Das „Off the Radar“-Festival hat bereits eine beachtliche Reise hinter sich: Nachdem es zunächst 2013 in Neuseeland startete und 2017 in Bordesholm bei Kiel eine neue Heimat fand, ist es nun im Bremer Norden angekommen. Von Freitag, 02. September, bis Sonntagabend, 04. September, will das Festival Freunde und Anhänger vielseitiger Klänge weit abseits des Mainstreams mit mehr als 40 Bands, Acts und DJs drei Tage lang im Kämmerei-Quartier begeistern.
Geboten wird Hip-Hop, Punkrock, Techno, Electronica, Dubstep, Drum’n’Bass und Indie sowie visuelle und künstlerische Gestaltung mit einem speziellen gemeinsamen Kriterium: „Die Acts, die bei uns auftreten, sind absolut nicht radiokompatibel, eher etwas 'schräg'“, erklärt Thomas Lengenfeld, seines Zeichens Booker des Festivals.
Den meisten Festivalbesuchern ginge es im Vorfeld indes ähnlich wie dem Mainstream-Konsumenten: „Viele unserer Besucher kennen vor dem Festival kaum einen Act, vertrauen uns jedoch, ein ansprechendes Programm zu gestalten und sind hinterher zumeist völlig begeistert“, erklärt Lengenfeld das erwiesene Erfolgsgeheimnis: „2020 wären wir im zweiten Jahr in Folge ausverkauft gewesen“.
Programm weniger international
Auch jetzt hält eine beachtliche Anhängeranzahl dem Event trotz des Ortswechsels die Treue: „Wir konnten bereits 1000 Karten im Vorverkauf absetzen, ohne großartig Werbung zu machen – die ersten 700 sogar, bevor irgendjemand wusste, wer überhaupt bei uns spielen wird.“
Aus organisatorischen Gründen ist das Line-Up in diesem Jahr weniger international ausgefallen als noch 2019: „Reisekosten sind derzeit fast unbezahlbar und es finden nur wenige Tourneen statt“, erklärt Lengenfeld, der vor seiner Tätigkeit für das Festival als Booker im Hamburger „Hafenklang“ tätig war und zudem einen Hangar auf dem „Fusion“-Festival gestaltet.
Hinter dem „Off the Radar“-Festival steht ein in Hamburg ansässiger Verein, dessen etwa 50-köpfiges Plenum die maßgebliche Planung übernimmt. Vor Ort werden etwa 100 Festivalhelfer zuzüglich externer Kräfte im Einsatz sein.
Vier Bühnen wollen die Festivalmacher auf dem Areal im Kämmerei-Quartier errichten; eine davon in einer alten Lagerhalle auf dem Gelände, die im Oktober abgerissen werden soll. Die Hauptbühne des „Hellseatic“-Festival, das eine Woche später an selber Stelle stattfinden wird, wird hingegen für das Publikum begehbar gemacht und zu einer Disco umfunktioniert.
Veranstalter setzt auf individuelles Erscheinungsbild
Eine Kooperation mit dem „Hellseatic“ hinsichtlich gemeinsamer Gelände- und Infrastrukturnutzung ist auch der Hauptgrund für den Umzug des Festivals nach Blumenthal, nachdem den Organisatoren das vorherige Areal in Bordeholm nach der zweijährigen Unterbrechung nicht mehr zur Verfügung steht.
Der Kontakt zu dem schwermetallischen Festival im Bremer Norden entstand durch André Stuckenbrok, der auch als Vertreter der Hellseatic UG firmiert: „André hat in den Vorjahren bereits als Mischer und Techniker für uns gearbeitet“, erklärt Lengenfeld das Zustandekommen.
Inhaltlich verbindet die beiden Festivals – mit Ausnahme eines Auftritts der Bremer Extrem-Metaller „Mörser“, die im Vorjahr auch bereits auf dem „Hellseatic“ aufspielten – hingegen nichts. Sogar die Geländegestaltung wird in beiden Fällen komplett unterschiedlich ausfallen.
Schließlich legen beide Festivals gleichermaßen Wert auf ein eigenständiges Erscheinungsbild: „Wir möchten möglichst wenig 'typische' Veranstaltungselemente wie beispielsweise Alutrassen und Absperrgitter auf unserem Gelände haben und bevorzugen stattdessen selbst gebaute Alternativen“, gewährt Lengenfeld Einblicke in die Philosophie des Festivals, dass sich als Gesamtraum für abseitige Kunst außerhalb des Publikumsradars versteht. Schließlich findet sich doch noch eine Parallele zum „Hellseatic“: Beide Veranstaltungen positionieren sich eindeutig gegen Rassismus, Sexismus und weitere Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung.