Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Verkehrsbelastung in Borgfeld Hollerlandquerung ist wieder Thema

Vor 17 Jahren hatte der Naturschutz den Bau einer Ortsumgehung durch das Hollerland verhindert. Per Petition fordert Gernot Erik Burghardt (FDP) nun, die Idee erneut zu prüfen.
10.03.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Hollerlandquerung ist wieder Thema
Von Antje Stürmann

Borgfeld. Die Idee einer Ortsumgehung durch das Hollerland sorgt in Borgfeld nach 17 Jahren erneut für Gesprächsstoff. Angestoßen hat sie der Borgfelder Beiratssprecher Gernot Erik Burghardt (FDP). Er sucht Unterstützer für eine entsprechende Petition. Demnach soll die Bremische Bürgerschaft prüfen lassen, ob der strenge Schutz der Natur im Hollerland zumindest teilweise aufgehoben und eine Hollerlandtrasse gebaut werden könnte. Die, glaubt Burghardt, könnte die Verkehrsprobleme in einigen Borgfelder Wohngebieten und auf dem Langen Jammer lösen.

Welches Ziel verfolgt die Petition?

Eine Trasse vom Zubringer der Autobahn 27 in Horn-Lehe bis zur Ortsentlastungsstraße in Lilienthal soll das Verkehrsaufkommen auf der Borgfelder Heerstraße, der Borgfelder Allee und den Schleichverkehr in den umliegenden Wohngebieten verringern – und damit auch die Belastung der Anwohner. Der Petitionsausschuss, so Burghardt, soll die Bürgerschaft auffordern, einen Planaufstellungsbeschluss für eine Hollerlandtrasse zu fassen. Dabei soll geprüft werden, ob das Hollerland noch die Voraussetzungen für ein Flora-Fauna-Habitat nach EU-Recht erfüllt, ob die Grenzwerte für Lärm und die Feinstaubbelastung auf der Borgfelder Heerstraße, der Borgfelder Allee und auf dem Upper Borg überschritten werden und welche Alternativen es gibt, um die Belastungen für die Anwohner zu vermeiden.

 

Warum kommt das Thema ausgerechnet jetzt auf den Tisch?

In den Jahren 2005 und 2006 hatte die Bremische Bürgerschaft die geplante Anbindung nach Protesten von Naturschützern abgelehnt. Daraufhin war das Areal unter Schutz gestellt worden. In Borgfeld kritisieren in jüngster Zeit wieder öfter Bürgerinnen und Bürger die ihrer Ansicht nach teilweise unerträglichen Belastungen durch den zunehmenden Straßenverkehr. Zurzeit gibt es zwei Petitionen von Anwohnern, die eine nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung für die Borgfelder Heerstraße und Entlastungen für die Straßen Am Lehester Deich sowie Upper Borg fordern. Mit beiden befasst sich der Petitionsausschuss. Für Ende März sind Begehungen geplant. Unabhängig davon prüfen die Behörden die möglichen Auswirkungen eines Geschäftszentrums auf dem Viohl-Gelände auf die Verkehrsströme.

 

Was hat sich seit dem Bürgerschaftsbeschluss verändert?

In den vergangenen 17 Jahren habe der Durchgangsverkehr auf der Borgfelder Allee und der Borgfelder Heerstraße erheblich zugenommen, argumentiert Gernot Erik Burghardt. Seit dem Bau der Straßenbahnlinie 4 von Borgfeld nach Lilienthal seien weitere Verkehrsbehinderungen wie Einengungen mit Abbiegespuren an den Kreuzungen Hamfhofsweg und Borgfelder Deich hinzugekommen. Diese, so Burghardt, führten zu erheblichen Staus. Querungshilfen für Fußgänger und Radfahrer seien vom Bremer Amt für Straßen und Verkehr abgelehnt worden. Sowohl vom Quartier Diestelkampsweg, als auch an den Kreuzungen Wilhelm-Kaisen-Allee, Daniel-Jacobs-Allee, Hamfhofsweg und Borgfelder Deich sei das Wechseln der Straßenseite gefährlich. Bedingt durch die seit 2000 ausgewiesenen Baugebiete zum Beispiel in Lilienthal und Grasberg gebe es mehr Verkehr auf den Straßen. Die damalige Bürgerschaft habe die Option einer Trasse offengelassen, sofern der Verkehr nach der Eröffnung der Straßenbahnlinie 4 nach Falkenberg nicht abnehme, sagt Burghardt.

