In Bremen gibt es immer noch Menschen, für die Bus und Bahn unerreichbar sind. Wollen sie zum Arzt oder einfach zum Bummeln in die Stadt fahren, müssen sie Nachbarn oder Verwandte um Unterstützung bitten – so auch in Borgfeld. Der Beirat möchte, dass sich das ändert – und hat das Thema auf seiner ersten Sitzung 2025 mit einem gemeinsamen Beschluss wieder in den Fokus gerückt.
"Wir wollen auch die Randgebiete Borgfelds für den öffentlichen Personennahverkehr zugänglich machen", sagte der Beiratssprecher und CDU-Fraktionschef Jörn Broeksmid am Dienstag in der Schützenhalle. "Wir sind hier in Borgfeld weit davon entfernt, dass die nächste Haltestelle nicht weiter als 600 Meter vom Haus entfernt ist." Im Nahverkehrsplan habe sich die Stadt Bremen dazu verpflichtet, allen Bürgerinnen und Bürger im Umkreis von 600 Metern ein ÖPNV-Angebot zu machen, heißt es in einem Antrag der CDU.
Betroffen sind laut CDU unter anderem Borgfelderinnen und Borgfelder, die an der Warfer Landstraße leben, in Timmersloh, am Erbrichterweg und an der Katrepeler Landstraße. Auch für manche Anwohnerinnen und manchen Anwohner im südlichen Bereich der Straße Am Lehester Deich sind die Busse und Bahnen unerreichbar. Im westlichen Teil Borgfelds trifft es vor allem jene, die am Hamfhofsweg wohnen – aber auch die Anwohner des Helene-Noltenius-Wegs und Hinterm Suhrschlage.
Versuche, diese Bereiche an den öffentlichen Personennahverkehr anzuschließen, hatte es in der Vergangenheit einige gegeben. Sie wurden entweder aus organisatorischen Gründen nicht weiterverfolgt (Bus auf Abruf), von der Bremer Straßenbahn AG wegen fehlenden Personals nicht umgesetzt oder aus Kostengründen wieder einkassiert (Anruf-Sammeltaxi). Zuletzt hatte der Borgfelder CDU-Vorsitzende Jannis Fricke im Frühjahr gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen ausgelotet, ob in Borgfeld ein Bürgerbus eingerichtet werden könnte. Nach der Info-Veranstaltung im April war es allerdings still geworden um die Initiative.
Ruf nach zeitgemäßer Verkehrsanbindung
Der Borgfelder Olaf Lassek betonte im Beirat, wie wichtig es sei, die Situation schnell zu verbessern. Er wohne am Wellhausenweg. Egal, in welche Richtung: Bis zur nächsten Haltestelle sei er bis zu anderthalb Kilometer unterwegs. "Im mobilen Zeitalter eine schwierige Geschichte", findet er und forderte: "Wir müssen da ran." Lassek schlug vor, die Buslinien 33 um eine Schleife über Lilienthaler Heerstraße, Kopernikusstraße und Am Lehester Deich zu erweitern. "Dann hätten wir ganz viele Menschen im Gebiet Upper Borg, Wellhausenweg, Am Mariannenhof und am Hollerlander Weg abgeholt", sagte er, "das sind vier Straßen, die unterversorgt sind". Am Lehesterdeich müsste man dafür zwei, drei Haltestellen einrichten – hätte aber ein Problem gelöst.
Grünen-Politiker Jürgen Klaes aus Timmersloh riet, zur Universität Bremen Kontakt aufzunehmen und Borgfeld in ein Projekt für autonomes Fahren aufnehmen zu lassen. "Das Projekt kommt in absehbarer Zeit in die aktive Phase", so Klaes. Seiner Ansicht nach könnte der Senat auch die Idee des Anruf-Sammeltaxis wieder aufgreifen, das es im Bereich Timmersloh bereits gab, das aus Kostengründen aber beendet wurde. "Da hat man zwei, drei Euro mehr bezahlt als im ÖPNV" so Klaes. Ein kostengünstiges Taxi, das bei Anruf fährt, würde "einigen Leuten helfen", vor allem der immer älter werdenden Bevölkerung in Timmersloh, glaubt Klaes.
CDU: Pflöcke einschlagen
Der Beirat Borgfeld möchte jetzt zusehen, dass einige Ideen auch umgesetzt werden – und fordert die Bremer Senatorin für Mobilität, Özlem Ünsal (SPD) auf, einen Plan zu schmieden, um die unversorgten Bereiche in Borgfeld an den ÖPNV anzuschließen. "Wir wollen anfangen, erste Pflöcke einzuschlagen", kündigte Broeksmid an. Der Borgfelder Beirat wolle den Senat an das Thema erinnern, "damit es vorankommt" – dafür stimmten alle Mitglieder über die Parteigrenzen hinweg.
Als nächsten Schritt plant der Borgfelder Beirat für den 1. April gemeinsam mit dem Beirat Horn-Lehe eine Planungskonferenz mit dem Schwerpunkt Verkehr, an der auch Behördenvertreter teilnehmen. Unter anderem soll das Thema öffentlicher Personennahverkehr auf der Tagesordnung stehen. Im Vorfeld sammle das Borgfelder Ortsamt Ideen: "Wir freuen uns über Vorschläge und Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern, die wir auf dieser Konferenz einbringen können", so Broeksmid.