SV Werder gegen Mainz 05 – was nach Fußball-Bundesliga klingt, war am Sonnabend das Duell in der 2. Handball-Bundesliga der Frauen. Und obwohl die abstiegsgefährdeten Bremerinnen mit einem Tor verloren (25:26), gab es eine Menge Applaus vom Publikum. Damit ist viel gesagt über das Spiel: Werder schwankte mit guten und schwachen Phasen durch die Partie – hatte aber bis zur letzten Minute die Möglichkeit, zu punkten. „Im Prinzip haben wir uns selbst geschlagen“, haderte Trainer Timm Dietrich mit dem Ergebnis, „wenn wir nur ein oder zwei unserer freien Würfe verwandelt hätten, wäre das Ergebnis anders ausgefallen.“
Obwohl der Druck im Tabellenkeller schwer auf den Bremerinnen lastete, kamen sie gut ins Spiel. Dank der starken Leistung von Torhüterin Yasmin Friesen kassierten sie in den ersten fünf Minuten kein Gegentor und lagen 2:0 vorne. Und das vor den Augen von Werders Fußball-Cheftrainer Ole Werner, der auf der Tribüne der Klaus-Dieter-Fischer-Halle mitfieberte.
Einen Schlüsselmoment gab es in der 12. Minute: Werder führte mit 4:3, eroberte in der Abwehr zweimal den Ball – verwarf aber beide Tempogegenstöße. Statt einer 6:3-Führung fing sich die Mannschaft prompt das 4:4 und kam aus dem Tritt.
Immer wieder drohte im mühsamen Angriff nun Zeitspiel, die Durchschlagskraft im Rückraum war gering, auch wenn Dietrich alle möglichen Spielerinnen einsetzte. Die Ausfälle der Leistungsträgerinnen waren nicht zu verkraften. Immerhin: Neuzugang Leni Ruwe, die Schwester von Spielmacherin Emma Ruwe, traf in der ersten Halbzeit mit einem schönen Wurf aus dem Rückraum zum ersten Mal für die Grün-Weißen.
Das Problem waren nicht nur die vergebenen freien Würfe (auch von den Außenpositionen), sondern auch die hohe Zahl an Fehlern im Spielaufbau: Fangfehler, Abspielfehler, Schrittfehler – das machte es den Mainzerinnen leicht, die Führung auf einen Vier-Tore-Vorsprung zur Halbzeit auszubauen (9:13).
So war Werder gefordert, die zu schwache erste Halbzeit nach dem Seitenwechsel wieder umzubiegen – was schon ein Mal gelang in dieser schwierigen Saison. Und auch diesmal zeigten die Bremerinnen ihren Kampfgeist: Auf Basis einer starken Abwehrarbeit glich Werder zum 14:14 aus und überstand sogar eine Phase mit doppelter Unterzahl. Etwas Pech sorgte für überflüssige Zeitstrafen bei Werder, während sich Mainz weniger Fehler erlaubte. So zogen die Gäste wieder weg (20:24, 53. Minute).
Doch angetrieben vom Publikum in der vollen Halle kam Werder wieder heran, mit einem spektakulären Tor nach einem Kempa-Trick gelang Luca Marie Schumacher 15 Sekunden vor dem Ende der Treffer zum 25:26. Doch das war zu spät, jetzt rächten sich die Fehler aus der ersten Halbzeit. Es fiel kein Tor mehr. „Wir haben gezeigt, dass wir trotz der Ausfälle mithalten können“, meinte Dietrich, „diesmal hat die glücklichere Mannschaft gewonnen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns ins Spiel gekämpft, leider ist die Mannschaft dafür nicht belohnt worden.“ Zwar wirkte Naomi Conze kurz mit, aber die Rückraumspielerin hat noch Trainingsrückstand. Neuzugang Leni Ruwe hatte erst kurz mit dem Team trainiert.
Klar ist: In dieser Besetzung und durch den Ausfall wichtiger Spielerinnen wird es für Werder schwer, den Klassenerhalt zu schaffen. Wenn die Fehlerquote im Angriff aber sinkt, steigen die Chancen, den Kraftakt hinzubekommen.
Sv Werder: Friesen, Pajak, Fleischer – Conze, Schumacher (4), Probst (2), Becker (1), Häberle (4), Emma Ruwe (4), Leni Ruwe (2), Thorn, Albert (2), Birk (1), Rode (5)