Es wurde schon gemunkelt: Ob das Doku in Blumenthal sich das Leibgardehäuschen der Queen vor die Tür gestellt hat. Sieht ja auch ein bisschen so aus, sagt Regine Hauser, die sich im Dokumentations- und Kulturzentrum ehrenamtlich engagiert und mit diesem schmalen roten Häuschen noch etwas vorhat. Das Doku möchte darin ein Büchertausch-Regal einrichten, und Regine Hauser wird sich darum kümmern.
Kim Kraul und Johanna Schwarz, die beiden Doku-Geschäftsführerinnen, sind der Meinung, dass Regine Hauser genau die Richtige dafür ist. "Du hast doch gerne mit Büchern gearbeitet", hätten sie zu ihr gesagt, erinnert sich die Blumenthalerin. "Und schon kommt man wieder wie die Jungfrau zum Kind." Wie schon vor Jahren, als die damalige Geschäftsführerin sie fürs Theaterspielen im Doku gewinnen wollte, weil sie wusste, dass Regine Hausers Buchladen am Mittwochnachmittag geschlossen war. Da hieß es: "Jetzt haben Sie keine Ausrede mehr, Frau Hauser. Wir wollen ein Seniorentheater gründen." Regine Hauser sagte zu. "Teenagers Spätlese" hieß das Ensemble, in dem sie zehn Jahre lang mitwirkte. "Das war mein Einstieg ins Doku." Auch ihren Ehemann habe sie ins Doku-Leben "mit eingearbeitet", erzählt die Seniorin. Zur 650-Jahr-Feier Blumenthals sei er mit eingestiegen. Inzwischen gibt Wolfgang Hauser im Doku Töpferkurse und wirkt im Vorstand des Trägervereins "Stadtteilgeschichtliches Dokumentationszentrum Blumenthal" mit.
Buchhändlerin mit Leidenschaft
Seit Anfang der 1970er-Jahre leben die Hausers in Blumenthal. Dass Bücher in ihrem Leben eine große Rolle spielen, fällt spätestens dann auf, wenn man Regine Hauser in ihr Arbeitszimmer folgt. Dort steht ein Dreh-Regal voller Schmöker. Es stammt aus dem Buchladen, den sie einst zusammen mit einer Freundin in der Mühlenstraße geführt hatte. Sie war zwar keine gelernte Buchhändlerin, sondern Kindergärtnerin, hatte aber großes Interesse, die "Blumenthaler Bücherstube" zu übernehmen, in der sie selbst Kundin war und auch schon als Aushilfe gearbeitet hatte. 1991 – ihre beiden Töchter waren schon aus dem Haus – konnte die damals 49-Jährige zusammen mit der Freundin schließlich den Buchladen von der bisherigen Inhaberin übernehmen. "Es war eine wunderbare Zeit", erinnert sich Regine Hauser an "die vielen Gespräche und an die vielen Frauen, die wir dort kennengelernt haben". Nicht selten seien auch Kundinnen in ihrem Laden über die Bücher in Kontakt gekommen, worüber sie sich sehr gefreut habe. Und mit Sicherheit hat Humor die Jahre im Buchladen begleitet. Regine Hauser ist ein vergnügter Mensch. Einen Tag ohne Lachen kann sie sich nicht vorstellen.
Nachdem die beiden Frauen den Buchladen 16 Jahre lang zusammen geführt hatten, fassten sie den Entschluss, ihn zu verkaufen. "Die Bremer Wollkämmerei gab es nicht mehr, der Vulkan war weg und der Umsatz ging zurück", berichtet die heute 80-Jährige vom Ende ihrer Selbstständigkeit. Ohne jedoch das Leben mit Büchern aufzugeben. Bücher hätten sie schon früh fasziniert. "Ein Weihnachtsfest ohne Buch war nicht denkbar." Wie herrlich es gewesen sei, als damals die ersten Taschenbücher auf den Markt kamen. "Die waren etwas Wertvolles, mit denen ging man pfleglich um."
Alte Bücher neu entdeckt
Regine Hauser greift ins runde Regal und hält Luise Rinsers Autobiografie "Den Wolf umarmen" in den Händen. Sie fange gerade an, "die alten Bücher wieder zu lesen", erzählt sie: Hermann Hesse, Carl Zuckmayer oder Stefan Zweig, der in den 1920er- und 1930er-Jahren zu den beliebtesten Schriftstellern der Welt zählte. Auch "Vom Winde verweht" gehört für Regine Hauser auf die Liste ihrer Lieblingsbücher. "Das werde ich noch ein drittes Mal lesen." Diese alten Bücher lese sie mit dem Abstand der Jahre immer wieder mit anderen Augen. Und stets aufs Neue können sie sich beim Lesen an der Sprache erfreuen. "Die findet man so in den heutigen Büchern nicht mehr", ist sie überzeugt.
Solch ältere Exemplare seien es auch, die man in den Bücherkisten findet, die gespendet werden, weiß Regine Hauser. Zum Beispiel für das Tauschregal im Doku. Das gibt es nämlich schon. Allerdings im Flur zu den Büros, weshalb es nicht jederzeit für jeden erreichbar ist. Deshalb soll der Büchertausch-Schrank – für jeden erreichbar – vor dem Haus eingerichtet werden, kündigen Kim Kraul und Johanna Schwarz an. Anfang Februar soll es losgehen. Das Häuschen wird sich bis dahin noch verändern. Es werden Regalbretter und Türen eingebaut. Außerdem erhält es einen hellblau-grauen Anstrich. "Rechts und links kommen noch zwei Bänkchen inklusive Dach hinzu", sagt Kim Kraul. "Damit man verweilen und in Ruhe blättern kann." Gedacht wird auch an einen Platz, an dem Bücherspenden abgelegt werden können. Regine Hauser wird sie als Bücher-Patin sichten und den Bestand des Regals im Auge behalten. Darauf freut sie sich schon.