Wer nicht angemeldete Fahrzeuge auf öffentlichem Grund abstellt, riskiert seit Sonntag, sofort abgeschleppt zu werden. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hat vor zwei Wochen einen entsprechenden Erlass angekündigt. Seitdem sind beim Ordnungsamt 120 über ganz Bremen abgestellte Schrottautos gemeldet worden. Am Montagmorgen ist nun der erste Abschleppwagen in Blumenthal vorgefahren.
Erst im April hatte Blumenthals Ortsamtsleiter Peter Nowack dem Innensenator seinen Stadtteil gezeigt. Als sie dabei auf das Autowrack eines weißen Opel-Astra-Kombis stießen, waren sich beide schnell einig, dass etwas passieren muss. Für Nowack kommt auf dem ehemaligen Gelände der Bremer Wollkämmerei noch der Ruf des Gewerbegebietes dazu: „Ich fahre hier doch auch mit Investoren durch. Da darf es einfach nicht so aussehen.“ Der Senator versprach damals, schnell zu helfen.
Allein die Ankündigung des Abschlepperlasses hat offenbar schon einiges bewirkt: „Wir hatten drei solcher Wagen in der George-Albrecht-Straße stehen. Die sind nach der Ankündigung des Erlasses über Nacht wieder aus der Straße verschwunden“, sagt Nowack am Montag. Der alte Opel gehörte nun zu den ersten Autos, die am Morgen abgeschleppt wurden. Damit habe dessen Besitzer schon 350 Euro an Kosten auf der Rechnung, sagt Nowack.
Bremen muss die Aktion mit etwa 60 000 Euro vorfinanzieren – bis man vielleicht an die Besitzer der Schrottautos herangekommen ist. „Dahinter steht aber doch die Frage, was uns die Zufriedenheit der Leute wert ist. Da sind die 60 000 Euro erst einmal gut ausgegebenes Geld,“ sagt der Ortsamtsleiter.
Zumal auf dem Gelände der Abschleppfirma in der Martinsheide 10 als nächstes genauer in das Auto hineingeschaut wird. Nowack: „Beim Opel ist es ja schon fast professionell gelaufen: Da hat einer die alten Kennzeichen abgeschraubt und auch an das Abschaben der grünen Plakette innen an der Windschutzscheibe gedacht.“ Es sei vorstellbar, dass auch die eingeprägten Fahrzeugdaten im Motorraum abgefräst seien. Damit könnten die Voreigentümer ermittelt werden, wobei das nach Darstellung des Innenressorts in vielen Fällen mit Schwierigkeiten verbunden ist. Hintergrund seien sogenannte Kettenverkäufe, so dass aus manchen Altautos Spekulationsobjekte würden. Mit jedem weiteren Verkauf seien bei dieser Praxis kleine Gewinnmargen zu erzielen, sagt Mäurer.
Nun wird so ein Wrack nach dem Abschleppen den Spekulanten entzogen. Eine Verschrottung beziehungsweise eine Verwertung sind nach dem neuen Erlass möglich. Grundsätzlich hat der Besitzer des Kombis jetzt vier Wochen Zeit, um den Wagen in der Martinsheide auszulösen. Für das Gebiet südlich der Lesum hat das Ordungsamt als Vertragspartner für die Aktion eine Verwertungsgesellschaft in der Simon-Bolivar-Straße 38 gefunden, wo Eigentümer ihre Autos in der Frist abholen können. Aber dann zahlen sie.
Auch das Fahrzeug bei der Polizei vorher als verschwunden zu melden, ist keine Masche, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Maximal ist sogar ein Strafverfahren wegen illegaler Abfallentsorgung möglich. Mäurer: „Wir betreten mit dieser Herangehensweise Neuland in Bremen. Sicherlich wird das auch nicht immer ganz geräuschlos abgehen, aber das nehme ich gerne in Kauf.“