Adrian Breitlauch trug auch an diesem Montag beim Gang zum Bäcker noch das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Der historische Titelgewinn bei dieser Weltmeisterschaft auf den Philippinen hat das Bremerhavener Basketball-Urgestein mit Stolz erfüllt. An diesem Donnerstag wird der gebürtige Bremer 30 Jahre alt. Er hat bereits einiges erlebt in seiner Laufbahn, die er zum Großteil bei den Eisbären in Bremerhaven verbracht hat. Breitlauch war mit seinem Heimatverein unter anderem auch mehrere Jahre in der Bundesliga vertreten – und er kann nun sogar von sich behaupten, gegen fast alle WM-Helden von Manila schon mal selbst gespielt zu haben.
Auch Breitlauchs Teamkamerad Robert Oehle kennt das Gros der deutschen Auswahl aus früheren Bundesligazeiten noch persönlich, mit Andreas Obst hat er in Gotha einst zusammengespielt. Entsprechend groß war also die emotionale Nähe der Eisbärenspieler zur deutschen Mannschaft in den zurückliegenden Tagen und Wochen. Das Basketballfieber hatte auch die Seestädter gepackt, und nicht nur Kapitän Oehle hat alle acht Auftritte der deutschen Mannschaft mit großer Begeisterung verfolgt.
Zehn Profis umfasst der aktuelle Eisbären-Kader. Fünf davon haben einen deutschen Pass, weitere vier sind Amerikaner. Ebenso wie Headcoach Steven Key. Das mit Spannung erwartete Halbfinale der deutschen Auswahl am vergangenen Freitag gegen den Turnierfavoriten USA wurde somit kurzerhand auch zu einem teaminternen Event. Beamer, Couch und Pizza für alle sorgten für das Ambiente, bezahlen durften das Essen am Ende – die Amerikaner. Steven Key nahm es mit Humor. "Ich konnte ja nicht verlieren", sagt der 55-Jährige, der bereits seit zwei Jahrzehnten in Deutschland lebt und arbeitet. Auch ihn erfülle der deutsche Triumph mit Stolz, "Deutschland ist verdient Weltmeister geworden", sagt Key anerkennend.
Nun gilt es für die Eisbären, diesen Erfolg auch auf lokaler Ebene sichtbar zu machen. Etwa durch das Tragen des Trikots, so wie es Adrian Breitlauch vormacht. Oder durch Angebote, wie es die Eisbären Bremerhaven im Anschluss gemacht haben. Der Verein hat nämlich umgehend noch einmal die Termine für das Schnuppertraining veröffentlicht. Was genau der WM-Erfolg auslösen wird und ob es an der Basis einen spürbaren Effekt geben wird, vermag Nils Ruttmann nicht einzuschätzen. Der Eisbären-Geschäftsführer sagt aber auch: "Wenn morgen 100 neue Kinder in die Halle kommen, sind wir bereit. Die Ressourcen sind da."
Von der Grundschulliga bis hin zur Mannschaft in der Nachwuchs-Bundesliga NBBL, die sich in der A-Division mit den besten Klubs in Deutschland misst, ist Bremerhaven für seine herausragende Nachwuchsarbeit bekannt und mehrfach zertifiziert. "Wir haben auf allen Segmenten immer wieder unter Beweis gestellt, dass der Weg bei uns bis in die nationale Spitze führen kann", betont Ruttmann. Nicht ohne Grund stelle der Verein in Bremen und Niedersachsen die größte Nachwuchsabteilung mit den meisten aktiven Kindern und Jugendlichen im Spielbetrieb. "Wir liegen in dieser Statistik noch vor den Bundesligisten Oldenburg, Vechta und Göttingen."
Gleichwohl werde man genau jetzt verstärkt die Werbetrommel rühren, sagt Ruttmann. Eine Woche lang werden die Eisbären auf Heimspieltickets für die am 30. September beginnende Zweitligasaison einen 20-prozentigen WM-Rabatt anbieten. Man wolle zeigen, dass auch vor der Haustür attraktiver, begeisternder Basketball gespielt werde. "Auch mit Spielern, die aus der Region und aus unserem Nachwuchs kommen", sagt Ruttmann. Man müsse diesen Schwung mitnehmen, sagt auch Routinier Oehle. Der deutsche Sport brauche solche Flaggschiffe, der WM-Triumph sei deshalb auf allen Ebenen enorm wertvoll für den Basketball in Deutschland.
Den Nachwuchs abholen, die Fans begeistern, das sind die Themen, die die Eisbären indes nicht erst seit diesem Sonntag begleiten. Bestes Beispiel dafür ist der Tag der Eisbären-Fans, der an diesem Sonnabend stattgefunden hat. Eingerahmt quasi von WM-Halbfinale und WM-Finale, "vom Zeitpunkt her war das ganz charmant", sagt Nils Ruttmann. Die Eisbären haben dabei Nähe gezeigt, das von Eventmanagerin Vanessa Wrieden entwickelte Konzept punktete mit vielen Interaktionen zwischen Spielern und Besuchern.
Im Foyer der Stadthalle hatten die Fans unter anderem Gelegenheit, mit Adrian Breitlauch Papierboote zu falten, gegen Steven Key "Vier Gewinnt" zu spielen, sich einen Schnappschuss in der Fotobox mit Ray Simmons zu sichern oder die Treffsicherheit von Matt Frierson zu bewundern. Besonders gefeiert wurde auch der Auftritt von Neuzugang Jordan Giles mit dem Eisbären-Danceteam. "Das war eine sehr gelungene Veranstaltung", sagt Steven Key. "Ich hoffe, dass uns auch dieser Tag der Fans weiteren Rückenwind für die neue Saison gibt."