- Wie viele Ladesäulen gibt es aktuell?
- Wie hoch ist der Bedarf?
- Wie bewerten Anbieter die Rahmenbedingungen?
- Was haben die Ladesäulen mit Parkgebühren zu tun?
Autofahrer müssen sich in Bremen-Nord ab dem 1. Januar auf deutlich höhere Parkgebühren einstellen. Der Preis soll auf zwei Euro pro Stunde steigen, was einer Verdoppelung des derzeitigen Tarifs entspricht. Am Dienstag hat der Senat den entsprechenden Beschluss gefasst, bis Weihnachten müssen noch die politischen Gremien zustimmen. Für einen Teil der Autofahrer steckt in dieser Nachricht aber auch etwas Positives. Besitzer von Elektroautos dürfen nämlich darauf hoffen, in Bremen-Nord bald mehr öffentliche Ladesäulen vorzufinden. Mit den kalkulierten Mehreinnahmen von 1,2 Millionen Euro will die Landesregierung unter anderem acht Vollzeitstellen finanzieren, um den Ausbau der Elektro-Infrastruktur zu beschleunigen.
Wie viele Ladesäulen gibt es aktuell?
In Bremen-Nord sind derzeit 28 öffentliche Ladepunkte zu finden, die sich auf 17 Stationen verteilen. Die Bundesnetzagentur zeigt mit einer Ladesäulenkarte, wo genau diese zu finden sind. Zudem hat der Senat im November die Kleine Anfrage "Bremen-Nord nicht vergessen" der CDU-Fraktion beantwortet. Darin ist zu lesen, dass die Infrastruktur in Burglesum mit zwei Ladepunkten besonders schlecht ist. Zusammen mit Blumenthal und Vegesack sind sechs Prozent der Bremer Ladepunkte in Bremen-Nord zu finden.
Wie hoch ist der Bedarf?
Nach Willen der Bundesregierung soll bis zum Jahr 2030 jedes dritte in Deutschland zugelassene Auto elektrisch betrieben sein. "Für die Stadt Bremen bedeutet dies, dass zwischen 70.000 und 80.000 elektrische Autos auf den Straßen unterwegs sein werden", rechnet Michael Glotz-Richter vor. Im Ressort von Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) ist er Referent für nachhaltige Mobilität.
Glotz-Richter arbeitet seit April dieses Jahres an der Umsetzung eines Elektromobilitätskonzepts. Dafür gab es im August und September die Möglichkeit, online Wunschstandorte für Ladesäulen in Bremen zu verorten. 1138 Teilnehmer nannten insgesamt 2730 Wünsche für die ganze Stadt.
In Bremen-Nord ist die Nachfrage in Burglesum offenbar besonders groß. In diesem Stadtteil waren es zwischen 50 und 100 eingetragene Standorte. In Vegesack und Blumenthal blieb diese Zahl jeweils unter 50. Daraus wird nun eine genaue Bedarfsprognose erarbeitet. Als Zwischenergebnis gibt es für Bremen-Nord eine erste Schätzung: zwischen 700 und 1150 öffentliche Ladepunkte müssen die Anbieter in den kommenden Jahren installieren.
Wie bewerten Anbieter die Rahmenbedingungen?
Für den Ausbau der Infrastruktur braucht es auch Unternehmen, die bereit sind, zu investieren. "Im Prinzip ist die Situation wie bei öffentlich genutzten Tankstellen – Diese werden von der öffentlichen Hand nur genehmigt, aber von der Privatwirtschaft betrieben", heißt es in der Antwort des Senats auf die Fragen der CDU.
Im Nordwesten von Deutschland ist der Marktführer nach eigener Aussage der Anbieter EWE Go, eine Tochter der EWE mit Sitz in Oldenburg. Auch in Bremen-Nord hat EWE Go mit acht Ladesäulen die meisten Ladepunkte ans Netz gebracht. Nach Aussage von Unternehmenssprecher Dietmar Bücker hat sich die Auslastung der bestehenden Ladesäulen zuletzt sehr gut entwickelt. Ob dieses Geschäft aber auch schon Gewinne abwirft, will der Sprecher nicht sagen. Er verweist auf das Konkurrenzverhältnis zu anderen Anbietern. "Für die öffentliche Ladeinfrastruktur wäre es wünschenswert, wenn das Land Bremen Standorte, beziehungsweise Grundstücke, zur Verfügung stellt, auf denen eine Ladeinfrastruktur aufgebaut werden kann", sagt Bücker.
Die öffentliche Hand muss der Privatwirtschaft also sagen, wo Ladepunkte entstehen sollen. Für diese Aufgabe erarbeitet das Mobilitätswerk aus Dresden gerade ein Konzept für die Ladeinfrastruktur in Bremen. Vorliegen soll dieses spätestens im zweiten Quartal des kommenden Jahres.
Was haben die Ladesäulen mit Parkgebühren zu tun?
Aus den Mehreinnahmen mit Parkscheinen sollen im kommenden Jahr 720.00 Euro in zusätzliche Stellen für die Planung im Verkehrsressort fließen. Laut Ressortsprecherin Linda Neddermann sollen Gebiete mit kostenpflichtigen Parkplätzen zudem bei der Installation von Ladesäulen als erstes bedacht werden. Für die Fahrer von Elektrofahrzeugen ergeben sich daraus zusätzliche Vorteile. Sie müssten nur für das Laden ihres Autos zahlen und fänden in bester Lage leichter einen Platz.