An einem Sonnabendvormittag um 10 Uhr erwischt die Polizei in Bremen zwei Einbrecher auf frischer Tat in einem dicht besiedelten Wohngebiet in Borgfeld. Eine Nachbarin entdeckt die "auffälligen Personen" auf dem angrenzenden Grundstück einer verreisten Familie und ruft sofort die Polizei. Bei den Einbrechern handelte es sich um ein zehnjähriges Kind und einen bereits mehrmals straffällig gewordenen Jugendlichen. Wie geht es den Opfern – und was passiert mit den jungen Tätern? Eine Woche später gibt es einen weiteren Einbruch in Borgfeld. Dann einen dritten. Gibt es einen Zusammenhang?
Drei Taten in drei Wochen
Zwei Minderjährige brechen in ein Haus ein. Die Polizei ist alarmiert und in weniger als zehn Minuten am Tatort. "Wir sind froh, dass alles so gut gelaufen ist. Nachbarn haben sofort reagiert. Die Täter konnten gefasst werden. Nun erwarten wir, dass uns die Staatsanwaltschaft informiert, wie es in der Sache weitergeht", berichten die Opfer des Einbruchs am Wilhelm-Dunkering-Weg.
Ein weiterer Einbruch in der Borgfelder Landstraße an Ostern wird durch einen Nachbarn öffentlich – demnach saß eine Anwohnerin in ihrem Garten, während sich ein oder mehrere unbekannte Täter Zugang zu einem Haus in der Nähe der Borgfelder Wümmewiesen verschaffen konnten. Der oder die Täter durchwühlten den Haushalt, fanden einen Tresorschlüssel und konnten mit Diebesgut entkommen.
Ein längere Zeit über Lilienthal und Borgfeld kreisender Hubschrauber hatte am Dienstag Anwohner beunruhigt. Anlass des Polizeieinsatzes war eine turbulent verlaufene Suche nach zwei Einbrechern. Nach Angaben einer Behördensprecherin waren die Täter am Abend in ein Wohnhaus in der Straße Butendiek in Lilienthal, an der Grenze zu Borgfeld, eingebrochen. Ein Bewohner hatte das Geschehen bemerkt, die Polizei informiert und sich vor den Tätern versteckt. Nachdem die Täter aus dem Haus geflohen waren, konnte ein Beamter einen der beiden kurzzeitig stellen. Bei dem Versuch, den Mann festzunehmen, stürzten der Polizist und der Täter aber eine Abgrenzung hinunter. Dabei verletzte sich der Beamte. Die Täter konnten flüchten.
So geht es den Opfern und ihren Nachbarn
"Hier gehen an so einem Vormittag viele Familien vorbei – Eltern besuchen mit ihren Kindern den nahe gelegenen Spielplatz. Alle sind zu dieser Zeit hier im Stadtteil unterwegs", berichtet die Familie, die Opfer des Einbruchs im Borgfelder Wilhelm-Dunkering-Weg vor drei Wochen wurde. Ein wichtiger Schutz gegen Einbruch seien aufmerksame Nachbarn, sagt die Bewohnerin des Hauses. Unsicher fühle sie sich nach der Tat in ihren eigenen vier Wänden jedoch nicht. "Wir wohnen hier seit bald 20 Jahren, seither ist hier in unmittelbarer Nähe nichts passiert, das muss man auch sehen", ergänzt ein Anwohner. Es sei eine Art "Weckruf" gewesen, "verstärkt aufeinander aufzupassen."
"Wir sind vorsichtiger als früher und fühlen uns unsicherer", berichtet hingegen eine Frau, die in unmittelbarer Nähe der Wümmewiesen wohnt. Bei einem Einbruch in der Borgfelder Landstraße an Ostern seien Unbekannte in ein Haus ihrer Nachbarin eingedrungen, obwohl diese im Garten gesessen habe. Es habe bereits mehrere Einbruchsversuche in der Nachbarschaft gegeben – vor drei, vier oder fünf Jahren hätten Kinder dort eingebrochen. "Die Einbrüche und Einbruchsversuche verlaufen immer in Wellen", sagt die Anwohnerin. "Man muss jetzt einfach immer alles abschließen – mal eben die Garage offenstehen lassen, oder die Terrassentür, während man selbst im Haus beschäftigt ist, das geht jetzt nicht mehr."
Das sagt die Polizei
Bislang konnte kein Zusammenhang zwischen den beiden Taten – im Wilhelm-Dunkering-Weg vor drei Wochen und dem Einbruch in der Borgfelder Landstraße an Ostern festgestellt werden, berichtet die Polizei auf Nachfrage. Eine Tatbeteiligung des 14-Jährigen bei dem zweiten Einbruch sei aufgrund seiner Inhaftierung sogar auszuschließen, heißt es. Es gebe aktuell "keine auffällige Häufung oder Serie in Bremen-Borgfeld. Im Gegenteil liegt die Anzahl der Taten in diesem Stadtteil sowie insgesamt in der Stadt Bremen deutlich unter dem Vorjahresdurchschnitt zu dieser Jahreszeit", betont eine Sprecherin.
Täter in Untersuchungshaft
Der 14-jährige staatenlose Jugendliche, der bei dem Einbruch im Wilhelm-Dunkering-Weg entdeckt wurde, ist derzeit laut Polizei in Untersuchungshaft. Sein zehnjähriger Komplize wurde dem Kinder- und Jugendnotdienst übergeben. "Kinder, die als Verdächtige einer Straftat aufgegriffen werden, werden altersgerecht betreut und durch die Polizei in Obhut genommen und anschließend ihren Erziehungsberechtigten oder wenn diese nicht bekannt sind, dem Kinder- und Jugendnotdienst zur Inobhutnahme und Unterbringung in einer Notaufnahmeeinrichtung übergeben", sagt die Polizei.
So wird weiter ermittelt
Das Phänomen, dass auch minderjährige oder jugendliche Täter im Zusammenhang mit Wohnungseinbrüchen aufgegriffen werden, sei grundsätzlich seit vielen Jahren bekannt, teilt die Polizei mit. Häufig gehörten die identifizierten Personen zu einem "Kreis der teilweise reisenden Tätergruppen". Aktuell sei jedoch keine auffällige Häufung erkennbar. "Gleichwohl gibt es immer wieder Hinweise auf phasenweise aktuelle Aktivitäten dieser Gruppierungen", erklärt die Polizeisprecherin weiter. "Aktuell wird im Bereich der Bearbeitung besonderer Eigentumskriminalität ein kriminalpolizeilicher Fokus auf die Bekämpfung dieses Phänomens gelegt."