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Aktionstag in Blumenthal Oberschule an der Egge: Aktion schärft Blick für Ausgrenzung

Ein Aktionstag in der Oberschule an der Egge hat sich mit Ausgrenzung und Diskriminierung beschäftigt. Ziel war, das friedliche und solidarische Zusammenleben zu fördern. Wie das Fazit ausfällt.
10.11.2023, 13:09 Uhr
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Von Friedrich-Wilhelm Armbrust

Die 16-jährige Jana Kopp erzählt eine Geschichte über einen angetrunkenen Jugendlichen. Vier Schüler und Schülerinnen hören diese Geschichte nicht. Sie warten vor der Klassentür. Ihnen wird nacheinander Janas Geschichte wiedererzählt beziehungsweise sie müssen Janas Geschichte auch selbst wiedergeben. Als Fazit stellt Lehrerin Adriane Bosma nach einem Rundgespräch fest: „Sachen verdrehen und verändern sich.“

Was sei daraus zu lernen, fragte die Lehrerin. „Ich habe gelernt, Geschichten zu hinterfragen, ob jemand  etwas selbst erlebt hat oder ob es nur eine Erzählung ist“, sagte  die 17-jährige Elftklässlerin Vivian Schneider. Ihre persönlichen Erfahrungen hinsichtlich von Vorurteilen beziehe sich auf den Besitz von Smartphones, Klamotten, Hautfarbe und Sexualität, so die 17-Jährige. „Wie entstehen Gerüchte und Vorurteile?“, war einer der elf Workshops, an dem die Elftklässlerin teilnahm. Angesagt war am Donnerstagmorgen an der Oberschule an der Egge der „Schule-ohne-Rassismus-Tag“ (SOR).

Schule möchte Zeichen setzen

Mit Rollenspielen, Filmen, Collagen, kooperativen Spielen und Diskussionen näherten sich die Schülerinnen und Schüler der Thematik Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus an. Andere Workshops standen unter den Themen „Nationalsozialismus“ und   „Reichsprogromnacht“, „Rassismus im Sport“ und „Alltagsrassismus“. Oder es ging um „Vielfalt und Perspektivenwechsel“. „Die Schule möchte mit ihrem SOR-Tag für Schülerschaft, Eltern und Stadtteil erneut ein Zeichen setzen gegen Rechtsradikalismus, Diskriminierung und Ausgrenzung und für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben werben“, sagte Koordinator Fabian Ariafar.

Doch nicht nur in Workshops behandelten Schüler und Schülerinnen ihre Aufgaben. Drei zehnte Klassen sind Ariafar zufolge in die Gedenkstätte Lager Sandbostel, das ehemalige Stalag X B, gefahren. Zwei weitere zehnte Klassen würden eine Denkmal-Ralley in der Bremer Innenstadt machen. Außerdem gebe es Workshops im Denkort Bunker Valentin für die Oberstufe. Ein Workshop der Rosa Luxemburg Stiftung befasse sich mit dem Thema „Soziale Gerechtigkeit“.

Poetry Slam zur Einstimmung

„Wir waren schon vor der Pause fertig“, freute sich Zwölftklässlerin Hera Masawar. Sie hatte gemeinsam in ihrem Workshop mit Cagla Boz und  Melek Dhifallah einen Flyer zur Reichspogromnacht 1938 angefertigt. Die Bilder einer zerstörten Synagoge und eines zerstörten jüdischen Geschäftes hatten sie in den Flyer eingebaut. Dazu gab es in dem Flyer Texte zu Vorurteilen gegenüber Juden und die Auslöser zur Reichspogromnacht. „Diskriminierung bringt die Menschheit nicht weiter. Ich werde persönlich nie jemand ausgrenzen“, zeigte sich der 17-jährige Philipp Thiem aufgrund dieses Workshops überzeugt. Thema war „85 Jahre später – die Reichspogromnacht und die Verfolgung von Juden“.

Neben dem stellvertretenden Schulleiter Tim Trautmann in seiner Begrüßung stimmte Bühnenpoetin Sina Scholz alias Lippi Punkstrumpf mit Slam Poetry die Schülerinnen und Schüler in der Aula auf den Thementag ein. „Ich habe Angst vor Ausgrenzen, denn jedes Gehirn besteht aus Grenzen. Und ans Grenzen entsteht Urteilen, und vor Urteilen steht Vorurteilen, steht Verurteilen, steht unfair Urteilen.“ Es sei damit aufzuhören, „uns ein und andere auszugrenzen“, so die Bühnenpoetin, „und machen wir endlich die Grenzen los und die Welt grenzenlos.“

Ein weitgehend positives Fazit des Tages zog Koordinator Ariafar. In der Abschlussveranstaltung seien „interessante Ergebnisse“ vorgestellt worden. Die Schüler und Schülerinnen der Schülerzeitung hätten dazu eine Powerpoint-Präsentation mit Fotos und Texten zu den einzelnen Workshops angefertigt. „Das war sehr vielschichtig und eine ernsthafte Auseinandersetzung.“ Die Workshop-Gruppe „Rassismus und Sport“ habe zum Beispiel deutlich gemacht, wie sehr sich gegen Rassismus zu wehren sei. „Positiv“ sei auch die Rückmeldung der Sandbostel-Klassen gewesen. „Die waren sehr angetan. Das machen wir nächstes Jahr wieder“, freute sich der Koordinator.

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