Jochen Ralle hat einen Wunsch. Dieser Wunsch ist eine Zahl, nämlich 25.000. Eben so viele Besucherinnen und Besucher möchte der Betriebsleiter der Bremer Bäder GmbH noch dieses Jahr im Freibad Blumenthal erleben. „Wir hatten hier in den vergangenen zwei Monaten rund 16.000 Gäste. Das ist ein Mittelwert“, ist die Zwischenbilanz des 64-Jährigen. Er führe das auf die „komische Wetterlage“ zurück. „20 Gäste sind es bei schlechtem Wetter pro Tag.“ 1800 bis 2000 Liebhaber des kühlen Nasses seien es in den Spitzenzeiten bei hohen Temperaturen.
Der Betriebsleiter wünscht sich eigentlich Temperaturen von 25 bis 26 Grad Celsius, und zwar am Stück. „Die Kontinuität fehlt derzeit.“ Dies sei dagegen vor sechs, sieben Jahren der Fall gewesen. „Da hatten wir um die 36.000 Badegäste im Jahr“, blickt er zurück. Was augenblicklich für den Besuch außerdem ausschlaggebend sei, wären die Urlaubsrückkehrer. „Die sind nämlich bademüde.“ Andere wiederum würden gerade jetzt in den Urlaub fahren. „Das erleben wir aber jedes Jahr.“
Nichtschwimmer sind Herausforderung
Ein weiterer Aspekt hinsichtlich der Besucherzahlen sei Corona, so der 64-jährige: „Das hat uns nicht gerade in die Karten gespielt." Mit einer Sommer-Corona habe man nicht gerechnet. Wer davon betroffen sei, gehe nicht schwimmen.
Laut der Berliner Zeitung (BZ) hat es in Berlin im Sommerbad am Insulaner Mitte Juni eine Massenschlägerei mit etwa 100 Menschen gegeben. 13 Funkwagen der Berliner Polizei und eine halbe Einsatzhundertschaft mussten laut BZ Tag anrücken, um die Lage zu beruhigen. „Berliner Verhältnisse haben wir hier nicht“, betont Ralle. Doch das Verhalten der Jugendlichen habe sich gründlich verändert. Sorge bereiten ihm die „jungen Badegäste mit Migrationshintergrund“. „Die springen ins Bad und sind weg, weil die meisten leider nicht schwimmen können.“
Stress sei auch vorprogrammiert, wenn Gruppen aus verschiedenen Ländern aufeinander stießen. „Doch das hat wiederum Volker Beringer gut im Griff.“ Der sei der „ruhende Pol bei Konfliktfällen“. Beringer ist Rettungsschwimmer der DLRG Bremen-Nord und als Honorarkraft bei der Bremer Bäder GmbH angestellt. Im Sommer ist er nach eigener Aussage immer Freibad Blumenthal im Einsatz. „Das macht mir riesig Spaß. Man kennt die Leute. Da ist eine gewisse Harmonie“, ist seine Erfahrung.
„95 Prozent der Badegäste sind gut drauf“, hat Betriebsleiter Ralle ausgemacht. Eng kann es ihm zufolge werden, wenn an der Kasse ein hoher Andrang herrscht. „Einmal hatten wir schon mal Security-Leute im Einsatz.“ Danach sei es nicht mehr notwendig gewesen. „Wir können das selbst gut händeln.“ Natürlich gebe es schon mal aufbrausende Menschen. Badverweise seien aber höchstens in der Vergangenheit zwei, drei Mal ausgesprochen worden. „Und das auch nur für zwei Wochen.“
Man habe klare Regeln, sagt Susanne Klose, Pressesprecherin der Bremer Bäder GmbH. Die hätten auch etwas mit „Gastfreundschaft“ zu tun. Nur im Fall des Falles werde die Polizei gerufen, so die Pressesprecherin. Und Bremen sei nicht mit Berlin zu vergleichen, unterstreicht sie.
Gaskrise ist noch kein Thema
Eine Gaskrise ist laut dem Betriebsleiter im Blumenthaler Freibad nicht angekommen. „Außer den Duschen wird hier nichts mit Gas beheizt. Und die sind für die Frühschwimmer von 6.30 bis 8 Uhr da.“ Ihm zufolge gibt es nur einen geringen Gasverbrauch wegen des Duschens.
Auch in Blick auf die personelle Besetzung klagt Ralle nicht. Bei schlechtem Wetter verfolgten zwei Fachangestellte für Bäderbetriebe, früher als Bademeister bezeichnet, das Geschehen vom Beckenrand aus. „Bei gutem Wetter sind es morgens zwei und nachmittags vier. Wir sind gut aufgestellt und können schnell reagieren.“ Dabei freute sich Pressesprecherin Klose, dass gerade Anfang August wieder sechs Auszubildende begonnen haben, den Beruf des Fachangestellten für Bäderbetriebe zu erlernen. Darüber hinaus suchen laut Klose die Bremer Bäder weitere Honorarkräfte im Rettungsschwimmer-Bereich. Informationen darüber gibt es auf der Internetseite der GmbH.