Die Essener Konzernleitung von Thyssen-Krupp hat jetzt Post von der Bremer SPD bekommen. In einem Schreiben appelliert sie an den Vorstand, den Standort in Farge nicht aufzugeben. Der Brief ist am Donnerstag verschickt worden. Die Sozialdemokraten haben ihn in der Vorwoche angekündigt, als sie sich an einer IG-Metall-Kampage gegen den Verkauf des Nordbremer Unternehmens beteiligt hatten.
Unterzeichnet ist der Brief von Vertretern mehrerer SPD-Gremien: von den Blumenthaler Beiratsfraktionssprechern Susanne Weidemann und Marcus Pfeiff, vom wirtschaftspolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktion Volker Stahmann und von der Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Bremen-Nord, Ute Reimers-Bruns. Alle vier kritisieren in dem zweiseitigen Schreiben, dass die Konzernleitung von dem ausgehandelten Umbau des Standorts nun Abstand genommen hat. Im Vorjahr hatte sich die Thyssen-Krupp-Spitze mit der Farger Geschäftsführung und der IG Metall auf ein Zukunftskonzept verständigt.
Der Plan sieht vor, dass sich Thyssen-Krupp in Farge neu ausrichtet: Statt die Automobilbranche mit Montageanlagen für Verbrennungsmotoren zu beliefern, sollen fortan Produktionsstraßen für Elektroantriebe entwickelt werden. Die sogenannte Restrukturierung bedeutet zugleich ein Stellenabbau. 230 Arbeitsplätze werden gestrichen. Nach Angaben des Betriebsrates sind die ersten Mitarbeiter bereits in eine Transfergesellschaft gewechselt, für die letzten soll es Ende des Jahres so weit sein. Zuletzt lag die Zahl der Beschäftigten in Farge bei knapp 800. Vor einigen Jahren war sie fast doppelt so hoch.
Am vereinbarten Zukunftskonzept festhalten
Die vier SPD-Politiker wollen, dass die Konzernleitung an dem vereinbarten Zukunftskonzept festhält. Und dass sie dabei alle Möglichkeiten ausnutzt, den Standort, die Zahl der verbliebenen Beschäftigten und das Potenzial der Fachkräfte zu sichern, wie es in dem Brief heißt. Die Sozialdemokraten schreiben, dass ein Umbau des Unternehmens eine große Herausforderung ist, aber auch eine Möglichkeit ist, es innovativ, zukunftsfähig, nachhaltig und wettbewerbsfähig aufzustellen. Weidemann, Pfeiff, Stahmann und Reimers-Bruns kündigen zudem an, das Unternehmen dabei bestmöglich unterstützen und begleiten zu wollen.
Die Parteivertreter verweisen nicht nur auf die Bremer Initiative, die Sonderregelung zum Kurzarbeitergeld bis März nächsten Jahren zu verlängern, sondern auch auf das Konjunkturprogramm des Bundes in der Corona-Krise. Die Sozialdemokraten gehen davon aus, dass mit ihm ein Konzept für eine Zukunftstechnologie am Farger Standort gelingen kann.