Die Fläche ist verwildert und liegt seit gut zwei Jahren brach. Doch nun kommt wieder Bewegung in das Neubauvorhaben eines sogenannten Übergangswohnheimes für geflüchtete Familien an der Warfer Landstraße 73 in Borgfeld. "Vielleicht kann es bald weitergehen", sagt Investor Theo Bührmann auf Nachfrage der Redaktion. "Obgleich einige Menschen alles Erdenkliche versucht haben, den Bau einer Unterkunft für Geflüchtete an dieser Stelle zu verhindern, stehen wir nach wie vor bereit, das Bauvorhaben zu realisieren", berichtet der Borgfelder. Die Bremische Wasserbehörde habe nun grünes Licht für den Neubau gegeben. Das bestätigt auch eine Sprecherin der Bremer Umweltbehörde.
Seit bald drei Jahren dauern die Verhandlungen um das umstrittene Neubauvorhaben in Borgfeld an. Im Juni 2022 hatte der Grundstücksbesitzer Theo Bührmann erstmals öffentlich gemeinsam mit dem Bremer Sozialressort angekündigt, dort eine Unterkunft für geflüchtete Familien bereitstellen zu wollen. Dort, wo einst das Borgfelder Landhaus stand, an der Grenze zwischen Borgfeld und Lilienthal, begannen die Abrissarbeiten der Traditionsgastronomie im Februar 2023. Ein halbes Jahr später wurde eine Baugenehmigung erteilt.
Behörde offenbar zufrieden
Dann passierte etwas Ungewöhnliches: Ein Jahrhundertwasser brach über Borgfeld und Lilienthal ein. Das Bauvorhaben in der Nähe zur Deichlinie wurde gestoppt. Die Baugenehmigung sei ungültig, sagte das Umweltressort. Sie sei gültig, entgegnete das Bauressort. Hinter verschlossenen Türen gab es mehrere Monate lang Streit. Zwar wurde die erste Baugenehmigung im Nachgang nicht etwa zurückgenommen – doch der Bauherr wurde aufgefordert, sich zusätzlich um wasserrechtliche Themen zu kümmern. Seither gestalteten sich die Planungen für den Neubau schwierig.
"Neue Pläne zur Realisierung des Projektes wurden eingereicht. Abgelehnt. Neu gezeichnet. Abgelehnt. Nachgebessert", berichtet Investor Bührmann. Nun habe er gehört, dass die Wasserbehörde mit den jüngsten Entwürfen zufrieden sei. Schriftlich habe er das jedoch noch nicht, betont der Investor.
Kuh vom Eis?
Eine Sprecherin aus dem Umweltressort bestätigt, dass es nun weitergehen könne: "Nachdem die Unterlagen für das wasserrechtliche Befreiungsverfahren zur Errichtung eines Neubaus auf dem Grundstück des ehemaligen Borgfelder Landhauses eingegangen waren, konnte das wasserrechtliche Befreiungsverfahren bei der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft nun abgeschlossen und die Genehmigung erteilt werden", erklärt die Sprecherin der Senatorin auf Nachfrage der Redaktion. Hochwasserschutz und Deichsicherheit seien unter anderem Gründe, warum sich das Verfahren um rund eineinhalb Jahre verzögert habe. "Mit der nun zugelassenen, angepassten Planung erfüllt das Bauvorhaben unter Einhaltung von Nebenbestimmungen die gesetzlichen Vorgaben des Bremischen Wassergesetzes", heißt es weiter. Hochwasserschutz und Deichsicherheit blieben damit am örtlichen Wörpedeich gewährleistet.
Er gehe davon aus, dass es eine neue Baugenehmigung geben werde, sagt Investor Bührmann. Das Bauamt habe sich bei der Überarbeitung der Pläne stets kooperativ gezeigt, einziger Hemmschuh zur konstruktiven Zusammenarbeit sei die Wasserbehörde gewesen. Wenn diese jetzt einlenke, sei die Kuh vom Eis, so Bührmann. Er wolle die Hoffnung auf ein glückliches Ende im Genehmigungsverfahren nicht aufgeben. Zwar habe die Bremer Politik bereits im Juni vergangenen Jahres die Grundlage geschaffen, um sich langfristig weitere Unterkünfte zur Unterbringung geflüchteter Menschen im Stadtgebiet zu sichern. In den Planungen der Landesregierung spiele laut Bührmann aber auch weiterhin die Fläche eine Rolle, auf der einst das Borgfelder Landhaus stand. Auch nach Auskünften eines Sprechers der Bremer Sozialbehörde halte man an dem Plan fest, dort einmal Geflüchtete unterbringen zu können.
Schmaler und höher
Stand heute gehe er davon aus, dass das Gebäudevolumen erhalten bleibe, sagt Bührmann. Das Gebäude müsse allerdings andere Abstände zur Deichlinie einhalten als ursprünglich geplant. "Wir gehen davon aus, dass es schmaler, jedoch höher wird." Ob eine Anlehnung an die Optik des alten Borgfelder Landhauses unter den neuen Baubedingungen aufrechterhalten werden könne, sei fraglich. Geplant waren ursprünglich drei Geschosse und 35 Wohnungen, wobei das obere Geschoss zurückgesetzt angelegt werden sollte, um dem Gebäude die optische Wucht zu nehmen.
Vorgesehen waren ursprünglich Gemeinschaftsräume, Ärztezimmer, Spielzimmer, aber auch Beratungsräume. Geplant sei nach wie vor ein Gründach, die Energieversorgung über eine Wärmepumpe und eine Fotovoltaikanlage, heißt es. Wie die neuen Entwürfe im Detail aussehen könnten, wollen die Investoren nach Erteilung der neuen Baugenehmigung mitteilen. Theo Bührmann rechnet damit in etwa sechs Wochen.