Als Gerd-Rolf Rosenberger am vergangenen Mittwoch, 3. September, gegen 13.45 Uhr den Leo Drabent Weg in Rönnebeck reinigte, entdeckte er ein Hakenkreuz, das auf den Pflastersteinen aufgemalt war. "Die Fußgänger sind achtlos drüber gegangen", sagt er. Da er sein Handy nicht dabei hatte, konnte er kein Foto von der Schmiererei machen. Wenige Stunden später meldete er diese jedoch der Polizei, dem Ordnungsamt und der Bremer Stadtreinigung.
Die Polizei Bremen bestätigt: "Mit Kreide wurde ein 30 mal 30 Zentimeter großes Hakenkreuz auf den Gehweg gezeichnet." Die Tat soll sich in der Nacht zum 3. September oder sogar davor ereignet haben, denn laut Polizei war die Farbe schon leicht verblasst. Die Behörde ermittelt nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Auch der Staatsschutz hat sich eingeschaltet. Mögliche Zusammenhänge mit ähnlichen Fällen werden zurzeit geprüft. Ob die verschüttete Farbe, die Rosenberger auf dem nahe gelegenen Hans Neumann Weg gesichtet und ebenso den Behörden gemeldet hatte, damit in Verbindung steht, gab die Polizei nicht an. Sie hat zudem das Unternehmen Entsorgung Nord (ENO) gebeten, die Schmiererei zu entfernen. Als Rosenberger am kommenden Tag gegen Mittag zur Stelle zurückkehrte, schien das Hakenkreuz kurz zuvor weggemacht worden zu sein.
Seit 2001 erfasst die Polizei in einem gemeinsamen System von Bund und Ländern Straftaten mit dem Bestand Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen. Ziel ist es, politische Kriminalität einheitlich, detailliert und systematisch zu erheben. Im Jahr 2024 hat die Polizei 58 dieser Straftaten, bei denen ein Hakenkreuz verwendet wurde, in der Stadt Bremen verzeichnet und nach den Postleitzahlen des Tatortes gegliedert. Die meisten Hakenkreuz-Schmierereien gab es stadtweit im Gebiet mit der Postleitzahl 28757, nämlich sechs Fälle. Zu dem Bereich gehören Teile von Vegesack, Schönebeck, St. Magnus sowie ganz Aumund-Hammersbeck und Fähr-Lobbendorf. Im Gebiet mit der Postleitzahl 28759 (Farge, Rekum, Rönnebeck, Teile von Lüssum-Bockhorn), wo auch der Leo Drabent Weg liegt, stellte die Polizei zwei Fälle fest. Auch die anderen Postleitzahlgebiete im Bremer Norden hatten 2024 ähnlich hohe Fallzahlen: in Burgdamm, Lesum und St. Magnus waren es drei (Postleitzahl 28717); in Schönebeck, St. Magnus und Vegesack zwei (Postleitzahl 28759); im Werderland, Blockland, in Burg-Grambke und Burgdamm einer (Postleitzahl 28719); ebenso in Lüssum-Bockhorn und Blumenthal (Postleitzahl 28779).
Die Hakenkreuze waren laut Polizei überall im öffentlichen Raum zu finden – auf Gehwegen, Litfaßsäulen, Gebäudefassaden und in öffentlichen Toiletten wie auf Bahnhöfen und Schulen. Besonders viele Fälle wurden jedoch in und um Schulen vermerkt, das waren insgesamt 15.
Der Leo Drabent Weg und der Hans Neumann Weg erhielten vor sieben Jahren auf Anregung einer Bürgerinitiative, der auch Rosenberger angehörte, ihre jetzigen Namen. Die Blumenthaler Kommunisten leisteten Widerstand gegen die Nationalsozialisten und wurden 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden ermordet. Gerd-Rolf Rosenberger macht die Wege seit der Umbenennung jede Woche sauber, da sie ihm zufolge sonst vermüllen würden. Die Müllproblematik bezeichnet er als Verhöhnung der mutigen Widerstandskämpfer. Rechtsextreme Schmierereien aber habe er nun zum ersten Mal registriert.