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Mitmensch des Jahres „Wir ringen um jede Pflegekraft“

Die Stadtkirche in Vegesack hat Marion Hanke zum Mitmenschen des Jahres gekürt - stellvertretend für die in der Pflege Tätigen. Sie selbst wäre um ein Haar gar nicht in diesem Bereich gelandet.
28.02.2022, 17:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Bremen-Nord. Intensivstation – das klingt nach großer Verantwortung und nach einem besonders intensiven Arbeitspensum. „Ja“, sagt Marion Hanke, „man hat eine große Verantwortung. Der Patient gibt seine Sicherheit ja vollständig in unsere Hände.“ Eine Aufgabe, die sie von Anfang an gereizt hatte, blickt die 60-Jährige zurück. Für sie war schnell klar, auf welcher Station des Klinikums Bremen-Nord sie nach ihrer Ausbildung arbeiten möchte. Die Krankenschwester entschied sich für die Intensivstation. Heute gehört Marion Hanke dort zum Leitungsteam.

Pastor Volker Keller hatte sie und ihre Kollegin Petra Ansorge, die im Klinikum Bremen-Nord auf der Covid-Station arbeitet, in der Vegesacker Stadtkirche als „Mitmenschen des Jahres“ gewürdigt – stellvertretend für alle Mitarbeitenden des Krankenhauses. „Wegen der besonderen Situation“ sei die Wahl bei den Mitmenschen des Jahres diesmal auf Menschen aus der Pflege gefallen, erzählt Marion Hanke. Die besondere Ehre nahmen die beiden Kolleginnen für alle, in der Pflege arbeitenden Frauen und Männer entgegen, für die die Arbeit in der Pandemie eine große Belastung bedeute.

Ausbildung am Zentralkrankenhaus Nord

Um ein Haar wäre Marion Hanke gar nicht zu diesem Beruf gekommen. „Ich wollte was Handwerkliches machen“, erinnert sie sich. „Aber ich hatte auch gern mit Menschen zu tun.“ Biologie war ihr Leistungsfach, und so entschied sie sich für den medizinischen Weg. 1980 begann die in Grohn aufgewachsene Abiturientin ihre Ausbildung am damaligen Zentralkrankenhaus Bremen-Nord. Der Beruf gefiel ihr, sie bildete sich fort und erwarb zusätzlich Fähigkeiten in den Bereichen Intensiv und Anästhesie. Auf der Intensivstation stieg Marion Hanke bald zur stellvertretenden Leiterin auf. Nachdem sie von 2007 bis 2009 einen Stationsleitungs-Lehrgang absolviert hatte, kam sie schließlich vor zehn Jahren in die leitende Position. Es ist Teamwork, was ihr sehr gefalle. Mit den beiden Stellvertreterinnen erfülle sie ein Wertesystem, das die Bedürfnisse des Patienten in den Blick nehme und in dem es immer auch Raum für Reflexion gebe. Marion Hanke übernimmt viel organisatorische Arbeit, ist aber auch bei der Betreuung der Patienten im Einsatz.

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Was reizt sie an der Arbeit auf der Intensivstation? Auf dieser Station, erzählt die Leiterin, sei man „umfassend pflegerisch, vollständig von Kopf bis Fuß“ für einen kleinen Patientenkreis zuständig. Man könne im Team genau überlegen, was für welchen Patienten wichtig ist. „Man hat es auf der Intensivstation mit komplexen Krankheitsbildern zu tun“, erklärt Marion Hanke. Wer dort arbeite, habe ein großes Hintergrundwissen und einen Überblick über die Zusammenhänge. Auch das habe sie gereizt. Sowie die „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ mit anderen Berufsteams wie Logopäden, Krankengymnasten oder Orthopäden. Aber, auch das spürt Marion Hanke deutlich, die vielen Vorgaben des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen erschweren den Arbeitsalltag. Es müsse so vieles beachtet werden, „damit man Leistungen abrechnen kann“, sagt sie. „Das nimmt viel Zeit in Anspruch.“ Und mit Corona sei die Arbeit noch ein weiteres Stück belastender geworden. „Es ist erschreckend, dass so viele Menschen gestorben sind. Man wird ja mitten aus dem Leben gerissen. Oder man braucht Wochen, bis man wieder aufgepäppelt ist.“ Marion Hanke ist davon überzeugt, dass „eine Impflicht notwendig ist. „Aber“, schränkt sie ein, „nicht nur für bestimmte Berufsgruppen.“

Natur sorgt für Ausgleich

Eine „besondere Herausforderung“ sei außerdem der Fachkräftemangel. „Wir ringen um jede Pflegekraft.“ Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen neben den regulären Aufgaben eingearbeitet werden. Ein Jahr würde es dauern, bis eine Intensivkraft mit dem ganzen Wissensschatz eingearbeitet sei. „Das ist im Moment zunehmend unsere Aufgabe, damit es weitergeht, und dafür haben wir ein gutes Konzept mit Theorie- und Praxismodulen“, berichtet die Stationsleiterin.

Klingt nach einem gehörigen Pensum. „Das geht nur mit einem intakten Familienleben“, weiß die Mutter zweier Kinder und Großmutter zweier Enkel. Für Ausgleich sorge auch die Natur. „Ich bin gern draußen“, erzählt Marion Hanke. „Mit dem Fahrrad, beim Wandern oder Skaten.“ Eine besondere Nähe hat sie zum Wasser. „Ich bin auf der Weser groß geworden“, blickt sie zurück. Wenn ihr Vater fischen fuhr, war seine Tochter dabei.

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