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Hip-Hop Zwei Bremerhavener sind Vize-Weltmeister

Eines der besten Hip-Hop-Duos der Welt kommt nicht aus den USA, sondern aus Bremerhaven. Nach zahlreichen Erfolgen im Junioren-Bereich sind Moritz Beer und Robin Schröder jetzt bei den Erwachsenen Vize-Weltmeister geworden.
15.10.2014, 00:00 Uhr
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Von NICO SCHNURR

Eines der besten Hip-Hop-Duos der Welt kommt nicht aus den USA, sondern aus Bremerhaven. Nach zahlreichen Erfolgen im Junioren-Bereich sind Moritz Beer und Robin Schröder jetzt bei den Erwachsenen Vize-Weltmeister geworden.

Moritz Beer und Robin Schröder teilen fast alles miteinander: die Leidenschaft zum Hip-Hop, die Erfolge in ihrem Sport, die Frisur – und sogar die Zahnbeschwerden. Vom Siegertreppchen der Hip-Hop-WM in Bochum ging es für die Bremerhavener deshalb gemeinsam auf den OP-Tisch. Seit diesem Jahr starten die 18-Jährigen als Duo bei den Erwachsenen. Die typischen Teenager-Probleme bleiben ihnen deshalb aber nicht erspart – schmerzende Weisheitszähne eingeschlossen. „So schlimm war die Operation nicht, alles wieder gut“, sagt Moritz Beer. Deutlich schlimmer seien die Tage danach gewesen.

Über eine Woche mussten die neuen Vize-Weltmeister im Hip-Hop-Duo auf das Tanzen verzichten. Das hatte es bei den Beiden seit zwei Jahren nicht mehr gegeben. Damals begann der kometenhafte Aufstieg des Duos aus der Seestadt. Vom Überraschungserfolg bei den Norddeutschen Junioren-Meisterschaften 2012 hin zum Vize-Weltmeistertitel bei den Erwachsenen vor wenigen Wochen: Beers und Schröders sportliche Laufbahn verlief ähnlich explosiv und dynamisch wie es ihr Tanzstil ist.

Sie tanzen Hip-Hop im Duo. Ob parallel, ergänzend oder spiegelbildlich: Jeder ihrer Tanzschritte ist dabei auf den des Gegenübers abgestimmt. Der Stil des Gespanns ist dabei von unterschiedlichsten Spielarten im sehr vielfältigen Feld des Hip-Hops beeinflusst. „Wir haben in den letzten Jahren aus ganz verschiedenen Einflüssen unseren ganz eigenen Stil entwickelt. Die stärkste Inspiration in unserem Tanz kommt aber wohl aus der Krumping-Szene“, erklärt Robin Schröder. Breitbeiniges Stampfen, wildes Schwingen der Arme, ruckartiges Hochschnellen der Brust: Krumping gilt als besonders ausdrucksstarke Form des Hip-Hops. Eine Mischung aus Akrobatik und Athletik. Beer und Schröder nennen das „aggressiv und exakt“.

Ganz so aggressiv und dynamisch ging es beim Duo aber nicht immer zu. Noch vor einem Jahr tanzten Beer und Schröder im Jugendbereich. Binnen eines Jahres wurden sie deutscher, Europa- und Weltmeister. „2013 war sportlich komplett abgefahren für uns. Das ging alles sehr schnell“, sagt Beer. Doch dann stand der Wechsel zu den Erwachsenen an. Und mit ihm die bisher größte Herausforderung ihrer jungen Karriere. „Wir durften nicht mehr so kindlich wirken. Plötzlich mussten wir in unserem Tanz sehr erwachsen sein. Das war eine große Umstellung“, meint Schröder.

Die Konsequenz: Gemeinsam mit ihrem Trainer stellten die beiden besten Freunde die Art ihrer Choreografien um. Eine Minute dauern solche Wettkampf-Choreografien. Vielseitig und abwechslungsreich sollten sie sein, sagt Beer. Zu welchem Song sie ihre „Choreos“ tanzen müssen, wissen die Bremerhavener vor Meisterschaften nicht. „Bekannt ist vorher nur die Geschwindigkeit der Songs“, erklärt Beer.

Deutlich besser lässt sich dagegen ein ebenso wichtiger Bestandteil des Auftritts planen: die Outfits. Wer Hip-Hop tanzt, will Trends setzen. Egal ob Tanzschritte oder Bühnenoutfits: Wer es schafft, Neues in der jungen, sich ständig wandelnden Stilrichtung zu etablieren, bekommt Aufmerksamkeit und Anerkennung. Beer und Schröder ist das bereits mehrfach gelungen. Oft nähen sie ihre Outfits sogar selbst. Für die Junioren-WM in Kopenhagen entwarfen sie im vergangenen Jahr schrille Pullover mit Leo-Prints und färbten ihre Haare weiß. Das Video des Auftritts wurde bei YouTube tausendfach geklickt, die Tanzschritte und Kleidung nachgeahmt.

Dabei findet das Können der beiden Tänzer längst auch außerhalb der Hip-Hop-Szene Beachtung. Zusammen mit ihrer Bremerhavener Tanzgruppe, der „Military Crew“– zu der auch Bremens Sportler des Jahres 2014, Vadim Averin (15), gehört – nahmen sie im Sommer an der Pro7/Sat1-

Castingshow „Got to dance“ teil. Die Gruppe verpasste das Finale nur knapp, wurde von Jurorin Nikeata Thompson aber als „urban Crew mit internationalem Format“ geadelt. „Die Sendung hat total Spaß gemacht. Unser Ziel war es, dort Erfahrung und nicht unbedingt Platz eins zu holen oder das große Geld zu verdien“, sagt Beer.

Mit Hip-Hop Geld verdienen und den Lebensunterhalt finanzieren – das ist trotzdem der große Traum der beiden Talente. „Von Meisterschaften allein wird man nicht leben können, das ist zu unregelmäßig. Durch Show-Auftritte, Workshops oder Unterricht ist es aber möglich, damit ein monatliches Einkommen zu haben“, erklärt Schröder. Die Chancen stehen jedenfalls gut. Schließlich sind Beers Eltern, Horst und Andrea Beer, nicht nur ehemalige Weltmeister im Latein-Tanz, sondern auch Inhaber der Tanzschule Beer in Bremerhaven. Hier lernten sich die beiden Vize-Weltmeister vor Jahren kennen.

Heute unterrichten Beer und Schröder den Bremerhavener Hip-Hop-Nachwuchs. Die Tanzschule profitiert davon. „Es kamen schon öfter Touristen aus anderen Bundesländern, die in den Stadt waren und den Jungs beim Training zu schauen wollten“, sagt Andrea Beer. In der Tanzschule hat es in den letzten Jahren einen echten Hip-Hop-Boom gegeben, sagt Sohn Moritz Beer.

„Hip-Hop ist inzwischen durch die vielen Erfolge allgegenwärtig in Bremerhaven. Und in den Köpfen der Leute angekommen“, sagt Robin Schröder. Wenn das so sein sollte, wäre es neben der Vize-Weltmeisterschaft ihr zweiter großer Erfolg.

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