Im Notfall sind in Bremen bis zu zwei Rettungshubschrauber in der Luft. "Christoph 6" von der Luftrettung des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) ist am Klinikum Links der Weser stationiert, "Christoph Weser" von der DRF-Luftrettung am Flughafen Bremen.
Der ADAC und die DRF stellen die Piloten und Sanitäter, die Notärzte kommen traditionell aus der Anästhesieabteilung des Klinikums Links der Weser, erklärt Andreas Callies. Er ist ärztlicher Leiter des bodengebundenen Rettungsdienstes. Wie er weiter erläutert, kommen die Helikopter in zwei verschiedenen Situationen zum Einsatz. Erstens: Der Helikopter bringt schwer kranke oder verletzte Personen in ein Krankenhaus, begleitet von einem Notarzt. Vor allem in Niedersachsen werden die beiden Hubschrauber dafür angefordert, so Callies. "Sie sind bei den langen Strecken einfach deutlich schneller. Für den Patienten ist das übrigens ungefährlich", sagt er. In Bremen erreichen die Rettungswagen so schnell die verschiedenen Akutkliniken, sodass ein Flug keine Vorteile bietet. In Bremen werden die Hubschrauber überwiegend eingesetzt, wenn der Notarzt auf diesem Weg schneller an einen Einsatzort kommt als mit dem Auto.

Andreas Callies
Da die Autobahn A 270 in beide Richtungen seit längerer Zeit einspurig gesperrt ist, habe die Rettungsleitstelle ihre Einsatztaktik geändert, sagt Callies. So habe sie darauf geachtet, dass Patienten aus Bremen-Nord möglichst ins Krankenhaus in Blumenthal kommen, damit der Rettungswagen nicht im Stau steht. Wenn Menschen vom Klinikum Bremen-Nord in ein anderes Krankenhaus verlegt werden und sie dabei ein Notarzt begleitet, wird nun eher auf den Rettungshubschrauber gesetzt.
Die Einsätze am Klinikum Bremen-Nord
Doch wie oft kamen die Hubschrauber im vergangenen Jahr am Klinikum Bremen-Nord zum Einsatz? Timo Sczuplinski, Pressesprecher des Klinikverbunds Bremen, gibt Auskunft: Die Rettungshubschrauber sind 144 Mal am Hospital in Blumenthal gestartet oder gelandet, wenn der Flug direkt oder indirekt etwas mit einem Patiententransport zu tun hatte. Das heißt: Der Hubschrauber brachte einen Patienten ins Klinikum Bremen-Nord, holte ihn zur Verlegung ab. Oder die Hubschrauberbesatzung sammelt dort wieder den Notarzt ein, der mit dem Helikopter zum Einsatzort kam, aber mit dem Krankenwagen ins Klinikum gefahren ist. Warum der Hubschrauber überhaupt geflogen ist und welche Beschwerden die transportierten Patienten hatten, kann der Pressesprecher nach eigenen Aussagen nicht sagen.

Hier ist ”Christoph Weser” bei einem Einsatz im Freibad Blumenthal 2018 zu sehen.
Wie Pressesprecherin Stefanie Knapp von der DRF-Luftrettung mitteilte, flog Hubschrauber "Christoph Weser" im vergangenen Jahr 48 Mal das Klinikum Bremen-Nord an, 18 Mal mehr als 2023. In 54 Fällen (2023: 19 Fälle) holte der Hubschrauber Patienten vom Klinikum ab und brachte sie in ein anderes Krankenhaus. Bei allen Flügen transportierte der DRF-Helikopter Menschen, die überwiegend schwer krank sowie intensivpflichtig waren und zum Teil auch beatmet werden mussten. "Christoph 6" brachte in 20 Fällen Patienten aus dem Klinikum Bremen-Nord in ein anderes Krankenhaus, neunmal steuerte er Blumenthal an, so Pressesprecher Jochen Oesterle von der ADAC Luftrettung.
Leitstelle wählt das Einsatzmittel aus
"Wir stellen immer die Hilfe, die der Patient braucht, nicht, die er möchte", sagt Callies. Wenn in der Leitstelle ein Notruf über die Nummer 112 eingeht, fragen die dortigen Mitarbeiter ein starres Protokoll ab, um die Situation vor Ort einschätzen zu können. Erst dann entscheidet die Rettungsleitstelle: Können Sanitäter helfen oder wird auch der Notarzt gebraucht? Muss dieser sogar mit dem Hubschrauber kommen?
Wie Callies erläutert, kommen Rettungssanitäter und Notarzt getrennt zum Einsatzort und treffen sich erst dort. Das nenne man auch Rendezvous. Ist Eile geboten, zum Beispiel bei einem Herzinfarkt, fahren die Einsatzautos mit Blaulicht und Martinshorn – in diesem Fall soll das erste Fahrzeug den Ort des Geschehens in spätestens zehn Minuten erreicht haben. Die Einsatzkräfte finden später mit der Internetplattform Ivena heraus, welches Krankenhaus noch freie Betten hat und welche Beschwerden dort behandelt werden können.