 

Gibt es andere Möglichkeiten, Anwohner und Verkehrsteilnehmer zu entlasten?

Würde man alternativ die Borgfelder Heerstraße im Bereich der Kreuzung Am Lehester Deich bis zur Daniel-Jacobs-Allee verbreitern, müssten dafür die Anwohner bezahlen, wägt Burghardt ab. Womöglich müssten Häuser abgerissen werden. Eine breitere Straße, so seine Befürchtung, könnte noch mehr Lastwagenverkehr zur Folge haben. Das, so der Freidemokrat, würde zu neuen Lärm- und Feinstaubbelastungen führen. "Die einzig effektive Lösung zur Vermeidung dieser Beeinträchtigungen scheint die Wegführung des Durchgangsverkehrs aus Borgfeld heraus zu sein", heißt es in der Petition. Eine teilweise Entwidmung als Naturschutzgebiet sei rechtlich zulässig, glaubt der Anwalt.

 

Was sagen die Naturschützer dazu?

Sie sind alarmiert. Der Borgfelder Grünen-Politiker Jürgen Linke findet, die Hollerlandtrasse durchzusetzen, käme einer "Katastrophe" gleich, weil eine Trasse parallel zum Jan-Reiners-Weg das Land und wertvolle Natur zerstören würde. Linke warnt vor möglichen Folgeeffekten: "Man könnte nicht ausschließen, dass das Hollerland dann auch bebaut würde." Laut Birgit Olbrich vom Bremer BUND hat das Hollerland einen nationalen und europaweiten Schutzstatus, weil dort unter anderem die Fischart Schlammpeitzger lebe - und mit ihr eine ganze Reihe seltener Tiere und Pflanzen. Der Schlammpeitzger gehört zu den besonders schützenswerten Arten und steht auf der Roten Liste.

 

Wie groß ist die Chance, dass eine neue Trasse die Verkehrsprobleme löst?

Nach Ansicht von Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe gibt es keinen Zweifel, dass sich eine Hollerlandtrasse als kurze Anbindung "verkehrstechnisch positiv ausgewirkt hätte".

 

Welche Aussicht auf Erfolg hat die Petition?

Unter den politischen Gegebenheiten und im vorherrschenden rechtlichen Rahmen ist es nach Einschätzung Bramsiepes eher unwahrscheinlich, dass Burghardts Begehren Erfolg hat. Geht es nach Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne), hat die Idee keine Chance: „Das Hollerland ist zurecht als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ausgewiesen", sagt Schaefer auf Nachfrage der WÜMME-ZEITUNG. "Eine Entwidmung ist nicht möglich. Auch politisch würde ich dem nicht zustimmen." Wenn nach Angaben der Petenten der Ortsteil Borgfeld verkehrlich zu stark belastet sei, "können wir gerne Alternativen prüfen", bietet Schaefer an. Dies beziehe sich dann aber auf einen weiteren Ausbau des Umweltverbundes unter Einbeziehung der Straßenbahnlinie 4 – aber sicherlich nicht auf den Bau einer neuen Straße durch das Hollerland, so die Senatorin.

Zur Sache

Die FDP im Bremer Osten und ihr Ja zur Trasse

Planungen für eine Ortsumgehung durchs Hollerland gab es bereits vor über 30 Jahren. Auch nach der Ablehnung im Senat blieb die FDP in Borgfeld immer dabei und forderte die Querung durch das Hollerland zwischen Autobahnzubringer und dem Anschluss an die Lilienthaler Entlastungsstraße. Die Freidemokraten im Kreisverband Bremen-Ost waren schon vor Jahren überzeugt, dass diese Variante die einzige sei, die tatsächlich die Verkehrsprobleme lösen werde.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)