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Modernisierung Wie der Bahnverkehr rund um Bremen-Burg zuverlässiger werden soll

18 Bahnübergänge in Bremen-Nord, Osterholz-Scharmbeck und Oldenbüttel werden modernisiert oder ganz neu gebaut. Was das mit dem neuen elektronischen Stellwerk in Bremen-Burg zu tun hat.
28.07.2025, 05:40 Uhr
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Wie der Bahnverkehr rund um Bremen-Burg zuverlässiger werden soll
Von Lucas Brüggemann

Gleich drei neue elektronische Stellwerke (ESTW) baut die Bahn in Bremen und umzu: eines am Bahnhof Bremen-Burg, eines in Vegesack und eines in Osterholz-Scharmbeck. Das Stellwerk in Bremen-Burg ersetzt das vorhandene Relaisstellwerk und ist die Zentrale für die beiden Stellwerke in Vegesack und Osterholz-Scharmbeck.

Im Zuge der Arbeiten an den Stellwerken werden seit Mai entlang der Bahnstrecken zwischen Burg und Vegesack sowie nach Bremerhaven insgesamt 18 Bahnübergänge im Bremer Norden, Osterholz-Scharmbeck und Oldenbüttel modernisiert, elf davon werden komplett neu gebaut. Dabei werden auch Weichen und Signale erneuert. Allein in Osterholz-Scharmbeck wurden deshalb entlang der Trasse nach Bremerhaven 40 neue Signalmasten gesetzt.

Für den Straßenverkehr gesperrt

Ein zu erneuernder Übergang ist der an der Grambker Dorfstraße in Bremen-Burg. Derzeit zeugen eine große Baugrube, in der schon der Untergrund für den neuen Asphalt eingebracht wurde, und abgestellte Rüttelplatten und Radlader davon, dass am Bahnübergang gearbeitet wird. „Er wird grundsätzlich komplett abgerissen“, erklärt Jann Niklas Lion. Der 29-Jährige ist als Teilprojektleiter für die Erneuerung der Bahnübergänge zuständig. Die komplette alte Technik komme weg, die neue, die dann auch mit dem elektronischen Stellwerk kompatibel ist, werde eingebaut. Dabei würden auch die Straße über die Gleise sowie der Fußweg erneuert.

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Während der Bauarbeiten werden die Übergänge für den Straßenverkehr gesperrt, teilt die Bahn mit. Einige könnten danach „dank mobiler Sicherungsanlagen“ zeitweise wieder geöffnet werden. Andere blieben länger gesperrt. Der Grund dafür ist laut Bahn, dass die modernisierten Bahnübergänge auf die ESTW-Technik angepasst werden müssen und deshalb erst mit der Inbetriebnahme des Stellwerkes in Bremen-Burg am 6. Oktober wieder geöffnet werden. Die Bahn erklärt, dass es wegen der Arbeiten an den Bahnübergängen keine Probleme für den Zugverkehr geben werde, da „unter rollendem Rad“ – sprich: bei normalem Fahrbetrieb – gearbeitet werde. Dank Gleiswechseln könnten die Züge trotzdem fahren. Dabei werden die Züge – je nach Gegebenheit – als kurzzeitiger Geisterfahrer auf dem Nachbargleis an der Baustelle vorbeigeführt.

Bei einem Bahnübergang müssen die Planer der Bahn und damit auch Jann Niklas Lion zumindest eine Unwegsamkeit bedenken: „Den Bahnübergang an der Fergersbergstraße in Ritterhude können wir erst machen, wenn die Schlossbrücke fertig ist“, erklärt Lion. Der Ritterhuder Ortskern, insbesondere die Einzelhandelsgeschäfte, wären sonst abgeschnitten, weil größere Lkw nicht durch die Unterführung an der Riesstraße passen und wegen der Gewichtsbegrenzung auch nicht über die Dammbrücke fahren dürfen.

Inbetriebnahme am 6. Oktober

Für die Inbetriebnahme des Stellwerkes in Bremen-Burg müsse es dann aber doch Streckensperrungen geben. Zwischen dem 19. September und 14. Oktober kommt es zu Teilsperrungen der Strecke im Bereich Bremen-Vegesack und ab dem 2. Oktober zu einer kompletten Sperrung. Zwischen dem 2. und 6. Oktober wird der Abschnitt zwischen Burg und Osterholz-Scharmbeck gesperrt. Davon betroffen sind die Linien RS1 und RS2 der Nordwestbahn sowie der Regionalexpress RE9. Die Bahn verspricht, dass die betroffenen Eisenbahnunternehmen rechtzeitig informiert werden, sodass Ersatzfahrpläne und Schienenersatzverkehr organisiert werden könnten. „Solche Sperrungen müssen wir weit im Voraus anmelden, damit diese im Zugverkehr eingetaktet werden können“, erklärt Lion.

