Blockland. Beiratswahlen an der Wümme sind etwas Besonderes. Im Blockland ticken die Uhren anders. Jeder kennt jeden – 400 Menschen leben hier auf 30 Quadratkilometern. Wahlplakate gibt es deshalb nicht. Politik findet zuerst am Küchentisch statt, dann im Ortsamt. Zurzeit ist die CDU mit vier Personen im Beirat vertreten, die SPD hat zwei Sitze, die FDP ein Mandat. Die Verhältnisse im Blockland sind stabil, die sieben Sitze seit Jahren nach diesem Muster aufgeteilt. Das Besondere: Vier junge Leute lassen sich neu für den Blocklander Beirat aufstellen.
Die Neuen

Malte Gartelmann, CDU
Malte Gartelmann ist 32 Jahre alt. Er ist Landwirt und will die Zukunft am Deich mitgestalten. "Ich will die Generation der 30-Jährigen im Beirat vertreten", unterstreicht der Wasserhorster, der seit einem Jahr CDU-Mitglied ist. "Das Freizeitangebot für Kinder ist im Blockland eine Katastrophe", findet Gartelmann. Es fehle an öffentlichen Spielplätzen und Angeboten. "Die Bremer Politik verkauft das hier als Naherholungsgebiet, aber alles, was es hier gibt, entsteht aus privater Initiative und wird von den Blocklandern selbst bezahlt." Das solle sich zukünftig ändern.

Johannes Weyhausen-Brinkmann, parteilos
Johannes Weyhausen-Brinkmann (44) lebt mit seiner Familie in Wummsiede. Er ist, wie Gartelmann, hier geboren. Den Tischlermeister treibt zurzeit die rasante Fließgeschwindigkeit der Wümme um – "die Ufer brechen ab, dadurch gehen hier viele Pflanzen und Insekten verloren." Wenn es eine weitere Weservertiefung gebe, sei das nicht nur bedrohlich für die Menschen am Fluss, sondern auch für viele Arten. "Als Landwirt beobachte ich das genau", sagt Weyhausen-Brinkmann, der als Parteiloser für die CDU kandidiert.

Denny Drewes, SPD
Die SPD tritt diesmal mit den Politneueinsteigern Denny Drewes und Matthias Krebs zur Wahl an. Der 31-jährige Drewes ist Ingenieur und im Blockland aufgewachsen, war Vorsitzender in der Landjugend und ist dann zum Studium nach Hessen gezogen. Inzwischen lebt Drewes mit seiner Frau wieder im Niederblockland. "Mir selber ist es sehr wichtig, dass die Dorfgemeinschaft hier wächst und gedeiht. Daher bin ich auch als Vorsitzender im Heimatverein Blockland aktiv. Die Herausforderung dabei ist, Bräuche zu bewahren und Neues zu etablieren um die Interessen in unserer Dorfgemeinde nachhaltig zu fördern."

Matthias Krebs, SPD
Matthias Krebs ist Erzieher im Kindergarten und wohnt seit zehn Jahren mit seiner Familie im Blockland. "Es wird immer schwieriger, Menschen für das Ehrenamt zu begeistern. Freiwillig mit anzupacken und Zeit zu investieren ist leider keine Selbstverständlichkeit mehr", sagt der gebürtige Ostfriese. Er wolle durch seinen Einsatz dafür sorgen, dass "es weiterhin eine Verbindung zwischen den im Blockland lebenden Menschen und den politischen Prozessen in Bremen gibt", so der 40-Jährige. Fragen, die ihn zurzeit umtreiben: "Wie muss sich die Landwirtschaft unter den klimatischen Bedingungen verändern? Aber auch: Wie kann Carsharing auf dem Land aussehen?"
Die Spitzen
Für die CDU bleibt Beiratssprecher Jan Hendrik Schumacher an der Spitze der Wahlliste. Neben ihm werden auch Ingo Meyer, Gesa Blanke und Jan Eike Geerken für die Christdemokraten im Beirat kandidieren.

Blocklander FDP-Spitzenkandidat Harje Kaemena.
Für die SPD wollen Spitzenkandidat Henning Garbade und Joachim Marks weiterhin Ideen für den Ort finden, und für die FDP wird Spitzenkandidat Harje Kaemena zum vierten Mal antreten.

Blocklander SPD-Spitzenkandidat Henning Garbade
Gut möglich, dass sich die Dynamik innerhalb des Beirats durch die Neuen verändern wird. Zugleich könnte der Altersschnitt im Beirat weiter sinken. Auch das Wahlergebnis selbst könnte dorfintern für Veränderung sorgen. Denn schon im Vergleich zur vorangegangenen Wahl 2015 hatte die CDU 2019 erhebliche Verluste erlitten. Ihr Stimmenanteil sank um 6,7 Prozentpunkte. Dafür legte die FDP zu – plus 3,3 Prozentpunkte. Gewonnen hatte auch die SPD – plus 3,4 Prozentpunkte.