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Kontrollen in Bremen-Nord Überprüfung eines Lieferdienstes: Tote Fliegen bei der Teigmaschine

Im vergangenen Jahr haben die Nordbremer Lebensmittelprüfer 491 Kontrollen durchgeführt. Was sie dabei entdeckt haben und warum nicht jede Beanstandung veröffentlicht wird.
16.03.2025, 06:00 Uhr
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Überprüfung eines Lieferdienstes: Tote Fliegen bei der Teigmaschine
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wer ein Restaurant besucht oder bei einem Lieferdienst bestellt, hat den Anspruch, dass die Betriebe sämtliche Hygienestandards einhalten. Ob sie das tatsächlich auch tun, wird regelmäßig von den Lebensmittelkontrolleuren des Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz und Veterinärdienstes (LMTVet) des Landes Bremen überprüft. Was die bei einem Nordbremer Lieferdienst festgestellt haben – und wie die Kontrollen grundsätzlich funktionieren, ein Überblick.

Wie viele Verstöße momentan öffentlich gelistet werden

Aktuell finden sich auf der Internetseite des LMTVet 29 Einträge. Von den beanstandeten Unternehmen befindet sich allerdings nur ein Betrieb im Bremer Norden. Dabei handelt es sich um einen Pizza-Lieferdienst aus Blumenthal.

Welche Mängel der Nordbremer Betrieb aufweist

Laut dem Bericht war der Kühlraum massiv verunreinigt. "Beim Betreten des Kühlraums wurde ein schimmeliger muffiger Geruch wahrgenommen, der Kühlraum war so massiv mit Schimmel und Gespinsten verunreinigt, dass bei der Kontrolle Ekel empfunden wurde", heißt es. "Im Vorbereitungsraum war die Dunstabzugsanlage derart massiv mit alten Fettansammlungen verunreinigt, dass in der Rinne der Haube das alte Fett bereits so hochstand, dass es auf die darunter hergestellten Lebensmittel tropfte." Mängel fanden die Lebensmittelkontrolleure auch im Bereich der Teigherstellung, wo eine Vielzahl toter Fliegen in die Teigknetmaschine hätten fallen können. Darüber hinaus kritisierten die Prüfer die Ausstattung des Lieferdienstes. So fehlten etwa Papierhandtücher und Flüssigseife. "Der Raum der Personaltoilette war überdies in einem unhygienischen Gesamtzustand, die Wände und der Fußboden wurden offensichtlich seit Langem nicht gereinigt", ist dem Bericht zu entnehmen. "Die Tiefkühltruhe, in der Tiefkühllebensmittel zum Teil offen in der Produktverpackung gelagert wurden, war im Bereich der Laufschienen erheblich, großflächig mit alten, verdorbenen Lebensmittelresten verunreinigt, sodass diese Verunreinigungen drohten, in die offenen Lebensmittelbeutel zu fallen und diese damit zu kontaminieren."

Was die Funde für Kundinnen und Kunden bedeuten

Nach den Worten von Kristin Viezens ist die Gewährleistung der Lebensmittelhygiene ein wichtiger Aspekt der Lebensmittelsicherheit. "Hygienemängel in Betrieben und bei der Behandlung von Lebensmitteln können die Lebensmittelsicherheit nachteilig beeinflussen und der Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln kann zu Erkrankungen führen", sagt die Sprecherin von Verbraucherschutzsenatorin Claudia Bernhard (Linke). "Stellt die Kontrollbehörde eine Gesundheitsgefahr fest, werden Maßnahmen zum Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern ergriffen." Möglich seien Maßnahmen von der Aufforderung, Räume zu reinigen, bis hin zur Schließung des Betriebs. "Dem LMTVet sind im Zusammenhang mit diesem Betrieb keine Erkrankungsfälle bekannt", so die Sprecherin.

Wie es nach der Kontrolle weitergeht

Viezens zufolge wurden die Mängel im Rahmen einer planmäßigen Kontrolle festgestellt. Im Anschluss daran seien die Inhaber aufgefordert worden, die zu beseitigen. Acht Tage später habe eine Nachkontrolle stattgefunden. Bei der hätten die Prüfer festgestellt, dass sämtliche Mängel behoben wurden. Weitere Kontrollen fänden nach den Kriterien der Risikobeurteilung und grundsätzlich unangekündigt statt.

Nach welchen Kriterien die Betriebe geprüft werden

"Alle Kontrollen werden in eine Datenbank eingepflegt", sagt Viezens. "Die vorgegebene Kontrollfrequenz ergibt sich aus einer Risikobewertung des Betriebes, die unter anderem Betriebsart, Produktart, die bauliche Beschaffenheit, das Betriebsmanagement und die Zuverlässigkeit der Lebensmittelunternehmerinnen und -unternehmer berücksichtigt." Aus diesen Faktoren ergebe sich ein Intervall, der zwischen wöchentlich und alle drei Jahre liege.

Wie viele Prüferinnen und Prüfer es in Bremen gibt

"Beim LMTVet des Landes Bremen sind 20 Lebensmittelkontrolleurinnen und -kontrolleure tätig", so die Behördensprecherin. Jede und jeder sei einem Überwachungsbezirk zugeordnet. Im Bremer Norden sind demnach zwei Personen im Einsatz.

Wie viele Kontrollen jährlich stattfinden

Laut Viezens haben die Nordbremer Prüfer im vergangenen Jahr 491 Kontrollen durchgeführt. Bremenweit waren es in den vergangenen drei Jahren im Schnitt 4200 Kontrollen pro Jahr. Nicht jede führte allerdings zu einer Beanstandung, die auch veröffentlicht werden muss. Von solchen gab es – ebenfalls bremenweit – 65 im vergangenen Jahr. Wie viele es nördlich der Lesum waren, kann Viezens allerdings nicht sagen. "Eine Einordnung der veröffentlichten Betriebe aufgrund ihrer geografischen Lage erfolgt nicht."

Welche Bedeutung die geringe Anzahl von Veröffentlichungen aus dem Bremer Norden hat

Dass die Behörden über bestimmte Verstöße gegen das Lebensmittelrecht informieren müssen, regelt das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch. Das gilt aber nur, wenn die Beanstandung zu einem Bußgeld von mindestens 350 Euro führt. "Die Veröffentlichungen erfolgen fortlaufend auf der Homepage des LMTVet und werden nach sechs Monaten automatisch gelöscht", betont Viezens. "Aus der Liste lassen sich somit keine Aussagen in Bezug auf die Beanstandungen in den verschiedenen Stadtteilen treffen, da nicht alle Betriebe mit Beanstandungen die Kriterien für die Veröffentlichung erfüllen."

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