Zwei Wochen lang hat die Bahn AG an den Haltepunkten Lesum, Schönebeck und am Bahnhof Vegesack Bäume gefällt und Sträucher rasiert. Nachdem das Unternehmen vor zwei Jahren wegen eines Kahlschlags in die Kritik geraten war, schlugen sensibilisierte Bürger nun auch im Ortsamt Alarm.
2018 hatte die Bahn mit ihrem „Pflegerückschnitt" an den Gleisen im Bremer Norden für reichlich Unmut gesorgt. Die Arbeiten hatten sich als Kahlschlag herausgestellt, bei dem nahezu die gesamte Vegetation in dem Streckenabschnitt in Bremen-Nord beseitigt wurde. Zudem waren die Arbeiten offenbar nicht mit der Umweltbehörde abgestimmt gewesen. Umweltstaatsrat Ronny Meyer hatte in einem Brief an die Deutsche Bahn sein Unverständnis über den Umfang der Maßnahmen und die Art der „Kommunikation“ geäußert. Er erwartete „eine angemessene Kompensation in Form von Nachpflanzungen“. Anwohner und Parteien kritisierten den Konzern damals gleichermaßen für sein radikales Vorgehen.
Deshalb reagierten Anwohner nun entsetzt, als sie feststellten, dass die Bahn mitten in der gesetzlich festgelegten Brut- und Setzzeit mehrere Bäume an der Bahnstrecke fällen und Büsche und Sträucher auf den Stock herabsetzen ließ. „Die Bäume sind Linden“, bedauerte eine Lesumerin. Gerade die Linden seien wertvolle Bienenweiden, ebenso die blühenden Brombeerenbüsche, die wie Sträucher abrasiert wurden.
Insgesamt seien bei den zwei Wochen andauernden Arbeiten 15 Bäume gefällt worden, berichtet auf Anfrage der Sprecher des Bremer Umweltressorts, Jens Tittmann. Das Umweltressort hatte der Bahn eine Befreiung vom Sommer-Fällverbot erteilt. „Da in diesem Zeitraum die Strecke aufgrund eines Gleisumbaus im Bahnhof Vegesack gesperrt ist und so eine Sperrung einer Vorlaufzeit von zwei Jahren bedarf, können die Arbeiten nicht bis zum 01. Oktober aufgeschoben werden“, erläuterte der Sprecher des Hauses von Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne).
Vor der Fällung auf Brut- und Niststätten kontrolliert
Die Bäume seien vor der Fällung auf Brut- und Niststätten hin kontrolliert worden. Jens Tittmann: „An zwei Linden wurden Spechtlöcher festgestellt. Sollten sich diese als Bruthöhlen erweisen, werden die Bäume oberhalb der Höhlen gekappt.“ Wie eine Bahnsprecherin sagte, seien die betroffenen Bäume in Absprache mit der Behörde „nur oberhalb der Höhlen bearbeitet“ worden, „sodass die Nisthöhlen davon unberührt blieben.“
Die Vegetationsarbeiten entlang der Strecke Burg-Vegesack seien zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit erforderlich gewesen. „Diese Arbeiten beinhalteten unter anderem den Rückschnitt von Ast- und Strauchwerk, sowie die Entnahme größerer Bäume“, so die Konzernsprecherin. Nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz seien die Eisenbahnen verpflichtet, ihren Betrieb sicher zu führen. „Das bedeutet, dass auch Betriebsgefahren, die von Vegetationsbeständen ausgehen können, entsprechend abzuwehren sind und ihnen vorzubeugen ist.“
Nach Angaben der Behörde muss die Bahn die Einhaltung der Vorschriften der Baumschutzverordnung selbst sicherstellen. „Wir kontrollieren nur“, so Jens Tittmann. Das Ortsamt war laut Jens Tittmann ebenfalls informiert: „Ärgerlicherweise aber mal wieder nicht von der Bahn!“ Der Burglesumer Ortsamtsleiter Florian Boehlke hatte von den Baumfällungen durch Bürger erfahren. Im Ort sei man „wohlwissend, dass die Bahn vor zwei Jahren hier stark geholzt hat“, sensibilisiert und sehe ganz genau hin. Der Ortsamtschef geht davon aus, dass das Umweltressort die ganze Aktion „engmaschig kontrolliert“.