Immer wieder haben Planer erläutert, was unternommen werden soll, um die Umweltschäden beim Tanklager in Farge zu beseitigen – jetzt haben sie mit dem Millionenprojekt begonnen: dem Abriss des Verladebahnhofs II. Er muss weichen, damit Platz für tiefer gehende Arbeiten geschaffen wird. Sind die Bauten weg, kommt der belastete Boden dran. Seine Sanierung ist, wenn man so will, die zweite Phase des Großvorhabens. Aber für Initiativen-Mitstreiter nicht die letzte.
In den vergangenen Jahren gab es viele Vor-Ort-Termine, mal mit Anwohnern, mal mit Behördenmitarbeitern, mal mit beiden. In dieser Woche steht das nächste Treffen an. Und diesmal sind alle dabei, die an dem Tanklager-Plan beteiligt sind: die Bausenatorin, ein Vertreter der städtischen Grundstücks- und Gebäudeverwaltung, der Projektleiter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das Gelände verwaltet. Gemeinsam wollen Maike Schaefer (Grüne), Franz-Josef Pape und Stefan Ivert sagen, was ist und was werden soll. Und zeigen.
Auch Heidrun Pörtner wird da sein. Die Vorsitzende der Tanklager-Initiative ist eingeladen worden, weil sich die Projektpartner mit ihr und ihren Mitstreitern austauschen wollen. Das eingezäunte Gelände und die Probleme, die von ihm ausgehen, beschäftigen Pörtner seit zehn Jahren. Sie war dabei, als die Fraktionen des Blumenthaler Beirats zum ersten Mal über Bodenproben diskutierten und auch, als ein Mitarbeiter der Bundesanstalt ein Sanierungskonzept vorlegte. Im vergangenen Jahr war das. Pörtner hatte viele Fragen.
Die Antworten gab damals Rainald Brede. Er war es, der den Ablauf der Arbeiten für die Anstalt des Bundes vorbereitet hat. Brede ist inzwischen im Ruhestand, sein Plan jedoch geblieben. So sagt es jedenfalls Nachfolger Ivert. Die Zahlen, die Brede nannte, nennt jetzt er. Eine von ihnen lautet beispielsweise 6000. Sie steht für die Quadratmeter, die das Gelände misst, das ausgebaggert werden muss. Eine andere ist 16 und beschreibt die Meter, die es für die Arbeiter an manchen Stellen in die Tiefe geht, um die Altlasten herauszuholen.
Brede hat noch von mehr Zahlen gesprochen. Etwa von 100.000 Tonnen Erde, die betroffen sind. Von 200 Tonnen Benzin, die im Lauf von Jahrzehnten auf dem Gelände im Boden versicherten. Und von bis zu zwei Jahren, die das Projekt dauern könnte. Nach seinem Zeitplan soll die Bodensanierung 2023 starten, immer vorausgesetzt, der Abriss des Verladebahnhofs läuft nach Plan. Der Altlastenmanager sprach von einer strikten Reihenfolge: erst die Bauten, dann die Pump- und Gleisanlagen.
Und davon, dass noch unklar ist, ob auch der Schienenschotter wegkommt. Fest stand ihm zufolge dagegen, dass die unterirdischen Tanks bleiben werden – wegen des Aufwands, die Gruben wieder zu füllen. Nach Bredes Rechnung wären dafür 500.000 Tonnen Erde erforderlich. Und 20.000 Lastwagen, die diese Erde bringen. Darum kündigte er an, dass die Tanks verfüllt werden. Was nach seinen Worten nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch sinnvoll ist. Und besser für die Anwohner, weil weniger Laster auch weniger Verkehr bedeuten.
Ohne Fahrten soll es nach Bredes Plan auch bei der Sanierung der verunreinigten Erde gehen. Zumindest ohne Fahrten auf den umliegenden Straßen. Die Erde, erklärte der Sanierer, wird in einem speziellen Verfahren auf dem Gelände dekontaminiert. Alles in allem kam er auf einen Betrag von 20 Millionen Euro, die es kosten wird, den Verladebahnhof abzureißen und den Boden zu reinigen. Für die Bundesanstalt ist dieser Bereich des Tanklagergeländes der mit Abstand belastetste – sozusagen die Schadstoffquelle.
Aber dort ist der Schadstoff nicht geblieben. Initiativenchefin Pörtner und ihre Mitstreiter fordern deshalb mehr als die Sanierung der Bahnhofszone. Sie wollen, dass Baubehörde und Bundesanstalt auch einen Plan vorlegen, um die sogenannte Schadstofffahne aufzuhalten, die von den Verladebereichen ausgeht – und sich beide nicht nur um Spuren von Kraftstoff-Zusätzen kümmern, die im Boden des Tanklagers gefunden werden, sondern noch mehrere Hundert Meter von ihm entfernt.