Über kaum ein Millionenvorhaben ist in Blumenthal so oft und lange gesprochen worden wie über das Projekt Cranzer Straße: Seit den 60er-Jahren wird versucht, dass Rönnebecker Brachland zu Bauland zu machen. Jetzt startet die Nordbremer Wohnungsgenossenschaft Gewosie, der das Gelände gehört, den nächsten Anlauf – mit einem neuen Partner und einem neuen Plan. In dieser Woche ist er erstmals den Anliegern erläutert worden, noch bevor die Politik über ihn diskutiert hat.
Das Projekt ist das größte in Blumenthal, das merkt man gleich. Nicht ein Planer stellt es vor, sondern ein Planungsquartett. Zu ihm gehören zwei Hamburger Architekten, eine Landschaftsgutachterin und Linda Velte. Die Mitarbeiterin des Nordbremer Bauamtes nennt die Maße des Baugebietes aufs Komma genau: 7,29 Hektar. Nur das Steingut-Quartier ist größer. Es kommt auf knapp zehn Hektar. Einer der Bauträger für das Grohner Vorhaben ist derselbe wie für das Rönnebecker: M-Projekt.
Was das Nordbremer Entwicklerbüro mit der Gewosie vorhat, wollen an diesem Abend mehr Menschen wissen als bei anderen Projektpräsentationen. Zwischenzeitlich sind der Onlinekonferenz 42 Politiker und Anwohner zugeschaltet. Und die haken immer wieder nach. Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich wird am Ende der zweistündigen Videoschalte den Referenten der Planungsteams knapp 70 Chat-Einträge vorgelesen haben. Macht drei Frage-und-Antwort-Runden für einen Plan, der noch ganz am Anfang steht.
Stadtplanerin Velte sagt es gleich: Der Entwurf ist quasi ein Vorentwurf. Ob tatsächlich alles so kommt, wie sich die Investoren und die Architekten das vorstellen, wird sich zeigen. Noch sind nämlich nicht alle Verhandlungen mit Grundstückeigentümern abgeschlossen und noch nicht alle Details mit den Behörden geklärt. Zum Beispiel mit dem Bildungsressort. Es will erst im April oder Mai endgültig entscheiden, ob die Grundschule, die der Entwurf vorsieht, auch gebraucht wird.
Die Projektentwickler haben ein Gebäude für Klassen eingeplant, weil sie davon ausgehen, dass wegen des neuen Wohnviertels der Bedarf an Unterrichtsplätzen steigen wird. Und an Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, die noch jünger sind. Darum gibt es neben der Schule auch eine Kita. Und neben der Kita ein SOS-Kinderhaus. Alle drei sind im Süden des Plangebiets vorgesehen. Bei vorangegangenen Konzepten für das Projekt Cranzer Straße war es ausschließlich um einen Kindergarten gegangen.
Dass eventuell mehr Infrastruktur für Bildung geschaffen werden muss als bisher angenommen, machen Kathrin Jaetzel und Torben Sell deutlich. Die beiden Planer des Hamburger Büros Claussen-Seggelke sprechen von mehreren Ein- und Zweifamilienhäusern im Quartier – im Entwurf sind es 45 – und weiteren Mehrfamilienhäusern – zwei. Die einen verteilen sich vor allem in der Mitte des Gebiets, die anderen stehen im Osten, wo die Gewosie auf der anderen Seite der Rominter Straße bereits Häuser hat.
Die Straße ist für die Projektentwickler so etwas wie die künftige Hauptzufahrt in die Siedlung. An ihren Verlauf soll sich später eine Verbindungsstraße anschließen, die sich fast bis in den Norden des Baugebiets erstreckt und dort in einem Wendekreis mündet. Eine weitere Anbindung ist über den Striekenkamp im Süden geplant. Mehrere Wege sollen den neuen Teil von Rönnebeck mit dem alten verbinden. Die Architekten gehen davon aus, dass die neuen Bewohner vieles mit dem Rad erledigen werden.
Andere werden dagegen vor allem zu Fuß und mit dem Bus unterwegs sein. Das nördlichste Gebäude im Neubaugebiet ist eine Seniorenwohnanlage. Momentan gehen die Planer von einem dreigeschossigen Komplex aus. Und davon, dass die Grundstücke der Ein- und Zweifamilienhäuser zwischen 550 und 750 Quadratmeter groß sein werden. Nach Angaben von Jens Crome sollen die meisten bauträgerfrei verkauft werden. Der Chefplaner von M-Projekt sagt, dass die Vermarktung beginnt, sobald das Baurecht geschaffen ist.
Ihm zufolge wird das voraussichtlich noch in diesem Jahr sein. Und im nächsten, wenn alles glatt läuft, das Bauen beginnen. Crome rechnet damit, dass es ungefähr drei Jahre dauern wird, bis alle Gebäude stehen. Der Senat hatte eigentlich gehofft, dass sie früher fertig werden. Seit Jahren wird das Rönnebecker Brachland im Sofortprogramm für Wohnungsbau aufgeführt.