"Früher verschwand die Weser hinter einer Stahlwand. Jetzt wird das ein attraktiver Ort", sagt Deichhauptmann Wilfried Döscher vom Bremischen Deichverband am rechten Weserufer. Auf dem Gelände der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK) in Blumenthal entsteht zwischen Fluss und Hochwasserschutzwand eine Promenade, die Wätjens Park und Bahrsplate verbinden wird. Die ist jedoch nur schmuckes Beiwerk eines wichtigen Umbaus: Denn der Deichverband hat die Spundwand, die direkt am Wasser liegt, abgebrannt. Das heißt: Mit einer Gasflamme hat man das Metall geschmolzen, das man so sauber abtrennen konnte. Stattdessen hat der Verband sechs Meter landeinwärts eine 1200-meterlange Stahlwand gebaut, die mit 7,5 Metern 1,5 Meter höher als die alte ist.
Der Grund: Der Meeresspiegel steigt wegen des Klimawandels deutlich an. Sturmfluten an der Nordsee preschen in die Weser, weshalb es zu größeren Überschwemmungen in Bremen-Nord als früher kommt. Bei jeder Sturmflut pumpt zudem das Schöpfwerk Wasser zurück in die Weser. Den Umbau finanziert – wie beim Küstenschutz üblich – zu 70 Prozent der Bund, zu 30 Prozent Bremen. Alle gestalterischen Bauten – etwa die Promenade – zahlt überwiegend das Land.
Doch wird die neue Hochwasserschutzwand dem Hochwasser im Winter – der Saison der Sturmfluten – standhalten? Um diese Frage zu beantworten, war am Mittwoch die gesetzlich vorgeschriebene Deichschau: Vertreter des Deichverbandes, des Bremer Umweltsenats und des Ortsamts Blumenthal begutachteten die Hochwasserschutzanlagen in Bremen-Nord – von Grohn bis Farge. Sieht man Schäden an den Mauern? Sind die Deiche bewachsen? Im Gegensatz zur Innenstadt gibt es im Bremer Norden nur in Abschnitten Deiche und Hochwassermauern, da manche Gebiete von natürlichem, höher gelegenem Geestland geschützt werden.
Rolf Dülge, technischer Leiter des Deichverbandes, versichert: "Die Anlage am BWK ist hochwassersicher." Dem stimmten die anwesenden Vertreter aus Politik und Deichverband nach der Abschlussbesprechung ebenfalls zu. Die Promenade wird noch gepflastert. "2026 ist alles fix und fertig", so Dülge. Doch wie sicher sind die Hochwasserschutzanlagen in den anderen Ortsteilen?
Grohn und Vegesack
Beide Ortsteile haben noch alte Hochwasserschutzanlagen. Der Deichverband wird die Spundwand nahe des Lesumsperrwerks in Grohn um einen Meter auf 7,8 Meter erhöhen. In Vegesack am Haven Höövt wird der Verband eine sogenannte Winkelstützwand, die aus Beton gebaut ist, in der Höhe von 7,9 Metern errichten. Der Bau ist bereits beantragt. Weder in Grohn noch in Vegesack haben die Inspektoren der Deichschau Mängel festgestellt.
Farge
Der Deichverband wird kommendes Jahr am Bernhardtring eine neue 7,5 Meter hohe Spundwand bauen. Bereits diese und nächste Woche werden probeweise Bohlen, die einzelnen Teile der Wand, am Ufer eingerammt. So überprüft der Deichverband, ob das Bauvorhaben funktionieren wird. Zwischen dem Wasserweg und dem Kraftwerk Farge ist der Hochwasserschutz schon fertiggestellt.
Rekum
In mehreren Gebieten in Bremen-Nord – so auch südlich und nördlich des Denkortes Bunker Valentin in Farge – buddeln Hunde immer wieder Löcher in die Erddeiche. "Die Halter wissen oft gar nicht, was sie damit anrichten", sagt Dülge. Die kleinen Mulden werden zeitnah wieder aufgeschüttet.