Es waren abenteuerliche Szenen, die sich am Sonntagnachmittag auf der Autobahn 270 in Bremen-Nord abgespielt haben. Schnell hatten sich durch den Starkregen im Bereich Lesum tiefe Pfützen gebildet. In Fahrtrichtung Ihlpohl, der bisher nicht sanierten Seite, verursachten die Fahrzeuge – trotz stark reduzierter Geschwindigkeit – große Regenwasser-Fontänen. Auf dem nagelneuen Teil der Autobahn in Gegenrichtung hatten sich einige Fahrzeuge in den gesperrten Mittelbereich gerettet. Im Bereich der Anschlussstelle Lesum ging temporär gar nichts mehr und es bildete sich in dem einspurigen Bereich ein Stau. Trotz der massiven Behinderungen ist die Situation für die Autofahrer glimpflich abgelaufen. Die Polizei hatte weder von Verletzten, noch von Unfällen überhaupt berichtet.
Am Sonntag war zwischen 16.30 und 19.30 Uhr Starkregen über Bremen-Nord niedergegangen. Berufsfeuerwehr und THW rückten insgesamt zu 65 Einsätzen aus. Hansewasser hatte eine Niederschlagsmenge von 21 Litern pro Quadratmeter in nur 15 Minuten registriert. Wieso die erst kürzlich erneuerte Fahrbahn der Wassermassen nicht Herr geworden ist.
Warum konnte das Wasser vom neu gebauten Autobahn-Teil nicht abfließen?
Die Autobahn 270 liegt im vom Regen besonders betroffenen Abschnitt rund um Lesum tiefer als das umliegende Gelände. An den Anschlussstellen fließt Niederschlagswasser die Rampen hinunter auf die Fahrbahn. Das ist keine neue Situation. Trotzdem war die jüngst errichtete Infrastruktur nicht in der Lage, ausreichend Wasser aufzunehmen. "Als Ursache für den ungenügenden Abfluss haben wir verstopfte Abflusssiebe ausgemacht", erläutert Michael Wendt aus der Öffentlichkeitsabteilung der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Nordwest. Diese seien teilweise mit Laub verstopft gewesen. Aufgrund des starken Bewuchses entlang der A 270 kann dies bei entsprechend starkem Wind binnen kurzer Zeit passieren. "Wir werden deshalb die regelmäßige Reinigung der Siebe künftig nochmals intensivieren", stellt Wendt in Aussicht.

Die sanierte A 270 im Bereich Lesum ist augenscheinlich anfällig Starkregen.
Welche Überlegungen – auch baulichen – gibt es, künftig mit Starkregen besser umgehen zu können?
Es gilt als sicher, dass Wetterextreme wie auch Starkregenereignisse häufiger auftreten werden. Diese Erkenntnis hat auch Auswirkungen auf die Bauplanungen. "Bei Neubauten oder wie hier einer Grunderneuerung werden also auch die durch den Klimawandel erwartbaren vermehrten Starkregen-Ereignisse berücksichtigt", sagt Wendt. Im Fokus stehen dabei vor allem die Entwässerungseinrichtungen. Diese werden laut Wendt "den erwarteten regelmäßigen Wassermengen entsprechend" ausgelegt. Eine Absicherung gegen alle Eventualitäten kann naturgemäß nicht gewährleistet werden. "Es gibt, wie bei jeder Entwässerung, auch auf Autobahnen Grenzen: In extremen Unwetter-Situationen kann es trotz bester Planung zu einer Überlastung der Entwässerung kommen", räumt Wendt ein. Trotz der Laubproblematik dürfte am Sonntag genau eine solche Situation eingetreten sein.
Welche Maßnahmen sind bei der Sanierung der anderen Fahrtrichtung gegebenenfalls zusätzlich geplant?
Die Sanierung der anderen Doppelspur wird erst später im Jahr in Angriff genommen. Zurzeit werden auf der A 270 die Mittelplanken erneuert. Inwiefern auf die Starkregen-Situation reagiert wird, lässt Wendt offen. "Dies lässt sich wenige Tage nach dem Ereignis noch nicht sagen", gibt er zu Protokoll.
Welche Entwässerungsvorrichtungen sind grundsätzlich verbaut und welche Aufnahmekapazitäten haben diese?
Grundsätzlich richten sich die Planer nach den örtlichen Begebenheiten. Soll heißen: Besonders gefährdete Abschnitte werden anders ausgestattet als potenziell unproblematische. Michael Wendt lässt durchblicken, dass die Planer im Bereich Lesum die Entwässerungskapazitäten nicht zu knapp bemessen haben. "Im jüngst betroffenen Abschnitt war nicht die Aufnahmekapazität der Entwässerung der Grund für den Rückstau, ursächlich waren verstopfte Abflusssiebe", betont er.