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Die neue Stellwerkstechnik soll den Bahnbetrieb „deutlich stabilisieren“, da sie weniger störanfällig sei, erklärt das Unternehmen. Ob die Bahn dann auch pünktlicher ist? „Ja, das ist das Ziel“, so Lion. Versprechen möchte er aber nichts – und lacht. Die Bahnübergänge sollen zukünftig sicherer und Weichen und Signale zuverlässiger funktionieren. Die Praxis zeigt laut einer Bahnsprecherin, dass die neue Technik für mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sorgt.

Die alte Technik werde, so Jann Niklas Lion, vor der Inbetriebnahme abgebaut. Alte Signalmasten, die dann die neuen überdecken würden, müssen dann weichen. Viele neue Signale stehen schon entlang der Strecke, so auch im Bahnhof Bremen-Burg. Weiße Kreuze vor den Leuchtanzeigen zeigen aber an, dass sie noch nicht in Betrieb sind.

Ein Mausklick reicht

Technisch scheint die Umstellung von einem Relais- auf ein elektronisches Stellwerk ein Quantensprung zu sein. ESTW seien „State of the Art“, erklärt die Bahnsprecherin. Im alten elektrischen Relaisstellwerk werden die Gleispläne von Bahnhöfen und der angrenzenden Streckenabschnitte auf sogenannten Stelltischen dargestellt. Hier werden alle Bedienhandlungen für Weichen und Signale per Knopfdruck vorgenommen und die Betriebszustände – etwa die Signal- und Weichenstellung oder die „Belegung“ der Strecke – angezeigt. Die Gleise werden laut Bahn bei diesen Stellwerken automatisch freigemeldet. Signale und Weichen könnten in einer Entfernung von bis zu sieben Kilometern gesteuert werden. Das erste elektrische Relaisstellwerk ging 1949 ans Netz.

Das neue elektronische Stellwerk arbeitet nicht mehr mit Stelltischen. Die Fahrdienstleiter sehen die Gleispläne auf Computerbildschirmen. Ein Mausklick reicht, um Weichen umzulegen oder Signale von Grün auf Rot zu stellen. Die elektronischen Stellwerke decken zudem einen größeren regionalen Bereich ab. Durch die ESTW hat die Bahn nach eigenen Angaben seit den 1980er-Jahren einen „höheren Automatisierungsgrad in der Betriebsführung“ erreicht. Sie würden auch heute noch gebaut – wie etwa in Bremen-Burg –, erklärt die Bahn, wenngleich das Unternehmen mit digitalen Stellwerken bereits die nächste Stellwerksgeneration in Betrieb hat. „Elektronische Stellwerke sind aber immer noch der technische Standard mit modernen Computer-Arbeitsplätzen“, heißt es von der Bahn.

Komfortabler für Fahrdienstleiter

„Die Relaisstellwerke sind eine abgängige Technik“, erklärt Jann Niklas Lion. Durch die Umstellung auf digitale und elektronische Stellwerke würden Fahrdienstleiter auch nicht mehr auf die alte Technik geschult. Junge Fahrdienstleiter und -leiterinnen, die im Bahnsprech seit Kurzem auch Zugverkehrssteuerer genannt werden, arbeiteten lieber in einem elektronischen Stellwerk, weil es moderner und komfortabler sei.

Der Faktor Mensch sei aber trotz aller Technik und Automatisierung in den Stellwerken nicht wegzudenken. Fahrdienstleiter seien so etwas wie Fluglotsen für Züge, erklärt die Bahnsprecherin. „Sie halten Kontakt zu den Lokführern, entscheiden über Umleitungen. Sie sehen die Gleise und deren Belegung auf ihren Bildschirmen. Auf die Fahrdienstleiter können wir nicht verzichten.“ Was der Bau des elektronischen Stellwerkes und die Modernisierung am Ende kosten, darüber möchte die Sprecherin während des laufenden Projektes keine Angaben machen.

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