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Mobile Schwimmschule in Bremen-Nord Wenn das Wasser zu den Kindern kommt

In der mobilen Schwimmschule werden Kinder nicht nur an das Wasser gewöhnt, sondern lernen auch Baderegeln kennen. In diesem Sommer gastiert der Verein "Schwimm mit" mit seinem Angebot erstmals im Bremer Norden
20.06.2021, 18:00 Uhr
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Wenn das Wasser zu den Kindern kommt
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Es ist ein fliegender Wechsel. Kurz nachdem eine Gruppe von Kindergartenkindern die mobile Schwimmschule auf dem Gelände des Kinder- und Familienzentrums Fillerkamp verlassen hat, steht schon die nächste bereit. Doch bevor es für die Mädchen und Jungen in das Becken geht, steht eine kurze Theorieeinheit im Vorzelt an.

"Wer erinnert sich noch an unsere dritte Baderegel?", fragt Jannik Ertner, der Trainer Fikret Sisman an diesem Tag unterstützt, die Kinder. "Wenn man nicht schwimmen kann, darf man nur mit Schwimmflügeln und bis zum Bauchnabel ins Wasser", antwortet ein Mädchen. "Sehr gut", lobt er sie und führt sogleich die vierte Baderegel ein. "Wer noch nicht schwimmen kann, darf nicht mit Gummispielzeugen ins Wasser. Dass kann nämlich ganz schön gefährlich sein, wenn sich das Spielzeug umdreht", sagt er. "Dann seid ihr darunter im Wasser."

Die fünfte Baderegel lernen die Kinder am nächsten Tag. Insgesamt kommt jedes Kind an zehn aufeinanderfolgenden Tagen zur mobilen Schwimmschule. Doch am Ende geht es nicht darum, dass die Kleinen schwimmen können. "Wir machen hier keine Schwimmausbildung, sondern eine Wassergewöhnung. Das ist die Vorstufe", betont Sisman. Deshalb baut der Verein "Schwimm mit" seine mobile Schwimmschule in den Stadtteilen auf, in denen die Kinder in der Regel nicht von ihren Eltern an das Wasser gewöhnt werden. Von der Einrichtungsleitung des Kinder- und Familienzentrums Fillerkamp habe er erfahren, dass von den 45 Kindern, die aktuell an dem Projekt teilnehmen, erst zwei in einem Schwimmbad waren. "Durch unser Angebot sind die Kinder dann auf demselben Stand, wenn sie in der dritten Klasse Schwimmunterricht haben, als Kinder, deren Eltern ihnen einen solchen Kurs ermöglichen", so der Trainer.

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Im Wasser angekommen, drehen sich Kinder und Schwimmlehrer zunächst im Kreis. Anschließend halten sich die Mädchen und Jungen, die nach den Sommerferien in die Schule kommen, am Beckenrand fest und schlagen so kräftig mit den Beinen, dass das Wasser überall hinspritzt. Dabei bekommen die Kleinen ein Gefühl, wie sie sich im Wasser halten können. Das bekommen sie auch, wenn sie in einem nächsten Schritt mit der Hilfe von Jannik Ertner versuchen, sich durch das Wasser zu bewegen. "Ich kann schon schwimmen" erklärt ein Mädchen stolz, nachdem sie ein paar Schwimmzüge hintereinander geschafft hat.

Fikret Sisman und Jannik Ertner sind aber nicht nur als Trainer aktiv, sondern kümmern sich auch um die Anlage. "Wir messen dreimal am Tag die Wasserwerte, hauptsächlich den Chlor- und den Säuregrad", erläutert Sisman. Sofern notwendig, setzen die Männer dem Wasser Chlor oder sogenannte Ph-Senker hinzu, die den Säuregrad regulieren. Zusätzlich wird der Pool alle zehn bis zwölf Tage durch ein Labor überprüft. "Dann wird eine große Untersuchung durchgeführt. Dabei wird das Wasser unter anderem auf Keime untersucht", sagt er. "Da wir regelmäßig den Standort wechseln, kommt zudem ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, um zu Beginn die Anlage zu prüfen."

Damit sich die Kinder wohlfühlen, wird das Wasser auf eine Temperatur von 29 Grad erwärmt. Die Anlage dafür befindet sich, wie die übrige Technik auch, im Außenbereich. "Das Wasser wird durch einen Wärmetauscher aufgeheizt und über einen Schlauch in den Pool geführt", erklärt er. Neben dem Wärmetauscher befindet sich eine Filteranlage, die das Wasser sauber hält. "Im Pool haben wir zudem einen Filter, der größere Teile von der Oberfläche absaugt", sagt Sisman.

Pro Gruppe sind maximal sechs Kinder sowie zwei Trainer vorgesehen. "Dadurch erreichen wir jedes einzelne Kind, weil ein Trainer die Gruppe betreut, während sich der andere individuell um ein Kind kümmern kann", erklärt Sisman. Zudem sind auch die Erzieherinnen und Erzieher in das Konzept eingebunden. "Eine Erzieherin bringt die Kinder und bleibt am Beckenrand. Somit liegt die pädagogische Verantwortung weiterhin bei den Erziehern", so der Trainer. Das würde auch dazu beitragen, dass die Kinder sehr schnell ein Vertrauensverhältnis zu den Schwimmlehrern aufbauen würden.

Untergebracht ist die mobile Schwimmschule in zwei Zelten. Das größere Zelt beherbergt den Pool, der mit 32.000 Litern Wasser gefüllt ist. Daran schließt ein Vorzelt an. "Den Pavillon hatten wir nicht gleich bei unserer ersten Station 2019 in Huchting. Der ist erst später dazugekommen", erzählt Sisman. "Zum einen bietet das Vorzelt einen Schutz, sodass man nicht hineingucken kann. Zum anderen können die Kinder nicht nach draußen schauen und werden damit nicht abgelenkt." Dadurch ergebe sich eine geschützte Atmosphäre wie in einem Schwimmbad.

Nach einer guten dreiviertel Stunde endet die siebte Unterrichtsstunde für die Kinder. Zum Abschluss tauchen die Kleinen unter Wasser. "Noch einmal abtauchen und dann raus", ruft Jannik Ertner den Kindern zu. "Nein, noch nicht, noch nicht", entgegnet ihm ein Junge. Doch schon am nächsten Tag steht der nächste Besuch für die Kinder in der mobilen Schwimmschule an.

Zur Sache

Der Verein

Nach Stationen in Huchting und in Gröpelingen macht die mobile Schwimmschule des Vereins "Schwimm mit" in diesem Jahr erstmals Station im Bremer Norden. Mit seinem Angebot will der Verein dazu beitragen, dass die Zahl der Nichtschwimmer wieder sinkt. Nach Angaben der DLRG kann jeder zweite Jugendliche in Deutschland heute nicht mehr sicher schwimmen. Vor 30 Jahren habe der Wert noch bei zehn Prozent gelegen. In den kommenden Wochen steht die mobile Schwimmschule auf dem Gelände des Kinder- und Familienzentrums Fillerkamp. Anschließend baut der Verein sein Angebot vor dem Sportbad in Grohn auf. Die Anmeldung dafür erfolgt über verschiedene Einrichtungen in den Stadtteilen.

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