen Medienlehrgang bei der Bundeswehr. Das hat mir sehr gutgetan. In dieser Woche hatte ich auch trainingsfrei. Dann bin ich langsam wieder ins Training eingestiegen. Jetzt kann ich endlich auch wieder neue Elemente trainieren. Es war aber ziemlich schwer für den Körper, wieder 'reinzukommen.

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Erklären Sie bitte einmal, wie es möglich ist, dass eine Turnerin aus Bremen mit einer maroden Sporthalle in Huchting als langjährige Trainingsstätte bis in die europäische Spitze durchstartet.

Der Hauptgrund dafür liegt sicher in meinem Wechsel nach Chemnitz, wo ich unter den Trainern Anatol Ashurkov und Tatjana Bachmayer und den dortigen Bedingungen deutlich besser geworden bin. Ich habe hart an mir gearbeitet, um meine Ziele zu erreichen.

Und wie denken Sie an Ihre Zeit in Huchting zurück?

Ich hatte in Bremen ein sehr gutes Umfeld, fühlte mich immer gut aufgehoben und habe das Beste aus den Möglichkeiten gemacht. Ich bin ja schon damals viel mit meiner Trainerin Katharina Kort herumgereist, um bessere Bedingungen in Buchholz oder in Hannover zu nutzen.

Welchen Anteil an Ihrem Höhenflug haben Ihre Trainer, Katharina Kort in Bremen, sowie Anatol Ashurkov und Tatjana Bachmayer in Chemnitz und vielleicht auch Ihr Status als Sportsoldatin?

Ohne meine Trainer hätte all das nicht funktioniert – ich bin allen drei sehr dankbar, dass sie mich so weit gebracht haben. Die Bundeswehr war für mich natürlich eine tolle Chance, Sport und Beruf zu koordinieren, mich auf den Sport zu konzentrieren und auch finanziell gut unterstützt zu werden.

Sie haben Bremen Ende 2022 verlassen und anfangs eine schwierige Zeit in Chemnitz erlebt. Wie haben Sie es hinbekommen, stärker als zuvor in die Erfolgsspur zurückzufinden?

Am Anfang war es tatsächlich schwierig, weil ich erstmals weg von zu Hause war und mein Alltag plötzlich ganz anders aussah und ich doppelt so viel Training hatte. Das war für mich alles sehr schwer zu managen. Aber in Chemnitz habe ich viel Unterstützung bekommen. Wenn ich Hilfe brauchte, war immer jemand für mich da. Deshalb konnte ich auch aus meiner schwierigen Lage wieder herauskommen.

Bei der EM haben Sie nicht nur mit Ihrer sportlichen Leistung geglänzt, sondern auch mit Ihrem fröhlichen, sehr gelöst wirkenden Auftreten. Waren Sie wirklich so entspannt oder konnten Sie Ihre Anspannung perfekt überspielen?

Natürlich war ich ein bisschen angespannt. Es lag ja auch viel harte Arbeit hinter mir. Ich war schon nervös. Aber ich bin ein Mensch, der fröhlich in die Wettkämpfe hineingeht und die Nervosität dann auch überspielen muss. Das ist mir gelungen. Im Wettkampf selbst habe ich nichts mehr überspielen müssen. Es hat mir einfach nur Spaß gemacht, meine Übungen zu zeigen und mein Bestes zu geben. Ich wusste ja, dass ich bestens vorbereitet war. Es war eine krasse EM – wie in einem Traum. Ein unbeschreibliches Gefühl, als klar war, dass ich im Sprung Gold gewonnen habe.

Wie fühlt es sich an, auf einmal im Rampenlicht zu stehen und eine begehrte Gesprächspartnerin zu sein?

Ich hatte noch gar nicht so viel zu bewältigen. Ich denke, dass das mit der Zeit noch kommen wird. Ich werde das alles langsam auf mich zukommen lassen und vertraue auch dabei auf die Unterstützung aus meinem Umfeld.

Olympia 2028 in Los Angeles ist doch eigentlich die logische Folge aus Ihrer jüngsten Entwicklung. Wie wird es nun weitergehen, welche Ziele verfolgen Sie?

Die nächsten Wettkämpfe sind die Bundesliga Anfang Juli und die deutschen Meisterschaften Ende Juli, danach die WM im Oktober in Indonesien. Die ist am wichtigsten für mich, darauf liegt mein kompletter Fokus. Ich habe noch nie einen Wettkampf geturnt, der so weit weg stattfindet. Deshalb freue ich mich ganz besonders auf die WM. Wäre schön, wenn ich auch dort einen guten Wettkampf zeigen kann. Und klar: Olympia ist ein Kindheitstraum von mir. Wenn ich mich für Los Angeles qualifizieren könnte, wäre es natürlich sehr schön.

Olympisches Flair haben Sie ja schon 2024 in Paris erleben dürfen.

Ja, aber nur als Ersatzturnerin. Ich habe es also einmal schon knapp nicht geschafft. Hoffentlich klappt es beim nächsten Mal.

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