Lesum. Im Zuge einer Kooperation haben Studentinnen und Studenten des Fachs "Wirtschaftsingenieurwesen – Energiewirtschaft" der Hochschule Osnabrück in den vergangenen Monaten die Energieverbräuche auf dem Friedehorst-Campus in den Blick genommen. Die angehenden Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure werteten die Daten anschließend aus und entwickelten ein Energiemanagement für die Friedehorster Gesellschaften Friedehorst gGmbH, Friedehorst Teilhabe Leben, Dienste für Senioren und Pflege sowie für das Berufsförderungswerk. Die Arbeiten sollen in die Klimaschutzstrategie der Stiftung einfließen.
Wo wird wie viel Energie verbraucht? Wo gibt es Einsparpotenziale? Für große Unternehmen sind regelmäßige Energieaudits, also Berichte über die bestehende Energiesituation und empfehlenswerte Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, seit 2015 Pflicht. Für die langfristige Umsetzung kann ein Energiemanagement sorgen. In Friedehorst ist dafür seit einem Jahr Annabell Helmke zuständig. Die Ingenieurin für Umwelttechnik und Solarenergietechnik ist als energetische Sanierungsmanagerin angestellt. Unter anderem entwickelt sie ein Energiecontrollingkonzept, mit dem der Energieverbrauch der einzelnen Gebäude überwacht und optimiert werden kann.
Die Idee für die Zusammenarbeit mit Friedehorst hatte Professorin Anne Schierenbeck. Die Doktorin, die als Dozentin an der Hochschule Osnabrück lehrt und in Bremen ein Ingenieurbüro mit den Schwerpunkten Energieeffizienzberatungen, Energiemanagement und Klimaschutzprojekte betreibt, war auf der Suche nach einem praktischen Projekt für die angehenden Wirtschaftsingenieure, durch das Energiemanagement in einem Unternehmen anschaulicher wird. Annabell Helmke hatte gleich Interesse an der Kooperation und freut sich über die Unterstützung durch die Studentinnen und Studenten.
"Die Untersuchungen helfen uns bei unserer internen Strategie- und Maßnahmenentwicklung. Ich werde die Ergebnisse auswerten und gucken, was davon umsetzbar ist", so Helmke. Ziel sei, auf den Arbeiten aufzubauen und die entwickelten Strategien in die Klimaschutzstrategie der Stiftung einfließen zu lassen. "Das Projekt war für die Studentinnen und Studenten das Highlight des Semesters", sagt Schierenbeck rückblickend. "Nicht nur, weil das Fach Energiemanagement dadurch für sie interessanter wurde und sie ihr theoretisches Wissen praktisch umsetzen konnten. Auch, weil ihnen das Projekt seit langem mal wieder persönliche Begegnungen ermöglicht hat. Sie haben wegen der Pandemie monatelang alleine zu Hause gelernt."
Acht Studentinnen und Studenten besuchten den Friedehorst-Campus jeweils in Zweiergruppen. Anders als für die meisten anderen Gäste, ging es für sie nicht auf die Stationen oder Wohnbereiche, sondern in die Heizungs- und Versorgungskeller der Häuser. Auch die Lüftungsanlagen und Küchen nahmen sie in Augenschein. Annabell Helmke zeigte und erklärte ihnen die Anlagen und erläuterte die Gebäudestrukturen. Außerdem stellte sie ihnen von allen Friedehorst-Gesellschaften die Daten zum Strom-, Gas-, Heizöl-, Wärme- und Wasserverbrauch aus dem Jahr 2020 zur Verfügung.
"Die Studenten haben sehr detailliert auf die unterschiedlichen Gebäude geguckt. Bei rund 50 Häusern war das eine große Hilfe, wir haben dadurch einen größeren Überblick und die Ergebnisse sind eine Ergänzung zu den Erkenntnissen aus dem Energieaudit", sagt Helmke. Der größte Energiefresser in Friedehorst sei die Heizung. Die Gebäude werden überwiegend mit Gas, einige mit Öl geheizt. "Wir haben allerdings auch drei Solarthermieanlagen." Auch die Gebäudecharakteristiken sind ganz verschieden, da Zustand und Baujahr der Häuser ganz unterschiedlich sind. In den kommenden Jahren sollen Strom und Wärme auf dem Friedehorst-Areal Zug um Zug nachhaltiger generiert werden.