Es ist ein eher ruhiger Nachmittag am Sportparksee Grambke. Kinder planschen am Uferrand, einige Badegäste schwimmen trotz des noch kühlen Wassers ein Stück weit auf den See hinaus. Die meisten sonnen sich, andere heizen Grills an und packen Essen auf Picknickdecken aus. Weniger ruhig könnte es angesichts der hohen Temperaturen an diesem Wochenende aussehen. Wenn sich 2000 bis 3000 Menschen am und im Wasser tummeln, ist der Strand so voll, dass die Rettungsschwimmer zwischen all den Leuten kaum noch ein Stück Sand oder Gras erkennen können. Oftmals richten die Mitglieder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) dann mit ihrem Fahrzeug eine zweite mobile Wache auf einer Wiese ein.
An diesem Tag können Marcel Löbel und die anderen vom Wasserrettungsteam das Treiben jedoch entspannt von der DLRG-Wache aus beobachten. Löbel ist heute verantwortlicher Wachführer. Im Ernstfall wäre der 24-Jährige für die Koordinierung eines Wasserrettungseinsatzes verantwortlich. Neben ihm sind weitere erfahrene Wasserretter und auch Nachwuchskräfte am Grambker See im Dienst. Heute sind sie zu neunt, insgesamt sind sie ungefähr 30. Alle machen die Arbeit ehrenamtlich. Die Rettungsschwimmer verbringen ihre Freizeit damit, an den Sommer-Wochenenden für die Sicherheit der Badegäste zu sorgen. Während der Ferien machen sie das bei gutem Wetter sogar unter der Woche.










Luca Weller ist einer von ihnen. Der 14-Jährige hat mit fünf Jahren sein Seepferdchen-Abzeichen bei der DLRG gemacht. Inzwischen hat er das Rettungsschwimmabzeichen in Silber, bald will er das goldene in Angriff nehmen. Seit zwei Jahren übernimmt er regelmäßig Wachdienste an Bremen-Nords größtem Badesee. "Meine Eltern haben ein Boot, deshalb war es ihnen wichtig, dass ich früh schwimmen lerne", erzählt der Jugendliche, während er durch ein Fernglas den Strand beobachtet.
Auch Nicolai Legeler behält auf diese Weise die Wasserkante im Blick. Der Nordbremer ist genau so lange Mitglied in der DLRG, wie er alt ist: 42 Jahre. "Meine Eltern haben mich schon als Baby angemeldet", sagt er und lacht. Sowohl der langjährige als auch der junge Wasserretter achten nicht nur auf die Schwimmer. Sie beobachten auch Kinder, die im Nichtschwimmer-Bereich spielen und Badegäste, die sich sonnen. Die könnten einschlafen und einen Sonnenbrand oder sogar einen Sonnenstich bekommen. "Kinder werden von ihren Eltern leider häufig nicht genug beaufsichtigt", erzählt Marco Laging, ebenfalls erfahrener Wasserretter und langjähriges DLRG-Mitglied.
Als Marcel Löbel gegen Mittag zur Wache gekommen ist, hat er als erstes die rot-gelbe DLRG-Flagge gehisst. An der können die Badegäste erkennen, dass die Wache besetzt ist. Sie zeigt an, dass Rettungsschwimmer im Einsatz sind. Regelmäßig gehen die Rettungsschwimmer während ihres Dienstes auch am Strand auf Streife. Dabei klären sie die Badegäste über Gefahren auf, die beispielsweise durch Abbruchkanten im See bestehen. "Wir machen aber auch Öffentlichkeitsarbeit und beantworten Fragen", erläutert Marcel Löbel, der wie das gesamte Team DLRG-Einsatzkleidung – rote Short und gelbes T-Shirt – trägt. Er hat die Erfahrung gemacht: "Viele wissen gar nicht, was wir machen oder sie denken, dass sie etwas bezahlen müssen, wenn wir ihnen helfen. Die Leute sind oft ganz überrascht, wenn sie hören, dass wir ehrenamtlich arbeiten."
Dieses Mal läuft auch Felix Scheuerl mit. Der 14-Jährige trägt das Funkgerät, über das die Rettungsschwimmer vom Strand aus schnell Verbindung mit ihren Kollegen an der Wache aufnehmen können – und umgekehrt. Für ihn sind die Wachdienste am Grambker See noch recht neu. Dafür hat der Schüler schon Erfahrungen als Ausbilder gesammelt. Mit anderen Rettungsschwimmern bringt er seit einiger Zeit Grundschülern das Schwimmen bei. Während des Spaziergangs über den Strand erläutert Nicolai Legeler dem Jugendlichen, worauf er achtet, was er im Blick behält.
An der Wache sind die DLRG-Retter über ein weiteres Funkgeräte mit der Leitstelle von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz verbunden. Im Notfall werden sie auch von dort aus alarmiert. In den allermeisten Fällen haben die Helfer es am See nur mit kleineren Verletzungen wie Schnittwunden oder Insektenstichen zu tun. Es gab aber auch schon dramatische Fälle. Die langjährigen Mitglieder erinnern sich an einen Segler, der 2014 auf dem See gekentert ist und den Mastbaum an den Kopf bekommen hat. Damals bargen die Rettungsschwimmer den Mann und sein Segelboot und leisteten Erste Hilfe.
Auch Surfern, die entkräftet auf dem See trieben, sind die DLRG-Kräfte in der Vergangenheit schon zu Hilfe gekommen. Als Marco Laging und Luca Weller eine Runde auf dem Motorrettungsboot drehen, winkt Surfschulen-Inhaber Andreas Mertens sie heran. "Könnt ihr mal nach dem Kollegen dahinten schauen?", bittet er und zeigt auf einen Surfer, der weit entfernt auf seinem Brett steht. "Ich weiß nicht, ob er vielleicht Schwierigkeiten hat, zurückzukommen." In diesem Fall stellt sich die Sorge als unbegründet heraus. "Ich wollte noch gar nicht zurück", sagt der Mann lachend. Und dann bedankt er sich bei den Rettungsschwimmern. "Es ist toll, dass ihr aufpasst. Danke, dass ihr das macht."