Ob der Punktgewinn für den Fußball-Bremen-Ligisten Blumenthaler SV einmal wichtig sein wird, muss die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall hatte Glücksgöttin Fortuna ihre Hand im Spiel, als Schiedsrichter Bastian Norden in der 90. Minute auf Strafstoß für die Burgwall-Elf entschied und Dennis Brendow den Elfmeter zum 3:3-Endstand gegen den ECS Geestemünde ins Tornetz wuchtete.
Die Aufregung über den Strafstoß war auf und neben dem Rasenplatz im Burgwallstadion groß. ESC-Trainer Andree Wölm sprach von einer krassen Fehlentscheidung und BSV-Coach Peter Moussalli stimmte seinem Kollegen indirekt zu, indem er sich etwa sibyllinisch ausdrückte: „Als Schiedsrichter hätte ich den Elfmeter nicht gegeben.“ Sollte heißen: Als Blumenthaler Trainer sei er damit einverstanden.
Und bei einem Rückblick auf den bisherigen Saisonverlauf spiegelt der glückliche Punktgewinn für die Burgwall-Truppe sogar ein Stück Gerechtigkeit wider. Der Coach der Nordbremer formulierte es so: „Weil wir in dieser Saison bislang viel Pech gehabt haben, sei uns das Glück heute gegönnt.“ Was sein Geestemünder Kollege auch ausdrücklich tat.
Auf dem Rasen war es in den insgesamt 95 Minuten zuvor nicht so freundschaftlich zugegangen. Verständlich, wollten die Gäste sich doch für die bittere 1:6-Heimniederlage gegen die SV Hemelingen revanchieren, während die Blumenthaler mit großem Engagement darum kämpften, nicht erneut auf einem Abstiegsplatz zu landen. Daran ließen sie von Beginn an keinen Zweifel, weil vor allem ihre Defensivarbeit zunächst reibungslos funktionierte. Wobei insbesondere Mannschaftskapitän Ben Starke – oft in Kooperation mit Jorge Mauricio de Silveira – Sicherheit ausstrahlte, die sich auf das gesamte Team übertrug. Wenngleich die ersten Torschüsse von Jasper Look und Enes Corogli nichts einbrachten (10./15.). Dennoch waren sie Vorboten für die Blumenthaler Führung. Nach einer Flanke von Look in den Geestemünder Strafraum reagierte der aufgerückte Ben Starke am schnellsten und drückte den Ball zur 1:0-Führung über die Torlinie (28.).
Die Reaktion der Gäste erfolgte prompt. Insbesondere Philip Schönewald und Nihat Altingan kurbelten die ESC-Offensive an, doch Ben Starke und Co. konnten die knappe Führung in die Halbzeit retten. Mehr allerdings auch nicht, denn bereits kurz nach Wiederanpfiff erzielte Kubiley Denkgelen (48.) den Ausgleich, dem Philip Schönewolf vier Minuten später die 2:1-Führung folgen ließ. Die Seestädter hatten mit schnellem Konter- und Kombinationsspiel die Blumenthaler Abwehr aus den Angeln gehoben und die Partie gedreht.
Freilich hatte diese Feststellung nur drei Minuten Bestand. Malte Tietze, der kurz zuvor zusammen mit Kilian Lammers und Larry-Francklin Gogbe eingewechselt worden, schob den Ball nach Zuspiel von Lammers an ESC-Keeper Kevin Blum vorbei zum 2:2-Ausgleich ins untere rechte Toreck (55.). In der Folge entbrannte ein offener Schlagabtausch auf dem Rasenplatz, bei dem die Gäste mit zunehmender Zeit den Offensivdruck erhöhten und sich belohnten. In der 65. Minute brachte Philip Schönewolf sie mit seinem zweiten Treffer wieder auf die Siegerstraße.
Vermeintlich, denn sicher sein konnte sich der Tabellensechste, dem Peter Moussalli hervorragende fußballerische Qualitäten attestierte, nicht. Den Nordbremern gelang es bis zum Schlusspfiff ein uns andere Mal, sich aus der Umklammerung zu befreien und Gegenangriffe zu starten. Auch in der 70. Minute, als Enes Corogli freie Schussbahn besaß, allerdings den grau verhangenen Winterhimmel anvisierte. Gleichwohl sollte sich das Engagement der Gastgeber noch auszahlen. In der 90. Minute sprinteten ESC-Torwart Kevin Blum und Enes Corogli an der Torauslinie im Strafraum hinter dem Ball her, wobei Corogli nach einem Hechtsprung Blums zwar zu Fall kam, der Keeper den Ball aber auch erwischen konnte.
Bastian Norden entschied dennoch auf Strafstoß und blieb trotz der Proteste der Gäste auch nach Rücksprache mit seinem Assistenten dabei. Der erst 17 Jahre alte Dennis Brendow ließ sich von der Aufregung auf und neben dem Rasen nicht irritieren und erzielte mit platziertem und für ESC-Keeper Blum unhaltbarem Schuss das 3:3. Fünf Minuten später beendete Norden die Partie, und der ESC-Coach fühlte sich und seine Mannschaft um zwei Punkte betrogen. Peter Moussalli zeigte Verständnis für den Frust des Kollegen, bescheinigte ihm eine Top-Mannschaft geformt zu haben, unterstrich aber auch, dass die eigene junge Truppe eine kämpferische starke Leistung geboten und sich das Unentschieden verdient habe.