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Herdenschutz Bremen-Nord: Wolf beim Tanklager Farge gesichtet

Ein Wolf ist nahe des Tanklagers Farge gesichtet worden. Die dort weidenden Angusrinder waren durch einen Wolfszaun geschützt. Wie sich die Lage darstellt.
13.03.2025, 17:45 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

„Mit einer Wildkamera ist am Tanklager Farge vor Kurzem ein weiterer Wolf gesichtet worden“, sagt Ulli Vey vom Biolandhof Blumenthal. Und vier weitere Wölfe sind vor nicht langer Zeit mit einem Nachtsichtgerät erfasst worden, die am Wolfszaun von Ulli Vey entlangliefen. Sein Zaun umgibt inzwischen seine Grünlandflächen in Bremen-Nord, auf denen er mit seiner Frau Carola rund 100 Angusrinder ganzjährig im Freiland hält - bis auf Flächen in Schönebeck sind seine Tiere somit vor Wolfsattacken geschützt, und seitdem habe er keine Risse mehr. Auch von Landwirten in Bremen-Nord hat Ulli Vey bisher nichts über Schäden durch Wölfe gehört.

„Dass ein Wolf von einer Wildkamera aufgenommen wird, ist nicht ungewöhnlich“, sagt Heike Behrens, ehrenamtliche Wolfsberaterin für den Landkreis Osterholz und die Stadtgemeinde Bremen. „Denn wir befinden uns aktuell in der Ranzzeit der Wölfe, und Jungtiere suchen nach einem geeigneten Territorium.“ Aus diesen Gründen ist die Laufaktivität von Wölfen zurzeit besonders hoch: Täglich legt ein Wolf bis zu 20 Kilometern zurück, und junge Wölfe, die vom Rudel abwandern, um ein eigenes Rudel zu bilden, sogar bis zu 80 Kilometern, schreibt die Deutsche Wildtierstiftung.

20 Prozent mehr Wölfe

Der Wolf ist weiterhin auf dem Vormarsch: In Deutschland wurde im Rahmen des amtlichen Monitorings für 2023/24 ein Gesamtbestand von rund 1600 Tieren erfasst – mehr als 20 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn mitteilt. Insbesondere Weidetierhalter haben angesichts der anwachsenden Populationen von Wölfen oft erhebliche Probleme, obwohl es zumindest im Bundesland Sachsen im Jahre 2024 deutlich weniger Wolfsrisse als in den Vorjahren gab – wahrscheinlich aufgrund verbesserten Herdenschutzes.

In Niedersachsen gibt es laut der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) aktuell mehr als 50 Wolfsrudel, was 500 bis 700 Einzeltieren entspricht. Der Wolfsbestand nehme dort um 30 Prozent pro Jahr zu. Und die Zahl der Wolfssichtungen häuft sich auch in Bremen-Nord.

„Bilder von Fotofallen oder auch andere Hinweise auf Wölfe, wie zum Beispiel Losung, kann jeder eigenständig auf der Homepage des Wolfsmonitoring melden“, sagt Heike Behrens. Inzwischen finde ein enger Austausch zwischen den Behörden und auch zwischen den Landesjägerschaften in Bremen und Niedersachsen statt, so Heike Behrens, und Bremen wurde inzwischen in diese Meldeplattform integriert – was nach Ulli Vey durchaus sinnvoll ist, denn die Wölfe in Bremen-Nord stammen sehr wahrscheinlich aus Niedersachsen.

Die LJN führt in Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Wolfsberatern ein passives Monitoring in ganz Niedersachsen durch, bei dem Meldungen aus der Bevölkerung registriert, aber auch Fotofallen aufgestellt werden. Wie Niedersachsen setzt auch die Bremer Politik besonders auf Herdenschutzzäune, und nach Angaben des Bremer Umweltressort wurden deutlich häufiger Anträge auf Förderung von Herdenschutzzäunen gestellt, weshalb die Fördersumme in 2023 auf 100.000 Euro verdoppelt worden sei.

Zahlreiche Politiker oder auch Bauernverbände fordern den schnelleren Abschuss von Wölfen, was durch die kürzliche Absenkung des Schutzstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ durch die EU erleichtert werden soll. Doch es gibt auch Zweifel, ob diese Maßnahme sinnvoll ist: Da die Jagd einen besseren Herdenschutz nicht ersetzen könne, sieht zum Beispiel der Verein Wildtierschutz Deutschland keinen Bedarf für den Abschuss von Wölfen.

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Zur Sache

Weitere Informationen zu Wölfen in Bremen, einschließlich einer Karte mit Meldungen, finden sich unter www.lj-bremen.de/Informationen-Woelfe-in-Bremen.html.

Eigene Wolfsnachweise können unter www.wolfsmonitoring.com gemeldet werden. Dort findet sich auch eine Kartendarstellung der Wolfsnachweise und Nutztierrisse in Niedersachsen und Bremen.

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