Schätzungsweise 100.000 Krieger- und Ehrenmäler gibt es in Deutschland, darunter auch zahlreiche in Bremen-Nord. Eines davon steht in Blumenthal, auf dem Gelände der evangelisch-reformierten Kirche an der Landrats-Christiansen-Straße. Errichtet wurde der Gedenkstein vom Turnverein Fähr-Hammersbeck, dem Vorgänger der heutigen Sportgemeinschaft Aumund Vegesack (SAV). 1921 fertiggestellt, sollte es an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Vereinskollegen erinnern. Bis heute werden dort am Volkstrauertag Blumen niedergelegt. In diesem Jahr bereits zum hundertsten Mal.
Insgesamt 21 gefallene Mitglieder hatte der Turnverein Fähr-Hammersbeck, zwischen 1914 und 1918 zu beklagen. Auch andere Vereine hatten in den Kriegshandlungen Turnbrüder verloren. Darunter der Turnverein Lüssum-Bockhorn, der bereits 1920 ein Ehrenmal errichtetet hatte. Dieses inspirierte den Turnverein Fähr-Hammersbeck dazu, ebenfalls einen Gedenkstein anzufertigen. Eingebracht wurde die Idee unter anderem vom Vorsitzenden Martin-Ecks, der die Geschicke des Vereins seit 1896 maßgeblich mitbestimmte.
Erst der zweite Entwurf gefiel
Der Vorschlag wurde positiv aufgenommen, allerdings musste zunächst ein geeigneter Standort gefunden werden. Eine Platzierung am Vereinsheim erschien als suboptimal, denn das Forsthaus, das dort stand, wo sich heute das Zentralkrankenhaus Nord befindet, wurde auch für Festivitäten und als Tanzlokal genutzt. Eine Alternative wurde jedoch gefunden: das Gelände der evangelisch-reformierten Kirche Blumenthal. Da der Verein sich auch aus Fähr-Lobbendorfer Mitgliedern zusammensetzte, befand man sich im Einzugsgebiet der Kirchengemeinde. Diese stimmte zu, für das Denkmal ein Stück ihres Bodens zur Verfügung zu stellen.
Nun ging es an die Umsetzung. Der Verein gab eine Entwurfszeichnung beim Architekten Karl Schwally in Auftrag. Der erste Vorschlag sollte rund 4000 Mark kosten. Dieser stellte den Turnverein jedoch nicht zufrieden. Also reichte der Architekt einen zweiten Entwurf ein, dessen Umsetzung mit 10.000 Mark beziffert wurde. In dieser Version sollte das 3,5 Meter hohe Ehrenmal aus einem 2,4 Meter breiten Sockel aus Findlingen bestehen. Darauf eine sich nach oben hin verbreiternde Stele aus Sandstein, die mit Klinker und Feldsteinen verziert ist. Den Abschluss bildet eine Kugel.
Dieser Entwurf traf auf große Zustimmung. Umgesetzt wurde er von den Mitgliedern Karl Naßhan (Steinmetz) und Ernst Bollhorst (Maurermeister). Für die Finanzierung wurden im Forsthaus Bälle organisiert und ein Konzert veranstaltet. So kamen rund 13.940 Mark zusammen. Mehr als genug, auch wenn der Verein zusätzlich zu den Kosten für die Errichtung des Denkmals weitere veranschlagen musste. Dazu gehörten Anpflanzungen und Ausschmückungen sowie die Bronzetafel auf der die Namen und Sterbedaten der gefallenen Turnbrüder vermerkt sind. Letztgenannte wurde von der H. Dewers Maschinen- und Armaturenfabrik aus Rönnebeck angefertigt. Das Unternehmen berechnete dem Verein lediglich 2000 Mark, was Martin Ecks als freundliches Entgegenkommen des Unternehmens vermerkte.
Gedenktafel wurde gestohlen
Diesen Wert unterstreicht ein Vorfall aus jüngerer Vergangenheit. So wurde die Tafel vor rund 15 Jahren gestohlen. Ein Altmetallhändler meldete den Fund bei der Polizei, wodurch die Platte wieder in Vereinsbesitz gelangte. Allerdings war sie in vier Teile zerlegt worden. In dieser Form wurde sie wieder angebracht. Die Tafel auf der Rückseite der Stele war dem Vandalismus jedoch nicht zum Opfer gefallen. Sie war auf Anregung der Fähr-Hammersbecker Wanderriege nachträglich angebracht worden, um auch den gefallenen Turnbrüder des Zweiten Weltkrieges zu gedenken.
Die Findlinge für den Sockel musste der Verein selbst liefern. Mit vereinten Kräften transportierten Mitglieder sie zum Platz. Daraufhin konnten die Bauarbeiten beginnen. Laut einem Bericht der Norddeutschen Volkszeitung marschierten zur Einweihung 60 Kinder, zahlreiche Turnbrüder sowie 50 Passive in Trauerbekleidung und Zylinder vom Forsthaus zum Ehrenmal. Am Gedenkstein spielte ein Posaunenchor. Der frisch zum Ehrenvorsitzenden erklärte ehemalige Präses Martin Ecks hielt eine Rede, Blumen und Kränze wurden niedergelegt. Dies etablierte eine Tradition, die sich in der jährlichen Niederlegung von Blumen bis heute fortsetzt.