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Fußball Mit einem Altersdurchschnitt von 18,4

BSV-Trainerteam lässt in der Bremen-Liga A-Junioren-Fußball spielen und geht als 4:2-Sieger vom Platz
01.12.2022, 12:29 Uhr
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Von Jens Pillnick

Der Jugendstil oder Art nouveau ist eine kunstgeschichtliche Epoche an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Nun hat der Blumenthaler SV diesen Begriff aus der Kunst am vergangenen Sonnabend auf seine ganz eigene Art und Weise auf den Sport übertragen. Zum mit 4:2 (2:0) gewonnenen Kellerduell der Fußball-Bremen-Liga beim SV Werder Bremen III (wie berichtet) liefen die Nordbremer mit einer Startelf auf, deren Durchschnittsalter 18,4 Jahre betrug und deren Stil ein in dieser Spielklasse unüblicher war. Um bei der Kunst zu bleiben: Der Titel dieses sportlichen Gemäldes, mit dem die Youngster den dritten Saisonsieg und den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz schafften, könnte "Bedingungslose Flucht nach vorne" heißen. 

"Wir wollten A-Jugend-Fußball spielen. Und gewinnen", beschrieb Peter Moussalli, der mit Rainer Raute, Janik Brüggemann und Malte Tietze sowohl bei den Herren wie auch den A-Junioren das Trainer-Quartett bildet, den am Osterdeich gezeigten Jugendstil. Da die A-Junioren in der Verbandsliga mit 48 erzielten Toren in elf Begegnungen unmittelbar vor der Herbstmeisterschaft stehen und sieben Spieler von ihnen nun gegen Werder III aufliefen, wurde die Taktik den Talenten angepasst. 

Eine Taktik, die Werder III offenbar überraschte. Blumenthal hatte Möglichkeiten für einen 4:0-, 5:0- oder 6:0-Pausenvorsprung anstatt nur einer 2:0-Führung durch Dennis Brendow und Jorge Mauricio da Silveira – Werder zunächst nur eine Halbchance. Als dann Werder nach der Halbzeit auf volle Offensive setzte, zeigte sich die Anfälligkeit des A-Junioren-Offensivgeistes. Dennis Brendow war plötzlich die einzige Absicherung vor der Abwehrkette und konnte nicht mehr alle Lücken schließen. Schnell hieß es 1:2, wenig später 2:2. "Plötzlich war das ein ganz anderes Spiel", blickt Peter Moussalli, der sich von seinen Achtern ein selbstständiges Umdenken in Bezug auf die Defensivarbeit gewünscht hätte, zurück. Der seine Spieler aber auch seit Jahren so gut kennt, um sagen zu können: "Wir können nicht abwartend spielen."

Gedacht und geändert wurde dann auch von der Bank einiges. Malte Tietze plädierte laut Moussalli für mehr Defensive, Rainer Raute soll der Meinung gewesen sein, dass die Mannschaft das nicht könne. Ab der 80. Minute wurde beim Stand von 3:2 mit einer Doppel-Sechs gespielt und eine zweite Spielhälfte mit zahlreichen Chancen auf beiden Seiten vom BSV nach zwei Treffern von Enes Corogli siegreich über die Bühne gebracht.

"Das war nicht ganz so strukturiert, wie wir es hätten machen müssen", übte Peter Moussalli Selbstkritik am Trainerteam. Und Kritik an der Mannschaft? Die gab es zurecht nicht. Da mit Kilian Lammers, Malte Tietze, Yavuz Tunc und Larry-Franklin Gogbe die wenigen erfahrenen Spieler nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung standen, stand schließlich ein Team auf dem Platz, in dem Nuno Porquet mit seinen 21 Jahren der älteste war. Die Kapitänsbinde von Kilian Lammers beziehungsweise Malte Tietze übernahm der 20-jährige Innenverteidiger Ben Starke, der wegen seiner Knöchelproblematik schon seit Monaten nicht trainiert, aber nach einer langen Pause Woche für Woche starke Leistungen mit Herz und Hingabe abliefert.

Ordentlich abgeliefert hatte der BSV-Tross auch nach Spielschluss. Nach den Jubelstürmen der Erleichterung stimmte der BSV-Chor die Stücke "Happy birthday" und "Wie schön, dass du geboren bist" an, während sich das am Spieltag 17 Jahre alt gewordene Geburtstagskind Jasper Look in der Mitte des gebildeten Kreises befand. Nach einem Abstecher beim Griechen überraschte ein 14-köpfiger Tross schließlich noch Jasper mit einem Besuch im Rahmen der Familienfeier.     

Abliefern bleibt das Thema. Denn das will der Blumenthaler SV nun auch an diesem Sonnabend ab 13.30 Uhr im Heimspiel gegen den ESC Geestemünde, der im Gegensatz zu Werder III zu den abgezockteren Mannschaften der Liga zählt. Mit welchem Personal der BSV dies bewerkstelligen will, drückte Peter Moussalli so aus: "Ich könnte mir vorstellen, dass wir so wie gegen Werder spielen. Wir können den Jungs, die auf dem Platz standen, ja absolut nichts vorwerfen. Wir wollen den Sieg gegen Werder jetzt vergolden und drei oder zumindest einen Punkt nachlegen."

Zur Sache

Eine Reise in die Zukunft

Die Fahrt des Blumenthaler SV zum Bremen-Liga-Spiel gegen Werder III erweckte den Anschein einer Reise in die Zukunft. So oder so ähnlich könnte die erste Herren-Mannschaft in den kommenden Jahren aussehen. Und so oder so ähnlich wird sie laut Vereinsboss und Trainer Peter Moussalli auch aussehen: "Alle A-Junioren bleiben. Sie haben eine hohe Identifikation mit dem BSV." Und mit diesen sieben in der Startelf stehenden Spielern Eric Walter, Jorge Mauricio da Silveira, Berkay Yilmaz, Enes Corogli, Florian Brahtz, Jasper Look und Dennis Brendow war die Macht aus dem eigenen Nachwuchs beim 4:2 gegen Werder III ja noch gar nicht komplett. Denn Maxim Beitler konnte keine Sondergenehmigung für den Herrenbereich erhalten, weil er die Landesauswahl-Sichtung krankheitsbedingt verpasste und Torjäger Jonas Paeslack beginnt nach langer Auszeit und Knieoperation erst in zwei bis drei Wochen wieder mit dem Lauftraining. Wenn Maxim Beitler 18 Jahre und Jonas Paeslack genesen ist, sollen auch sie ein Teil der BSV-Reisegruppe werden, die den Weg in eine Zukunft voller Fußball-Abenteuer eingeschlagen hat.

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