Sein Revier bezeichnet er als schönstes Dorf in der Stadt. Und es ist zugleich eines der größten. In dem Andreas Dölvers seit zehn Jahren den Beruf ausübt, den er sich erträumt und der ihn erfüllt habe, wie er betont. Ende des Monats geht der 63-jährige Kontaktpolizist für Burg, Grambke und das Werderland in Pension.
Zusammen mit dem Vegesacker Revierleiter und Referatsleiter für den Kontakt- und Verkehrsdienst Nord der Bremer Polizei, Thomas Kötteritzsch, lässt Andreas Dölvers an diesem Vormittag in seiner Amtsstube der Polizeistation Grambke an der Grambker Heerstraße 49 die Erinnerungen an seine berufliche Laufbahn Revue passieren. Sein Fazit: "Ich habe 46 Jahre das gemacht, was ich wollte und was mir insbesondere in den letzten zehn Jahren als Ansprechpartner für die Menschen Freude gemacht hat.“
Im Dienst seit 1977
Geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen in Gröpelingen, startete Dölvers seinen Dienst als „Freund und Helfer“ dort im Jahre 1977. Genau 20 Jahre lang war er im Zentrum des Bremer Westens im Einsatz, bevor er 2013 zum Lesumer Revier an der Hindenburgstraße wechselte. Und anschließend für ein Jahrzehnt lang den Ein-Mann-Posten als Kontaktbeamter in der Polizeistation Grambke bezog. In dem großen Dorf zwischen Weser und Lesum habe er eine Dienstzeit erlebt, die er auf keinen Fall missen möchte, blickt der 63-Jährge zurück.
„Die Tätigkeit als Kontaktpolizist unterschiedet sich von der des Einsatzpolizisten in einem wesentlichen Punkt fundamental“, hat Andreas Dölvers während seiner täglichen Arbeit erfahren. Im Einsatz, egal ob bei Unfällen, Streitereien oder Kontrollen stehe die aktuelle Situation im Mittelpunkt. Als Kontaktpolizist aber sei man vor allem als Ansprechpartner und Berater in fast allen Lebenslagen gefordert. Dölvers: „Und das ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.“
Dauergast beim Bürgerschnack
Als Ratgeber war der Grambker Kop in den vergangen Jahren auch regelmäßig beim Bürgerschnack für Burg, Grambke und das Werderland zu Gast. Wo er zum Beispiel über ständig neue Tricks von Betrügern warnte - am Telefon oder an der Haustür. Plastisch schilderte er den Fall einer älteren Frau, vor deren Haustür nach dem Klingeln ein Mann stand, der sich als Arbeiter eines Neubaus nebenan ausgab und schilderte, sein Handy verloren habe, das auf dem Balkon der Frau gefallen sei. Ob er nicht mal eben schnell hochlaufen und es holen könne. Die Frau ließ ihn ins Haus, es dauerte etwas, bis er wieder unten auftauchte und sich mit Dank verabschiedete. Verständlich, hatte er doch Schmuck und Bargeld mitgehen lassen. Andreas Dölvers: „Über die Hinterhältigkeit solcher Zeitgenossen kann gar nicht oft genug gewarnt werden.“
Als Kontaktpolizist suchte der angehende Pensionär auch regelmäßig Schulen und Kindergärten auf, um in die Rolle des Verkehrserziehers zu schlüpfen. Bei den Jungen und Mädchen war er ebenso gern gesehen wie bei den Erwachsenen. „Das ist ja das Schöne in dem Job als Kop, dass man nur hundert Meter weit zu gehen braucht, um angesprochen, in einen Schnack verwickelt oder um einen Ratschlag gebeten zu werden“, sagt Andreas Dölvers.
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Damit er mehr oder weniger überall in seinem Dorf präsent sein konnte, war er auch auf das Auto oder Fahrrad angewiesen. Mit dem Drahtesel oft auf dem Deichweg in Richtung Moorlosen Kirche. „Und wenn mir dann Raser auf schmalen Reifen entgegen kamen, drosselten sie sofort das Tempo, sobald sie meine Uniform erkannten“, schmunzelt Dölvers.
Mit dem Rad will er auch als Pensionär, der mit seiner Frau in Garlstedt wohnt, viel unterwegs sein. Und mit seinem Wohnwagen auf Reisen gehen, Sport treiben sowie die Kontakte in einem großen Freundeskreis pflegen. Seinen Part als Kontaktpolizist und damit Ansprechpartner für den Bürger, als Helfer in problematischen Lebenslagen oder als Schlichter bei Meinungsverschiedenheiten unter Nachbarn sowie als Verkehrserzieher in Schulen und Kitas wird Maurice Myschker übernehmen. Thomas Kötteritzsch spricht von einem nahtlosen und damit ungewöhnlichen Übergang. Normalerweise dauere es ein Vierteljahr, bis eine solche Stelle wieder besetzt werde, sagt er während des Gesprächs in der Grambker Polizeistation.
Und auch Myschker wird ebenso wie vor ihm Andreas Dölvers nicht nur als Kop, sondern auch in Spezialeinsätzen zum Beispiel bei Werder-Spielen im Weserstadion gefordert sein. Der angehende Polizeipensionär, der seinen Nachfolger im Amt am kommenden Montag um 19 Uhr beim Bürgerschnack im Begegnungszentrum an der Grönlandstraße 8 vorstellen will: „Da war ich unzählige Male.“