Bremen-Nord. Anträge zum Nordbremer Klinikum gab es schon viele. Jetzt gibt es wieder einen. Er kommt von der Blumenthaler Beiratsfraktion der SPD. Sie will, was auch die Krankenhausdirektion möchte: dass aus der sogenannten Schwerpunktklinik ein regionaler Maximalversorger wird. Und Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) soll die Klinikleitung bei dem Vorhaben unterstützen. So steht es in dem Antrag, über den die Sozialdemokraten auf der nächsten Beiratssitzung abstimmen lassen wollen.
Der Vorstoß kommt nicht von ungefähr. Die SPD reagiert auf die Ankündigung der Krankenhausleitung in dieser Woche, das Leistungsspektrum des Klinikums weiter ausbauen zu wollen, inklusive der Kardiologie. Und die wollen die Blumenthaler Sozialdemokraten schon lange am Nordbremer Standort erweitern. Vor zwei Jahren gab es auf ihre Initiative erst eine Anfrage an den Senat, dann einen Dringlichkeitsantrag, die Behandlung von Patienten mit Herzproblemen nicht anderen Kliniken der Stadt zu überlassen.
Deshalb will die SPD-Fraktion, dass der Beirat die Gesundheitssenatorin auffordert, nicht bloß die Pläne für ein Krankenhaus mit Maximalversorgung voranzutreiben, sondern auch die für einen Ausbau der Kardiologie. In ihrem Antrag beschreiben die Sozialdemokraten, was auch Frank Wösten, ärztlicher Direktor des Klinikums, in dieser Woche beschrieben hat: Dass es bei einem Herzinfarkt schnell gehen muss, aber Patienten in andere Kliniken gefahren werden, statt sie im Nordbremer Krankenhaus zu behandeln.
Nach Angaben der Sozialdemokraten muss ein verstopftes Herzgefäß innerhalb von 90 Minuten geöffnet werden. Sie verweisen auf Werte der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Wird ein Patient innerhalb dieser Zeit behandelt, liegt die Sterblichkeitsrate bei 3,9 Prozent – wenn nicht, steigt sie auf 12,1 Prozent. Die SPD-Politiker sprechen von bis zu 40 Kilometern, die mit dem Rettungswagen zurückgelegt werden müssen, um einen akuten Notall aus dem Norden der Stadt in ein anderes Krankenhaus zu bringen.
Spezielle Notfallversorgung
Die Sozialdemokraten bezweifeln, dass die 90 Minuten, die von der Kardiologischen Gesellschaft genannt werden, für Nordbremer Patienten eingehalten werden können. Zumal ihnen zufolge ein Herzinfarkt nicht immer gleich erkannt wird. Nach Darstellung der Fraktionen sind die Symptome nicht selten unspezifisch, sodass eingehendere Untersuchungen in der Notfallambulanz notwendig werden – und damit weitere Zeit vergeht, ehe der Infarktpatient überhaupt von einem Kardiologen behandelt werden kann. Die SPD will deshalb, dass am Krankenhaus an der Hammersbecker Straße eine Notfallversorgung in einer speziellen kardiologischen Einheit ermöglicht wird, in der auch sogenannte Linksherzkatheter-Untersuchungen vorgenommen werden können, und zwar rund um die Uhr. Diese Untersuchungen werden durchgeführt, um etwa Informationen über die Funktion der Herzklappen und die Druckverhältnisse in der Aorta zu erhalten. Aus Sicht der SPD ist ein Ausbau der Kardiologie am Nordbremer Klinikum alternativlos.
Ginge es nach Wösten, würde nicht nur die Abteilung für Herzerkrankungen ausgebaut, sondern auch die Chirurgie um die Neurochirurgie erweitert. Käme es dazu, wäre nach Ansicht des ärztlichen Direktors das Ziel erreicht und aus dem Krankenhaus ein regionaler Maximalversorger geworden. Nach seiner Rechnung könnte es in fünf Jahren so weit sein.