Als der Termin für Wiebke Winters Abstecher nach Blumenthal im Zuge ihrer Sommer-Stadtteiltour festgezurrt worden war, konnte sie nicht ahnen, dass sie an einem milden Juli-Nachmittag gute Nachrichten im Gepäck haben würde. Die gehen aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft zurück. Blumenthal ist demnach der einzige Beiratsbereich in Bremen, in dem die Anzahl der Straftaten zurückgegangen ist. "Das ist ein positives Signal", verkündete die stellvertretende CDU-Fraktionschefin im Kreise ihrer Parteifreunde auf dem Blumenthaler Marktplatz.
Denen jedoch war eher nach einem "Ja, aber" zumute. Denn während die Gesamtstatistik rückläufige Zahlen ausweist, gibt es von 2022 auf 2023 in einigen Deliktbereichen signifikante Zuwächse. Das gilt vor allem für Körperverletzungen und Sexualdelikte. Rückläufig sind hingegen Diebstähle und Rauschgiftdelikte. Körperverletzungen, wie die jüngste Massenschlägerei an der Mühlenstraße, brennen sich in das Bewusstsein der Bevölkerung ein. Solche, wenn auch seltene Vorfälle steigern ein schlechtes Sicherheitsgefühl. "Das ist für viele erschütternd", betont Winter. Und da ein Gefühl nichts rationales ist, braucht es mehr als einen punktuellen, statistischen Erfolg. Das weiß auch Wiebke Winter. Daher schreibt sie dem Senat ins Stammbuch, die Chancen des Sanierungsgebietes und die des Schulcampus' im Kämmerei-Quartier zu nutzen.

Wiebke Winter, Fraktionsvize der CDU in der Bürgerschaft, war zum Stadtteilbesuch in Blumenthal.
So würdigen auch die Stadtteilpolitiker der CDU die Pläne für das Alte Rathaus und verschließen sich nicht den Perspektiven, die sich durch die vielen versprochenen Millionen auftun. Sie wünschen sich, dass die Sozialstruktur speziell an der Mühlenstraße, Emmalene-Bulling-Straße und George-Albrecht-Straße durch die Möglichkeiten des Sanierungsgebietes aufgebrochen wird. "Wir brauchen eine gute soziale Durchmischung", sagt Malte Engelmann, der Blumenthaler CDU-Chef. Winter verweist auf das Beispiel Lüssumer Heide, die sich durch Sanierung und ein Einzugsmanagement positiv entwickelt habe. Das ein solcher Effekt im Blumenthaler Zentrum nicht leicht zu erzielen ist, wissen die Christdemokraten.
Daher setzen sie auf mehr Cafés und ein Berufsschülerwohnheim. "Man braucht eine gute Grundstimmung", sagt Engelmann und hofft, eine solche erzeugen zu können. "Vieles ist besser als wir manchmal glauben", sagt er. Es gehe zwar um das gesamte Gebiet, dennoch käme dem Marktplatz eine zentrale Rolle zu. Denn über ihn würden sich die Blumenthaler definieren. Die bunten Blumenkübel an den Laternen sind ein Anfang. Mehr Licht und Sauberkeit wünschen sich die Christdemokraten zudem. Michael Steines, der ehemalige Polizeidirektor, fordert zudem, dass die Kontaktpolizisten sichtbarer im Quartier sein müssten. So könne Vertrauen aufgebaut werden. Eine Forderung, der sich Wiebke Winter in ihrer Funktion als Sprecherin der Innendeputation anschließt: "Ganz klar, die Polizei muss in die Lage versetzt werden, vor Ort effektiv arbeiten zu können. Richtig viel passiert jedoch nicht." Sie regt an, über Ausstiegsprogramme aus der Clan-Kriminalität nachzudenken. Nordrhein-Westfalen sei damit erfolgreich.
Wiebke Winter bewertet ihren Besuch in Blumenthal positiv. "Es ging mir ums Zuhören", sagt sie. "Ich wollte hören, was nervt." Daher nimmt sie eine gewisse Skepsis, die ihr nicht entgangen ist, gelassen. "Der Stadtteil hat in der Vergangenheit zu viel erlebt", weiß sie und findet dennoch: "Blumenthal macht sich." Das täusche jedoch nicht darüber hinweg, dass die Politik nun am Ball bleiben müsse: beim 15-Minuten-Takt der Regio-S-Bahn beispielsweise sowie in den Bereichen Bildung und Sprache.