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Schutz vor Hochwasser Deichverband fordert mehr Geld für Binnendeiche in Borgfeld

Der Deichverband rechts der Weser fordert mehr finanzielle Unterstützung für Binnendeiche. So beurteilt die Bremer Umweltbehörde den Zustand der Deiche in Borgfeld und Timmersloh.
19.02.2024, 17:22 Uhr
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Deichverband fordert mehr Geld für Binnendeiche in Borgfeld
Von Antje Stürmann

Borgfeld. Der Deichverband rechts der Weser fordert den Bund und das Land Bremen auf, bei der Finanzierung des Küstenschutzes künftig auch die Binnendeiche zu berücksichtigen. Nach Angaben des Geschäftsführers beim Deichverband rechts der Weser, Stephan Levin, stellen Bund und Land über den Generalplan Küstenschutz bislang kein Geld für die Unterhaltung und den Ausbau von Binnendeichanlagen unter anderem in Borgfeld und Timmersloh zur Verfügung. Levin geht aber davon aus, dass auch zwischen dem Lesum-Sperrwerk und Borgfeld in den nächsten Jahren Millionen Euro investiert, Deiche erhöht und Deichverteidigungswege angelegt werden müssen. Dies könne der Deichverband nicht allein mit den Mitgliederbeiträgen bewerkstelligen, heißt es. So beurteilt die Fachaufsicht den Zustand der Deiche in Borgfeld.

Wurde die Pflege der Deiche in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt?

Aus Sicht der Aufsicht führenden Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, Kathrin Moosdorf (Grüne), gibt es keine Anhaltspunkte für eine unzureichende Pflege der Deiche. Das gelte sowohl für die Bereiche, die vom Deichverband rechts der Weser betreut werden, als auch für jene Areale, für die der Deichverband links der Weser zuständig ist, teilt eine Sprecherin der Senatorin mit. 

Hat die Behörde inzwischen Kenntnis, warum das Hochwasser nicht schnell genug abfließt?

Das Umweltressort macht dafür die "Gesamtgeometrie des Abflussgebietes" verantwortlich. Wümme und Wörpe treffen zusammen, wenn sie viel Wasser führen, muss dieses durch einen relativ schmalen Trichter bis zum Lesum-Sperrwerk abfließen. "Weitere Analysen stehen an", sagt Behördensprecherin Ramona Schlee. Zusätzliche Erkenntnisse sollen neue hydraulische Berechnungen bringen. Experten berechnen dabei, wie sich unterschiedliche Regenmengen auf die Wasserspiegel in der Region auswirken.

Nach Angaben von Augenzeugen drohte der Deich in Timmersloh an mehreren Stellen zu brechen – laut Deichverband sind die Deiche wehrhaft. Was sagt die Fachaufsicht?

Die Deiche haben dem Hochwasser standgehalten und sind daher als wehrhaft zu bezeichnen. "Deiche sind nie vollständig abzudichten, ein ,Durchsickern' von Wasser ist daher nicht ungewöhnlich", heißt es bei der Umweltbehörde. In der Nachschau sei jedoch festgestellt worden, dass an einigen Stellen Deichverteidigungswege fehlten. Das habe die Arbeit der Hilfskräfte an einigen Orten erschwert. An dieser Stelle soll nachgebessert werden.

Kritiker sagen, die Deiche seien nicht hoch genug. Wo in Borgfeld und Timmersloh müssen Deiche erhöht werden?

Die Umweltbehörde und der Deichverband rechts der Weser gehen davon aus, dass die Deiche erhöht werden müssen. "An einigen Stellen an Wörpe und Wümme waren die Pegel während des Hochwassers höher als der jeweilige Bemessungswasserstand", begründet Behördensprecherin Schlee. Je nach Bemessungswasserstand werden die Art und die Höhe des Deichs festgelegt, die für einen sicheren Hochwasserschutz notwendig sind. Welche Deiche um wie viele Zentimeter aufgestockt werden müssen, sollen die neuen Berechnungen zeigen.

Welche Art Deiche schützen Timmersloh und nach welchen Maßstäben werden sie unterhalten?

Bei den Deichen handelt es sich um Binnendeiche, also genormte Hochwasserschutzanlagen, die gewidmet sind. Sie müssen bestimmten Anforderungen genügen. Laut Umweltressort entsprechen die Deiche in Timmersloh im Aufbau und in der Breite dieser Norm.

Wie viel Geld fließt jährlich in die Pflege der Deiche in Borgfeld und Timmersloh?

Eine genaue Summe konnte Geschäftsführer Stephan Levin am Montag nicht nennen. Der Unterhalt der Borgfelder Deiche wird hauptsächlich durch die Beiträge der Mitglieder im Deichverband rechts der Weser finanziert. Nach eigenen Angaben klärt der Deichverband derzeit gemeinsam mit den Behörden, wo Deiche erhöht oder verbreitert werden müssen. Die Umsetzung sei eine Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte, so Stephan Levin. "Parallel dazu wollen wir sehen, wo wir weitere Töpfe kurzfristig anzapfen können, um zum Beispiel an der Butendieker Landstraße einen Deichverteidigungsweg anzulegen."

Welche Lehren zieht die Behörde?

Zu den ersten Erkenntnissen gehöre, dass an manchen Stellen Deichverteidigungswege nur unzureichend vorhanden seien. "Sehr deutlich wurde, dass Bäume eine reale Gefahr für die Standsicherheit der Deiche bedeuten", sagt Ramona Schlee vom Umweltressort. Daher müsse der Bewuchs von Deichen und dessen Entfernung künftig verstärkt in den Blick genommen werden. Aus den hydraulischen Neuberechnungen könnten sich weitere Maßnahmen ergeben.

Muss die Politik mehr Geld für den Schutz vor Hochwasser bereitstellen?

Ja, sagt die Sprecherin der Bremer Umweltsenatorin. "Insbesondere der Bund ist gefordert, mehr Geld für den Binnenhochwasserschutz bereitzustellen." Stephan Levin vom Deichverband rechts der Weser fordert, dass im Rahmen des Generalplans Küstenschutz künftig auch Hochwasserschutzanlagen in Borgfeld und Timmersloh finanziert werden sollten. Levin sieht dabei neben dem Bund auch das Land in der Pflicht.

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