Einen wundersamen Aufstieg hat Piet Freiberg im Fußball-Nachwuchs des Blumenthaler SV erlebt. Als der Fischerhuder vor zweieinhalb Jahren als Stürmer zu den C-Junioren in die Regionalliga Nord kam, traf er den Kasten nicht. „Ich war ein Chancentod“, räumt der 16-Jährige ein. Dabei hatte er sich als Torjäger der JSG Backsberg und dann beim FC Union 60 mit 30 Saisontreffern und mehr für höherklassige Aufgaben empfohlen.
„Ich habe ihm dann gesagt, dass ich auf andere Stürmer setze“, berichtet sein damaliger Coach Peter Moussalli. Also versuchte sich Freiberg als Sechser. Aber auch hier kam er an den gesetzten Kickern nicht vorbei. Gesucht wurde aber noch ein Innenverteidiger. „Piet bat darum, ihn drei Monate zu testen und versprach, uns nicht zu enttäuschen“, erinnert sich Moussalli zurück.
Piet Freiberg hielt Wort und spielte sich in die erste Elf, wenngleich er dem jüngeren C-Jugend-Jahrgang angehörte. „Ich sage immer, dass ich alles schaffen kann. Das habe ich auch von Peter Moussalli gelernt, der mich als starke Persönlichkeit maßgeblich geprägt hat“, so Freiberg. Dieser spielte sich aber nicht nur in die erste Elf, sondern wurde auch schnell zum Leistungsträger und trug dazu bei, dass die B-Junioren als Verbandsligist reihenweise Regionalligisten in Testspielen wegbliesen. Nun bildet der Youngster eine feste Säule bei den Regionalliga-B-Junioren der Blau-Roten, die gerade an die Tür zur Bundesliga klopfen. Das soll dann aber immer noch nicht die Endstation für Freiberg sein.
„Ich möchte Fußball-Profi werden“, kündigt der Innenverteidiger an. Auch deshalb besucht er das Sportgymnasium Links der Weser in Obervieland. Gleich um die Ecke ist der Fan von Borussia Dortmund auch im Krankenhaus zur Welt gekommen. Seine Großeltern Maria und Eric Freiberg wohnen in der Nähe der Klinik. Zu ihnen kann er nach der Schule gehen, zu der ihn sein Vater fährt. Ein Fahrdienst bringt ihn dann zum Training auf dem Burgwall. Einen ersten Schritt in Richtung Fußball-Profi hat Piet Freiberg auch schon unternommen. Er hinterließ einen ordentlichen Eindruck beim Probetraining beim Hamburger SV für die B-Junioren-Bundesliga.
„Ich habe dann aber doch eine Absage bekommen, weil sich der Verein für einen Innenverteidiger mit einem anderen Profil entschieden hat“, teilt der Zehntklässler mit. Beim Probetraining machte sich sogar HSV-Legende Horst Hrubesch, der Direktor des Nachwuchsleistungszentrums, ein Bild von ihm. Den Wunsch nach der B-Jugend-Bundesliga kann sich der Abwehrspieler aber auch in Blumenthal erfüllen. „Ich bin auch guter Dinge, dass wir das schaffen werden“, erklärt der Gymnasiast, der vor allem Dortmunds Mats Hummels bewundert. „Er ist mit seiner Erfahrung, Kühn- und Abgebrühtheit ein Vorbild für mich. Ich habe auch keine Ahnung, was unser Bundestrainer Hansi Flick sich dabei gedacht hat, ihn nicht mit zur WM zu nehmen“, sagt Freiberg.
In puncto Schnelligkeit dürfte Piet Freiberg diesem aber bereits überlegen sein. „Das Tempo habe ich von meinem Vater Joachim geerbt. Der hat in seiner Kindheit in Süddeutschland mit Freunden gekickt und immer gerne Sport gemacht“, lässt der Abwehrspezialist wissen. „Piet passt sowohl menschlich als auch sportlich fantastisch zu uns. Er ist ein sehr feiner Kerl“, versichert sein Coach Malte Apsel.
In der D-Jugend kam Piet Freiberg zum Stützpunkttraining nach Oyten. „Da bin ich dann das erste Mal mit den besseren Kickern des Landkreises Verden zusammengekommen“, so Freiberg. In Oyten wurde auch der FC Union 60 auf den talentierten Stürmer aufmerksam. Mittlerweile ist Freiberg auch nicht mehr traurig darüber, dass er nicht mehr als Angreifer zum Zuge kommt.
„Es macht mir Spaß, das ganze Spiel vor mir zu haben“, betont der 16-Jährige. Er sei aber dann doch froh, nicht auch noch zum Torwart umfunktioniert worden zu sein: „Wir haben ja schließlich auch gute Torleute im Kader.“ Ab und an merkt man Piet Freiberg aber auch noch den Stürmer an, wenn er sich in das Offensivspiel seiner Mannschaft einschaltet. Ein Tor hat er auch schon in der Hinrunde der Regionalliga Nord erzielt. In erster Linie ist er aber für die Stabilität der Hintermannschaft verantwortlich. „Piet ist mega gut erzogen, fleißig, bissig und giftig“, schwärmt Peter Moussalli.
So steuerte Freiberg seinen Teil dazu bei, dass der Blumenthaler SV nur 14 Gegentore in 13 Begegnungen in der Regionalliga hinnehmen musste, sodass der Zweite neben dem Spitzenreiter VfL Wolfsburg II die beste Defensive der Liga aufweist. Auch bei den A-Junioren hilft Piet Freiberg regelmäßig aus.
Sollte er es mit den B-Junioren in die Bundesliga schaffen, hätte er nur bedingt etwas davon. Schließlich geht er in der nächsten Saison in die A-Jugend hoch. Hier strebt der BSV auch den Regionalliga-Aufstieg an und hat mit dem Winterrundentitel in der Bremer Verbandsliga auch bereits den ersten wichtigen Schritt in diese Richtung getan. Aber auch wenn Freiberg lieber in der Bundesliga auflaufen würde, hätte er nichts dagegen, noch ein Jahr in der Regionalliga dranzuhängen. „Ich mache mir keinen Stress. Ich würde es auch nicht verweigern, für Blumenthal in der Regionalliga zu spielen“, betont der Abwehrmann. Eine Profi-Karriere bleibt trotzdem das Ziel des Spielers mit dem Sternzeichen Widder.
„Einem Widder sagt man nach, dass er klare Ziele hat und sich nicht vom Weg abbringen lässt“, informiert Freiberg. Aber auch wenn er nicht wirklich an Astrologie glaubt, finde er sich in dieser Beschreibung schon wieder. Einen Plan B hat er noch nicht, wenn es mit der Profi-Laufbahn nichts wird. „Ich werde auf jeden Fall erst einmal das Abitur machen“, verrät der 182 Zentimeter große und 75 Kilogramm schwere Leistungsträger. Nahziel ist jetzt erst einmal der Bundesliga-Aufstieg mit den B-Junioren.
„Wenn wir noch ein bisschen besser zusammenhalten, packen wir das“, ist sich der Youngster sicher. Auch einen ersten Besuch im Dortmunder Signal-Iduna-Park strebt er an. Das sollte aber kein Problem werden. „Meine ganze Familie ist Dortmund-Fan“, teilt Freiberg mit.