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Blumenthaler Arztpraxis Impfstart gegen Affenpocken

In der Stadt beginnt das Impfen gegen Affenpocken. Allgemeinmediziner Eberhard Kraft hat zunächst 160 Dosen bekommen. Seine Blumenthaler Praxis ist die einzige im Bremer Norden, in der es den Wirkstoff gibt.
21.10.2022, 16:03 Uhr
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Impfstart gegen Affenpocken
Von Christian Weth

Das Team von Andrea und Eberhard Kraft ist, wenn man so will, nicht wie jedes andere Ärzte- und Assistenten-Team: Allgemeinmedizin, Psychiatrie, Suchtmedizin – in keiner anderen Blumenthaler, Vegesacker und Burglesumer Praxis gibt es diesen Mix an Fachrichtungen. Und in keiner anderen in den drei Stadtteilen werden schwerpunktmäßig HIV-Patienten versorgt. Das hat jetzt zu einer weiteren Sonderrolle geführt. Die Mitarbeiter sind die einzigen, die im Bremer Norden gegen das Affenpockenvirus impfen. Montag geht es los.

Dass sie einen Wirkstoff gegen den Erreger injizieren sollen, wissen die Beschäftigten der Blumenthaler Praxis seit Monaten. Dass sie nächste Woche damit beginnen sollen, dagegen erst seit Dienstag. Die Gesundheitsbehörde hat es ihnen geschrieben. Und auch, dass jetzt die ersten Chargen der Vakzine geliefert werden können. Das Präparat gegen Affenpocken heißt Imvanex/Jynneos. Es wird schon länger verabreicht. Zum Beispiel in Hamburg. Zum Beispiel in Berlin. Die Städte gelten in Deutschland als Hotspots.

Ein Großteil der bundesweit Infizierten – registriert sind seit Mai bisher rund 3700 Fälle – kommen aus den beiden Metropolen. Seit Monaten wird dort deshalb gegen Affenpocken geimpft. Allgemeinmediziner Kraft sagt, dass Bremen vergleichsweise spät dran ist, aber bisher auch deutlich weniger Betroffene zählt als Hamburg und Berlin. Dort sind es jeweils mehrere Hundert, im hiesigen Stadtgebiet bislang rund 20. Was für Kraft erst einmal eine gute Nachricht ist, die jedoch langfristig nicht automatisch so gut bleiben muss.

Darum soll jetzt geimpft werden. 1200 Dosen des Wirkstoffs hat die Gesundheitsbehörde inzwischen an Praxen wie die der Krafts verteilt. Alle sind sogenannte HIV-Schwerpunktpraxen. Geschützt werden sollen medizinisches Personal, aber vor allem Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. Und das sind nach Krafts Worten vor allem Männer, die Sex mit Männern haben und häufig den Partner wechseln. Bisher gab es ausschließlich in medizinisch begründeten Fällen eine Impfung. Jetzt soll sie jeder bekommen, der zur Risikogruppe gehört.

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160 Dosen hat Kraft bekommen. Der Mediziner geht davon aus, dass es bei diesem Kontingent allerdings nicht bleiben wird. Er rechnet mit mehreren Hundert Impfungen, die auf sein Team zukommen werden. Das Einzugsgebiet der Praxis an der Schwaneweder Straße ist größer als der Bremer Norden. Manche Patienten kommen aus anderen Teilen der Stadt, andere aus Niedersachsen. Aus Cuxhaven etwa und von der Insel Langeoog. Kraft sagt, dass weite Wege von Betroffenen nichts Ungewöhnliches sind, weil HIV-positiv zu sein, mit Scham zu tun hat.

Beim Impfen gegen Affenpocken ist es wie beim Impfen gegen das Coronavirus: Wer sich schützen lassen will, braucht einen Termin. Und wer einen hat, wird genauso wie bei Sars-CoV-2 vor der Injektion von medizinischen Fachkräften über Nebenwirkungen und Folgen informiert. Anders ist allerdings die Impfung. Das Vakzin wird nicht in den Muskel injiziert, sondern unter die Haut. Eine Wartezeit von 15 Minuten wie bei Covid-19-Wirkstoffen braucht es laut Kraft nicht zwangsläufig. Und auch nicht immer eine zweite Impfung.

Und noch etwas unterscheidet sich: der Verlauf der Krankheit. Während immer wieder Menschen im Zusammenhang mit Corona sterben, sind Todesfälle beim Affenpockenvirus nach Krafts Angaben eher die Ausnahme. Schmerzvoll kann aber auch diese Infektion sein. Der Erreger lässt die Lymphknoten anschwellen und verändert die Haut. Im Extremfall kann der Körper von Kopf bis Fuß betroffen sein. Bisher waren Affenpocken in West- und Zentralafrika verbreitet. Die Viren kommen dort – anders als es der Name vermuten lässt – vor allem bei Nagetieren vor.

Die Symptome halten bis zu einem Monat lang an. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit können drei Wochen vergehen. Kraft sagt, dass sich die Therapiemöglichkeiten auf Schmerzmittel beschränken und der beste Schutz eine Impfung ist. Zehn Frauen und Männer arbeiten in der Schwerpunktpraxis. Zwei von ihnen sollen immer bereitstehen, um gegen das Affenpockenvirus zu impfen. Die ersten Termine sind bereits vergeben.

Info

Anmeldungen zur Impfung werden ab sofort unter der E-Mail-Adresse praxis@praxis-kraft-bremen.de entgegengenommen. Wer Kontakt aufgenommen hat, bekommt weitere Informationen zum Virus und zum Ablauf zugeschickt.

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