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Sonderkampagne in Blumenthal Impfen, impfen, impfen

Seit Montag ist ein mobiles Impfteam des Deutschen Roten Kreuzes in Blumenthal im Einsatz. Wie die Hilfskräfte arbeiten – und wo als Nächstes. Ein Besuch des Gemeindesaals der St.-Marien-Kirche.
28.06.2021, 19:00 Uhr
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Impfen, impfen, impfen
Von Christian Weth

Aufbauen, abbauen, aufbauen, abbauen,... Herwig Renkwitz sagt, dass er inzwischen eine Ahnung hat, wie man sich beim Wanderzirkus fühlt. Erst war sein Team in Gröpelingen, dann in Huchting, später in Tenever – und jetzt ist es in Blumenthal. Er und seine 50 Helfer ziehen, wenn man so will, von einem Stadtteil zum nächsten. Aber nicht in jeden. Sie sind immer dort, wo die Inzidenzwerte höher waren als in anderen Gebieten der Stadt. Renkwitz leitet die mobilen Impfkräfte des Deutschen Roten Kreuzes. Seit Montag sind sie im Gemeindesaal der St.-Marien-Kirche an der Fresenbergstraße.

Es ist zwanzig vor eins – und 122 Frauen und Männer haben ihre erste Dosis des Herstellers Biotech/Pfizer bekommen. Mika Meyer, Supervisor beim Roten Kreuz, hat im Rechner nachgeschaut. Er ist heute einer von fünf Kräften, die hinter Plexiglas im sogenannten Check-in-Bereich des provisorischen Impfzentrums sitzen. Meyer meint, dass so viele Menschen in so wenigen Stunden ein guter Schnitt sind. Auch andere sagen das. Renkwitz zum Beispiel und Gudrun Gaartz. Die Pflegefachkraft hat gesehen, wie die Leute um zehn, als die Türen des Gemeindesaals geöffnet wurden, in einer langen Reihe bis auf den Fußweg gestanden haben.

Auch jetzt sind alle Impfkabinen besetzt. Sechs gibt es. In ihnen sitzen ein Arzt, ein Verwaltungsmitarbeiter und eine medizinische Fachkraft auf der einen Seite des Tisches und jemand, der sich vor Corona mit einer Vakzine schützen will, auf der anderen. Renkwitz sagt, dass das im großen Impfzentrum auf der Bürgerweide anders ist. Dort gibt es das Vorgespräch mit einem Mediziner, die Abfrage der Einwilligung fürs Impfen und die Spritze in separaten Kabinen. Im Gemeindesaal ist alles komprimierter als in der Messehalle. Statt auf mehrere Tausend Quadratmeter kommt er auf knapp 300. Renkwitz spricht von der kleinsten Größe für ein mobiles Impfzentrum dieser Art.

Drei Tage vorher haben sie alles eingerichtet: hier der Posten für die Security, dort der Platz, an dem jedem, der hineinkommt, mit einem Stirnthermometer die Temperatur gemessen wird. Dahinter die Empfangstresen, die Absperrgitter, zwischen denen es quasi im Slalom zu den Impfplätzen geht. Hinter Stellwänden, etwas versteckt, ist die sogenannte Apotheke, in der die Spritzen aufgezogen werden – und der Sanitätsbereich, in dem es Liegen für die gibt, die das Impfen nicht so einfach wegstecken. Renkwitz sagt, dass das Team inzwischen so eingespielt ist, dass der Aufbau in wenigen Stunden erledigt war, inklusive Technik-Testlauf. Es gibt mehrere Laptop-Tische für die Datenerfassung.

Vor den Kabinen warten zwei Frauen auf den Nächsten, der geimpft werden will. Karin Wehrenberg und Shari Kappes haben die Injektion in den vergangenen Monaten schon so oft gegeben, dass beide gar nicht mehr sagen können, wie oft. Seit dem Vorjahr gehören sie zum Team – und demnächst werden sie einem angehören, das noch mobiler sein wird als das jetzige. Und noch kleiner. Wehrenberg und Kappes arbeiten ab Mittwoch quasi in einem rollenden Impfzentrum. So sagt das Luebbo Roewer. Der Sprecher des Roten Kreuzes zeigt Fotos von einem weißen Lastwagen mit Auflieger. Er meint, dass Spezialtrucks die stationären Impfzentren irgendwann ablösen werden.

Und dass die Teams in Zukunft noch mehr als bisher in Quartiere müssen, in denen die Ärzte- und damit auch Praxisdichte nicht so groß ist wie in anderen Vierteln, wenn so viele Menschen wie möglich erreicht werden sollen. Vor allem auch solche, die sonst vielleicht nicht die Initiative ergreifen würden, sich impfen zu lassen. Die einer anderen Nationalität angehören und darum auch eine andere Sprache sprechen. Einen Tag lang wird der Truck deshalb vor der Grohner Düne stehen. Organisationssprecher Roewer sagt, dass das der erste Halt des Speziallasters im Bremer Norden sein wird. Und dass das Deutsche Rote Kreuz es nicht bei einem Impftruck für die Stadt belassen will.

Auch im Gemeindesaal werden zur Mittagszeit viele Sprachen gesprochen: Arabisch, Hindi, Persisch, Afghanisch, Türkisch, Englisch, Französisch. Zentrumsleiter Renkwitz meint, dass das Team so zusammengestellt wurde, um auf die Zahl an geflüchteten Menschen reagieren zu können, die in der Erstaufnahmestelle im Norden angekommen und von denen viele in Blumenthal geblieben sind. Die Helfer wollen bis Donnerstag rund 2000 Menschen geimpft haben. Dann heißt es abbauen. Und in einigen Wochen wieder aufbauen: in Gröpelingen, Huchtung, Tenever und in Blumenthal. Die Zweitimpfung wird fällig.

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