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DRK sucht zentrale Locations in Bremen-Nord "Wir haben überlegt, das Impfen mit dem Blutspenden zu kombinieren"

Das Deutsche Rote Kreuz kann die Strandlust nicht mehr für die Blutspende-Termine nutzen und sucht ein neues Domizil. DRK-Sprecher Lübbo Roewer lobt Spendenbereitschaft der Bremer.
15.02.2022, 05:00 Uhr
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Von Imke Molkewehrum/mol

Alljährlich sammelt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Deutschland dank der Spender 1,5 Millionen Liter Blut. Trotz der Pandemie kommt es selten zu Engpässen. Das betont Lübbo Roewer, seit 13 Jahren Pressesprecher des DRK Kreisverbandes Bremen. "Im Gegenteil, in Bremen haben wir sogar leicht gestiegene Zahlen im Vergleich zum Vorjahr. Dafür sind wir den Bürgern dankbar. Auch in Bremen-Nord sind wir natürlich regelmäßig unterwegs. Das läuft alles gut."

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Probleme verursachten allenfalls sportliche Großereignissen wie eine Fußball-WM, Olympia und die Sommerferien, sagt der 65-Jährige. "Dadurch entstehen Wellenbewegungen beim Spenden. Und im November hatten wird tatsächlich mal einen Engpass, weil die Menschen lieber zu den Booster-Terminen als zum Blutspenden gegangen sind." Leider hätten die Bestandteile im Blut aber nur eine begrenzte Bestandsdauer von sechs bis sieben Wochen. "Deshalb kann man die Konserven nicht für ein Jahr einlagern. Unser Bestand muss also durchgehend aufgestockt werden." 

Vollkommen unproblematisch sei dagegen, dass die Spender für das Blutspenden kein Geld bekommen. Die Impfbereitschaft leide nicht darunter. "Unsere Blutspender brauchen keine finanziellen Anreize. Sie stammen aus allen Stadtteilen und kommen aus allen sozialen Schichten und Ländern. Wenn sie einmal die Hürde überwunden haben, sind sie normalerweise treu, weil sie was Gutes tun wollen. Manchmal kommen sogar ganze Familien", lobt der DRK-Sprecher. "Und weil die Spender kein Geld bekommen, sind die Blutkonserven in keinem anderen Land so günstig wie im deutschen Gesundheitswesen. Deshalb empfiehlt die WHO unser Modell. Darauf sind wir stolz." 

Bedauerlich sei, dass in Bremen-Nord die Strandlust nicht mehr für Blutspenden zur Verfügung stehe. "Wir nutzen gern zentrale Orte in den Stadtteilen, beispielsweise die evangelische Kirchengemeinde in Marßel, das Gemeindezentrum der evangelischen Kirche Lüssum oder die Neuapostolische Kirche sowie das DRK-Freizeitheim in Vegesack", sagt der Sprecher. In der Innenstadt habe das DRK die Blutspenden sogar schon im VIP-Bereich des Weserstadions empfangen. "Da kommen viele Menschen sonst nicht rein. Das war ein Blutspende-Termin, der am besten gebucht war." 

In Bremen-Nord sei der DRK-Landesverband aktuell auf der Suche nach weiteren passenden Orten. Ob rein theoretisch das Haus Blomendal oder das Schloss Schönebeck in Betracht kämen, müsse im Detail geklärt werden. "Die Orte sollen gut erreichbar sein. Und wer eine solche Location hat, möge sich bitte melden. Wir müssen die Strandlust ja irgendwie ersetzen", so Roewer. Das DRK habe auch schon erwogen, das Impfen mit den Blutspenden zu kombinieren. "Wir sind ja auch in Bremen-Nord regelmäßig mit den Impftrucks unterwegs. Medizinisch würde das gehen. Das ist auch mit der Stadt abgeklärt. Erst impfen und dann Blutabnahme. Wir gucken immer, was aktuell sinnvoll ist."

Im Bereich Bremen, Oldenburg, Ostfriesland sammelt das DRK aktuell pro Tag 1000 Konserven, also 500 Liter. Das Blut wird im Zentralinstitut nahe Springe gelagert, nachdem es auf HIV, Hepatitis und andere Krankheitserreger untersucht wurde. Die Krankenhäuser ordern die Blutkonserven dann nach Bedarf. Im Klinikum Mitte gibt es zudem ein Depot für den Großraum Bremen.

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Und im Notfall – zuletzt bei dem Zugunglück in Eschede im Jahr 1998 – wird die Bevölkerung zusätzlich zum Blutspenden aufgerufen.  

Viele Länder locken die Blutspender mit Entgelten. Lübbo Roewer, der zehn Jahre Sprecher des DRK-Bundesverbandes war, sieht das eher kritisch: "Manche Menschen finanzieren über die Blutspenden ihr Leben. Viele von ihnen sind Drogen- oder Tablettenabhängige. Rückstände von Tabletten oder Drogen kann man aber nicht rausfiltern. Diese Blutspenden müssen vernichtet werden." Das sei nicht sinnvoll und dank der Spendenbereitschaft der Bürger gebe es aktuell genügend Konserven.

Bundesweit sammelt das DRK jährlich drei Millionen Blutspenden à 500 Milliliter. Das DRK decke damit in Deutschland 75 Prozent des gesamten Bedarfs, sagt der Experte und fügt hinzu: "Die restlichen 25 Prozent werden in kommunalen Transfusionszentralen, meist in Krankenhäusern, entnommen." Auch in den Bremer Kliniken sei die Lage aktuell entspannt, betont Roewer. "Am Tag werden bundesweit 15.000 Blutkonserven benötigt, davon 20 bis 25 Prozent für Krebsoperationen. Allerdings steigt der Bedarf kontinuierlich, weil viele operative Eingriffe immer komplizierter werden." Finanzielle Vorteile habe das DRK dadurch aber nicht. "Das DRK finanziert sich nicht über die Blutspenden. Wir sorgen unentgeltlich für die Sicherstellung der Versorgung mit Blutkonserven. Die Blutspendedienste sind gemeinnützig", betont Lübbo Roewer. "Eventuelle Gewinne fließen in die Blutspende-Forschung und die Optimierung der Versorgung der Krankenhäuser mit Blutkonserven. Andere Rotkreuz-Aufgaben dürfen damit nicht finanziert werden."

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