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Hannah Fricke So erfreulich – und doch so ärgerlich

Hätten es nicht ein paar Zehntel schneller, ein paar Zentimeter höher oder weiter sein können? Werders Leichtathletik-Talent Hannah Fricke wird bei den deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Leverkusen Vierte.
24.01.2023, 05:00 Uhr
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So erfreulich – und doch so ärgerlich
Von Olaf Dorow

Wer schon einmal Vierter geworden ist in einem höherklassigen Wettkampf, der wird gut verstehen, dass Hannah Fricke sich so fühlte, wie sie es später erzählte. Sie habe da auf der Bahn in Leverkusen gesessen, erschöpft und außer Atem nach dem abschließenden 800-Meter-Rennen des Fünfkampfs, und habe sich innerlich gefragt: "Das ist jetzt nicht wahr, oder?" Es war aber wahr. Gerade realisierte sie: Die Bronzemedaille im Mehrkampf der deutschen U18-Meisterschaften hat sie um drei Punkte verpasst. Die Werder-Athletin hatte es auf 3697 Punkte gebracht, Leonie Kroter (DJK SG Wasseralfingen) hatte 3700 Punkte gesammelt. Wäre Hannah Fricke drei Zentimeter weiter oder höher gesprungen, hätte sie die Kugel nur eine Winzigkeit weiter gestoßen, wäre ein paar Hundertstel schneller über die Hürden gesprintet oder eine halbe Sekunde schneller über 800 Meter gelaufen, wäre sie zur Siegerehrung gerufen worden.

Dass Hannah Fricke als Trauerkloß aus Leverkusen zurückgekehrt ist, braucht man sich aber nicht vorzustellen. Nicht nur, weil sie mit etwas Abstand sagen konnte, sozusagen ganz ritterlich: "Na gut, drei Punkte sind drei Punkte." Sie hatte einen bravourösen Mehrkampf hingelegt, ihren ersten nach mehr als anderthalbjähriger Pause. Mit einer Sondergenehmigung, unterstützt vom Bundestrainer Kai Dockhorn, durfte sie trotz fehlender Vorleistung antreten in Leverkusen. Eine konkrete Platzierung habe sie sich nicht zum Ziel gesetzt. Vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf, den sie als Zweitschnellste der 17 Konkurrentinnen absolvierte (2:26,67 min.), habe sie zum ersten Mal auf den Zwischenstand geschaut. Und gesehen, dass sie nach 9,05 Sekunden über die 60 Meter Hürden, 1,64 Metern im Hochsprung, 11,11 Metern im Kugelstoßen und 5,42 Metern im Weitsprung auf Rang fünf liegt. "Meine nicht vorhandenen Erwartungen haben sich erfüllt", sagte sie mit Blick auf ihre Position in der nationalen Spitze ihrer Altersstufe. Sie freue sich sehr, nach der ungewollt langen Auszeit wegen einer Knieverletzung "wieder im Spiel" zu sein. Zuletzt habe sie "so viel wie noch nie" trainiert, fünfmal pro Woche.

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Die Hallensaison, kaum gestartet, findet für Hannah Fricke jetzt ein verfrühtes Ende, sie startet nur noch an diesem Sonnabend bei einem Meeting in Hamburg im Dreisprung. Grund: Ab Mitte Februar stehen für die Gymnasialschülerin ein Praktikum auf Sylt sowie ein Schüleraustausch in Kamerun an. Danach beginnt die Vorbereitung auf die Sommersaison, in der verstärkt Einheiten für die Disziplinen Kugelstoßen, Hochsprung und 800-Meter-Lauf anstehen sollen. Bremens derzeit leistungsstärkste Leichtathletin schaut voller Zuversicht voraus. In Leverkusen, erzählt sie, habe sie Bundestrainer Dockhorn nach ihrem Start mit Sonderstartrecht im Zieleinlauf gelobt: "Na, hat sich doch gelohnt!" Das machte den Ärger über die verpasste Medaille schon wieder ein bisschen kleiner.

Als zweite Werder-Athletin war in Leverkusen Wiebke Oelgardt angetreten, ebenfalls mit Sonderstartrecht nach langer Verletzungspause. Mit 3644 Punkten kam die 21-jährige Studentin auf Rang zehn im Fünfkampf der Frauen.

Zur Sache

Doppelsieg für Benjamin Heideman

Werder-Talent Benjamin Heideman war der erfolgreichste Bremer der gemeinsam mit Niedersachsen ausgetragenen Landesmeisterschaften in der Halle. Heideman überquerte in seinem ersten U18-Jahr im Stabhochsprung erstmals 4,00 Meter und siegte mit neuer Bestzeit von 8,38 Sekunden auch über 60 Meter Hürden. Eine dritte Medaille holte er als Zweiter im Hochsprung (1,84 Meter). Sein Trainer Lars Keffel gewann in Hannover den Titel bei den Männern mit dem Stab, er übersprang 5,00 Meter. Im Dreisprung siegte Keno Krieger mit 13,98 Metern. Weitere Werder-Erfolge kamen durch Sprinterin Sandra Dinkeldein (24,44 sec. über 200 Meter) sowie Läuferin Carolin Kirtzel (1500 m in 4:26,33 min.) zustande.

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