Rund 621 Millionen Euro hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium an Einkommensunterstützung für Landwirtinnen und Landwirte in den EU-Förderregionen Niedersachsen, Bremen und Hamburg auf den Weg gebracht. Das teilt die Niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) mit. „Dass wir die flächen- und tiergebundenen Direktzahlungen der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) an 98 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe auszahlen konnten, ist eine gute Nachricht für knapp 43.000 Antragstellende", sagt die Ministerin. Insgesamt seien 130.000 Anträge bearbeitet worden.
Im Landkreis Osterholz wurden laut Niedersächsischer Landwirtschaftskammer 807 Antragsstellenden flächenbezogene Direktzahlungen aus dem GAP-Topf in Höhe von insgesamt 10,8 Millionen Euro bewilligt. Mit den Bescheiden seien zudem die Zahlungen für die Teilnahme an sogenannten Ökoregelungen an 966 Antragsteller genehmigt worden. 57 Junglandwirte bekamen eine Einkommensstützung. 147 Landwirten wurden sogenannte gekoppelte direkte Zahlungen in Höhe von rund 215.500 Euro überwiesen.
Der Präsident des Bremischen Landwirtschaftsverbandes (BLV), Hilmer Garbade, findet die Unterstützung von Landwirtinnen und Landwirten "im Kern gut", sieht die Umsetzung der EU-Förderprogramme jedoch kritisch. "Das Fördersystem ist sehr kompliziert", sagt der Blocklander. Die Antragstellung sei oft nur mit zusätzlicher Beratung von außen möglich. Förderpauschalen seien im Rahmen der GAP-Förderung zum Teil um die Hälfte gekürzt worden. Von den Einkommensunterstützungen für Landwirte bleibe insgesamt immer weniger Geld übrig, weil diese zunehmend mit Auflagen verbunden seien.
Die Bedingungen, zu denen Landwirte in Niedersachsen produzieren müssten, seien zu teuer, ergänzt der Landvolkvorsitzende im Kreis Osterholz, Stephan Warnken. Nur deshalb müssten Landwirte überhaupt Unterstützung beantragen. Der Landvolkverband Osterholz müsse viel Beratungsleistung erbringen, damit Landwirtinnen und Landwirte durch die Flut von Antragsmöglichkeiten durchsteigen. Die Förderprogramme der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) seien zu kompliziert, sagt auch Warnken.
Neue Verhandlungen laufen
"Die Suppe wird immer dünner", kritisiert der Landvolkvorsitzende weiter. Auf vielen Höfen, die zur Ernährungssicherheit der Bevölkerung beitragen, sei die Unterstützung lediglich ein Ausgleich für Verluste – "aber kein echter Anreiz". Die Akzeptanz für das komplizierte Fördersystem sinke innerhalb der Branche stetig. Die Verhandlungen, wie es für die kommende Förderperiode weitergehen könne, seien im vollen Gange. Stephan Warnken und Hilmer Garbade wünschen sich zukünftig weniger Auflagen und mehr Handlungsspielräume für Landwirtinnen und Landwirte.
Ministerin Staudte erklärt indes für die neue GAP-Förderperiode in Richtung EU: „Unsere heimische Landwirtschaft wird nur dann zukunftsfähig und damit auch wettbewerbsfähig sein, wenn unsere Lebensmittel auf klimaresilienten Betrieben im Einklang mit dem Schutz unserer Natur produziert werden. Dabei muss die gemeinsame europäische Agrarpolitik - die GAP - die Landwirtinnen und Landwirte künftig zielgerichteter unterstützen und ökologische Leistungen wirklich entlohnen." Die neue Förderperiode beginne 2028. Jetzt müssten die Weichen gestellt werden. "Wer etwas für die Umwelt leistet, muss auch Geld damit verdienen können und nicht nur wie bislang für Mehrkosten oder die Ertragsminderung entschädigt werden“, so die Ministerin.
In Niedersachsen, Bremen und Hamburg hätten in diesem Jahr rund 60 Prozent der begünstigten Landwirtinnen und Landwirte freiwillig mindestens eine Ökoregelung umgesetzt", berichtet Staudte weiter. Dazu zählten das Anlegen von Blühstreifen, die Einrichtung von Agroforstsystemen oder der Verzicht, Anteile der Betriebsflächen zu bewirtschaften und der Natur zu überlassen. "So wurden Ökoregelungen auf insgesamt knapp 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Niedersachsens umgesetzt." Das sei ein Schritt in die richtige Richtung für mehr Klimaschutz und Artenvielfalt, so die Ministerin.