Borgfeld. Seit über einem Jahr ist es Ortsgespräch. Nun teilt es die Sparkasse Bremen ihren Kundinnen und Kunden auch offiziell mit: "Die Filiale Borgfeld muss leider schließen". Allerdings sei es "Kein Abschied für immer", heißt es in einem Schreiben, das 8000 Kunden in den vergangenen Tagen erhalten haben und das auch der Redaktion vorliegt. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass die Sparkasse auch weiterhin im Ortsteil vertreten sein könnte. In welcher Form, das ist noch offen. Seit mehr als einem Jahr ringen Gebäude-Manager des Bremer Geldinstitutes mit dieser Frage. Bislang gibt es aber noch keine Lösung.
Es fehle eine Strategie, ist aus informierten Kreisen zu hören. Der Kampf um Flächenverkleinerungen, Standortpolitik und Filialgeschäft scheint längst nicht ausgefochten zu sein, teilen Insider mit. Das bestätigt die Sprecherin des Unternehmens, Nicola Oppermann, auf Nachfrage. "Die Verhandlungen laufen, man ist im Gespräch", teilt Oppermann mit. Fest steht: "Die Sparkasse Bremen ist auf der Suche nach einem neuen Standort in Borgfeld", unterstreicht die Sprecherin. "Es laufen zurzeit viele Gespräche, sodass das Geschriebene hier vielleicht schon in den nächsten Tagen obsolet sein kann", so Oppermann weiter.
Filiale mit vier Mitarbeitern
Am Donnerstag stellt sich die Angelegenheit so dar: "Wir planen einen Standort, an dem Mitarbeitende vor Ort sind. Ob das vier Mitarbeitende sein werden, kann ich heute nicht bestätigen, aber die Größenordnung kommt hin, hängt natürlich auch von der Größe der zukünftigen Filiale ab", berichtet die Sprecherin. Einen Zeitplan für die zukünftige Standortbestimmung gebe es bislang nicht. Gewünscht sei eine Immobilie im Ortskern. Auch die Größe des Standortes soll sich nach Aussage der Sprecherin nicht wesentlich ändern. "Wahrscheinlich so wie heute, nur ohne Schließfachanlage."
Auch mit den jetzigen Vermietern seien die Gebäude-Manager des Geldinstitutes in Verhandlung, berichtet Oppermann. Das bestätigt Torge Hilken. "Ein Raumkonzept ist in Arbeit", erklärt der Immobilienbesitzer auf Nachfrage. Bis Anfang August sollen die Gespräche darüber noch laufen, teilt Hilken weiter mit. "Mir ist sehr daran gelegen, dass wir eine Lösung finden", erklärt der 23-Jährige. Er sei im Ort aufgewachsen. "Für mich gehört die Sparkasse dort hin, wo sie jetzt ist."
Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass der Vorstand in Aussicht gestellt hat, eine Filiale – also nicht nur einen Standort mit Automaten, sondern auch ein Beratungsbüro – in Borgfeld zu erhalten. Von einer "Mini-Filiale" ist die Rede. Zwar müssten Kunden ihre Schließfächer dann Ende des Jahres ins Mühlenviertel oder nach Schwachhausen verlegen, ansonsten sollen Angebote wie Überweisungen, die Beratung sowie Ein- und Auszahlungen am Automaten erhalten bleiben. Vorausgesetzt, es gibt bis Jahresende einen neuen Mietvertrag mit den jetzigen Vermietern oder mit neuen Vertragspartnern, heißt es.
Verhandlungsbeobachter betrachten die Lage kritisch, darunter die Seniorenvertreter des Borgfelder Beirates, Johannes Huesmann und Jürgen Linke. Sie haben bereits mehrfach mit Sparkassen-Vertretern gesprochen. „Würde es tatsächlich, wenn auch nur für kurze Zeit, zu einer kompletten Schließung der Sparkasse in Borgfeld kommen, geht das zulasten der älteren Generation", warnt Seniorensprecher Huesmann. Der ehemalige Ortsamtsleiter Borgfelds beklagt, "dass sich die Sparkassenverantwortlichen um eine klare Stellungnahme weiterhin drücken.“
Stadtteilfilialleiter Marc Erigson aus dem Mühlenviertel spricht hingegen von einer offenen Informationspolitik. „Der demografische Wandel, Niedrigzinspolitik, Digitalisierung und politisches Reglement veranlassen die Sparkasse, die Filialen umzustrukturieren“, stellt er auf Anfrage der Redaktion klar. Seniorensprecher Huesmann kritisiert indes die Informationspolitik der Sparkasse – und auch die Pläne für eine Filialschließung, sollte bis Jahresende kein passendes Objekt gefunden werden. Für ältere Menschen sei es schwierig, sich am Automaten zurechtzufinden, erklärt Huesmann. „Für viele ist es auch schwierig, mit einer Pin zu arbeiten“, ergänzt Jürgen Linke. Die Sparkasse sei gefordert, gerade für ältere Menschen, die nicht internetaffin seien, auch künftig ein nicht digitales Angebot vorzuhalten. "Auch in Borgfeld", unterstreichen die Seniorensprecher.
"Wir sind bestrebt, eine gute Alternative für unsere Kundinnen und zu Kunden zu finden", erklärt Sprecherin Oppermann indes. "Gern kann man uns auch auf attraktive Standorte hinweisen."