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Debatte in Blumenthal Beirat kontra Zentrenkonzept

Die Blumenthaler Kommunalpolitiker fordern, dass die Supermarktflächen in Nahversorgungszentren von 800 auf 1300 Quadratmeter heraufgesetzt werden. Außerdem wollen sie einen Markt für Unterhaltungselektronik.
10.03.2020, 17:19 Uhr
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Beirat kontra Zentrenkonzept
Von Christian Weth

Blumenthal. Regelmäßig haben die Blumenthaler Beiratsfraktionen über das sogenannte Zentren- und Nahversorgungskonzept diskutiert – und regelmäßig haben sie es kritisiert. Am Montag ist ihnen eine überarbeitete Fassung der Handelsanalyse vorgelegt worden, die regeln soll, wo sich welche Geschäfte ansiedeln dürfen und wo nicht. Und wieder sind die Parteien unzufrieden damit, was das Ressort für den Stadtteil festgelegt hat.

Jan Dierk Stolle macht an diesem Abend, was er in den beiden anderen Nordbremer Beiräten vor Wochen gemacht hat: Er erklärt, wie die Baubehörde bei ihrem Konzept vorgegangen ist – und zu welchem Schluss sie für die einzelnen Quartiere gekommen ist. Stolle arbeitet für das Referat Raumordnung. Er zeigt Pläne von Farge, von Rönnebeck, vom alten und neuen Ortskern. Stolle sagt, dass es für Blumenthal unterm Strich gar nicht so schlecht aussieht. In jedem Ortsteil gebe es die Möglichkeit, Lebensmittel einzukaufen. Dabei sinkt die Zahl an Händlern deutlich. Das Minus beziffert Stolle auf 40 Prozent.

Der Behördenmitarbeiter sagt nicht, dass ein Gebiet unversorgt ist, sondern dass es besser versorgt sein könnte. Zum Beispiel Rekum, wo es zwar Einzelhändler gibt, aber immer weniger als noch vor Jahren. Zum Beispiel Farge, wo jetzt ein Drogist zwischen mehreren Handelsketten fehlt, nachdem Rossmann dichtgemacht hat. Zum Beispiel Rönnebeck, wo Aldi weggezogen ist, obwohl nach Ansicht der Behörde die Lage des Marktes eine Eins-a-Lage war. Stolle meint, dass es gut wäre, wenn sich in diesen Ortsteilen wieder etwas täte. Er sagt, dass sie Potenzial für neue Läden und Handelsketten hätten.

Die Mühlenstraße hat es dagegen immer weniger. Stolle sagt, dass sich die Planer beim Zentrenkonzept daher auf die andere Seite des Ortskerns konzentriert hätten: auf die Flächen südlich der Weserstrand- und Landrat-Christians-Straße. Für den Behördenmann bilden das E-Center, der Toom-Markt und die umliegenden Geschäfte quasi die neue Mitte von Blumenthal – auch wenn die Aufenthaltsqualität dort nicht so ist, wie sie es laut Konzept für ein Zentrum sein müsste. Stolle baut deshalb darauf, dass vom geplanten Schulcampus auf dem benachbarten Woll-Kämmerei-Gelände neue Impulse ausgehen.

Auch die Fraktionen hoffen darauf – und auf anderes: dass etwa die Behörde das Zentrenkonzept grundlegender überarbeitet als bisher. SPD-Politiker Marcus Pfeiff spricht von mehreren Treffen, die es mit dem Bauressort gab. Und davon, dass die Argumente der Beiratsvertreter immer noch nicht in dem 380 Seiten umfassenden Papier berücksichtigt wurden. Seit Jahren setzt sich das Stadtteilparlament für den Bau von größeren Supermärkten in den einzelnen Quartieren ein, für eine Handelsnutzung von Gewerbeflächen und für einen flexibleren Umgang mit Sortimentsvorgaben.

Die Behörde bekommt deshalb einen Arbeitsauftrag. Sie soll prüfen, ob ins Zentrenkonzept mehrere Forderungen eingearbeitet werden können: Zum einen wollen die Stadtteilpolitiker die Höchstmarke für Supermarktflächen in Nahversorgungszentren von 800 auf 1300 Quadratmeter heraufsetzen, weil die Handelsketten sowieso nicht mehr kleiner bauen. Zum anderen soll aus dem Gewerbegebiet an der Heidlerchenstraße ein Sondergebiet werden, damit sich dort ein Fachmarkt für Computer und Hi-Fi niederlassen kann. Elektronikartikel sind nach Ansicht der Fraktionen auch keine zentrenrelevanten Waren mehr, zumindest nicht per se.

Ob das Konzept für Blumenthal tatsächlich noch mal verändert wird, ist unwahrscheinlich. Zumindest aus Sicht von Behördenmitarbeiter Stolle. Er sagt, dass die Vorgaben, die das Papier macht, keine Bremer Vorgaben sind, sondern des Bundes. Und dass es sich bei ihnen nicht etwa um irgendwelche Richtlinien handelt, sondern um Gesetze.

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