St. Magnus. „Und am Ende unserer Veranstaltung wird es eine kleine Überraschung geben“, sagt Christof Steuer, Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park. Anlässlich des 200. Geburtstags von Ludwig Knoop (1821 bis 1894) begrüßte er die zahlreichen Gäste, die zu einer Festveranstaltung in die Kulturscheune des Hauses Kränholm gekommen waren. In einer Lesung und mit zwei Vorträgen wurde des Barons Ludwig Knoop und des nicht mehr existenten Schlosses Mühlenthal gedacht. Musikalisch wurden die drei Beiträge von Louise Sen an der Harfe umrahmt.
„Der Geburtstag von Ludwig Knoop war zwar bereits am 15. Mai, doch an diesem Tag konnte man sich wegen Corona ja noch nicht treffen“, sagt Christof Steuer. Er weist darauf hin, dass zu der nachträglichen Geburtstagsfeier sogar noch einige Nachkommen des berühmten Namensgebers von Knoops Park gekommen seien.
Kaufmännische Lehre
„Ludwig Knoop hatte wegen der Gemütskrankheit seiner Mutter keine glückliche Kindheit“, leitet Ursula Pickener ihre Lesung aus den Erinnerungsbildern seiner Tochter Adele Wohlde aus dem Jahre 1928 ein. Ludwig Knoop ist als Kind auch dabei, als die Giftmörderin Gesche Gottfried im Jahre 1829 in Bremen hingerichtet wird, „doch als der Henker das Beil hob, fiel der Kleine ohnmächtig zu Boden“, schreibt Adele Wohlde.
Nach einer kaufmännischen Lehre geht Ludwig Knoop nach Russland, wo er bald zu einem erfolgreichen und wohlhabenden Unternehmer im Baumwollgeschäft aufsteigt. In Moskau lernt er die älteste Tochter einer baltischen Familie kennen, die auf ihn eine große Anziehungskraft ausübt, die allerdings auch weitere Bewerber hat. Als die Tochter angesichts der Konkurrenten gefragt wird, wer ihr bei einer Ablehnung ihrerseits wohl am meisten leid tun würde, antwortet sie: „Ludwig Knoop“, und so kam die Ehe mit dem Textilunternehmer zustande.
Gütiger und sorgender Vater
„Er trug seine Frau auf Händen“, sagt Ursula Pickener, und er sei ein gütiger und sorgender Vater und später auch Großvater gewesen. Auch den Sitten in Russland wusste Ludwig Knoop sich anzupassen, wie den Trinkgelagen, die oft mit den Geschäftsabschlüssen verbunden waren. Adele Wolde zeichnet in den Erinnerungen an ihren Vater ein lebendiges Bild seines Lebens nach, zu dem zum Beispiel die damals noch beschwerlichen und gefährlichen Geschäftsreisen in Russland gehörten, bei denen nicht nur die Cholera, sondern auch hungrige Wölfe drohten.
Im Jahre 1861 siedelte die Familie nach Deutschland über, nachdem Knoop durch die Gründung von Webereien, Färbereien und Druckereien sowie Beteiligung an Banken oder anderen Textilfirmen längst zum Millionär aufgestiegen war. Zehn Jahre später zog die Familie in das Schloss Mühlenthal ein – und Landschaftsgärtner Wilhelm Benque legte einen großen Park um das Schloss an – die Knoops zogen in ein Haus, groß genug, um nicht nur die Kinder, sondern auch die Enkel aufzunehmen. Wie weit die Verehrung des Barons ging, bezeugen die Kanonenschüsse von einem Dampfer des Deutschen Lloyds, die anlässlich der Goldenen Hochzeit im Jahre 1893 über den Ufern der Lesum donnerten. Als Ludwig Knoops geliebte Frau 1894 stirbt, lässt sie einen gebrochenen Ehemann zurück, erinnert sich Adele Wolde.
Buch zum 200. Geburtstag
Pünktlich zum 200. Geburtstag hat Professor Dittmar Dahlmann ein Buch über Ludwig, aber auch dessen Bruder Julius (1822 bis 1893) geschrieben, das vor allem das Textil- und Baumwollgeschäft im 19. Jahrhundert beleuchtet. Die beiden Brüder begriffen schnell, was man mit Baumwolle in Russland machen kann und verhielten sich in ihrem Business äußerst geschickt: „Ich nehme kein Geld, sondern ich möchte am Umsatz beteiligt werden“, sagte Ludwig Knoop beim Abschluss seiner russischen Geschäfte und hatte oft zugleich einen Sitz im Vorstand der Firmen. Zu den schlauen Schachzügen der Brüder gehörte auch, nicht nur die Maschinen, sondern auch die Ingenieure nach Russland zu liefern, die Erfahrungen mit der Produktion von Textilien aus Baumwolle hatten.
Dittmar Dahlmann hat für sein Buch zahlreiche Beziehungen der Brüder Ludwig und Julius Knoop zu anderen Geschäftspartnern, aber zum Beispiel auch zum ersten deutschen Kaiser Wilhelm I., durch akribische Archivarbeit aufgeklärt. Er bedauert, dass anlässlich des Geburtstags nicht eine Straße in Bremen nach Knoop benannt ist.
Den Rückblick beschließt Christof Steuer mit Daten und Bildern zum Wohnsitz der Knoops, Schloss Mühlenthal, das ebenfalls einen runden Geburtstag feiern würde, wäre es nicht im Jahre 1932 abgerissen worden: 150 Jahre alt wäre der Prachtbau im neugotischen Stil in diesem Jahr geworden, der dem Superreichen Ludwig Knoop eine standesgemäße Unterkunft bot. Zahlreiche Fotos der Zimmer zeigen, wie prunkvoll es innen ausgesehen hat: elegante Räume mit großen Kronleuchtern, schweren Vorhängen und kostbaren Möbeln und Vasen. Die Kinder hatten ganze Appartements für sich, und das Schloss Mühlenthal bot auch für Familien Platz zum Übernachten.
„Jetzt müssen Sie noch sieben Minuten Zeit für die Überraschung zum Schluss haben“, sagt Christof Steuer: nämlich für einen Film von Florian Kölling, der die vielen Facetten von Knoops Park zeigt – ohne Worte, aber mit stimmungsvoller Gitarrenmusik. Der Film zeigt den Park in vielen Details, aber auch aus der Luft und damit aus ungewöhnlicher Perspektive. „Der Film, in dem sogar die Musik von Florian Kölling stammt, gefällt uns so gut, dass wir ihn auf unsere Homepage stellen werden“, verspricht Christof Steuer.