Es gibt Motive und Szenen, die vermutlich viele Burglesumer noch gut in Erinnerung haben. Dazu gehören die Rodelpartien in Knoops Park. Und vielleicht auch der Brunnen, der früher auf einer Wiese am Deichweg in Lesum stand – im Hintergrund die Lesumer Kirche und ein Haus mit Reetdach, das 2010 abgerissen wurde. Der Kalender des Heimatvereins Lesum für das Jahr 2024 enthält aber auch Fotos mit Ansichten, an die sich naturgemäß nur die ältere Generation erinnern kann. Beispielsweise die des Müttergenesungsheims "Eichenkamp". Unter dem Titel "Burglesum – Vergangenes und Vorhandenes" hat das für den Kalender verantwortliche Team Aufnahmen ausgewählt, die den Stadtteil zeigen, wie er vor Jahrzehnten einmal aussah.
Wie schon in den vorherigen Jahreskalendern weisen die Verantwortlichen auch dieses Mal darauf hin, dass es Lücken in den Archivaufzeichnungen des Vereins gibt. Aus diesem Grund freut sich das Team, wenn es weitere Angaben zu den Orten und Gebäuden bekommt, die auf den zwölf Kalenderblättern sowie dem Deckblatt abgebildet sind. Weitere historische Fotografien nimmt der Verein ebenfalls gerne an.

Die Jünglingshöhe in Knoops Park: Der Aussichtspunkt mit Blick auf die Lesum wird auch heute noch im Winter gerne zum Rodeln genutzt.
Die Kalenderblätter vermitteln einen Eindruck davon, wie dörflich das Leben in Burglesum einst war. Das Deckblatt zeigt beispielsweise ein schmuckes Haus, das einst an der Spielleutestraße 22 stand. Der sogenannte Poppenhof wurde 1964 abgerissen, hat das Vereinsteam recherchiert. Das Grundstück wurde danach aufgeteilt: Ein Teil ging zum Ausbau der Spielleutestraße an den Staat und auf sechs neuen Grundstücken entstanden Neubauten, die heutigen Häuser 18 bis 30.
Vom Generalfeldmarschall auf der Jünglingshöhe
Ein Foto, das für den Monat Januar ausgewählt wurde, zeigt die schneebedeckte Jünglingshöhe in Knoops Park. Der Aussichtspunkt mit Blick auf die Lesum wird auch heute noch im Winter gerne zum Rodeln genutzt. Auf dem Bild ziehen Kinder ihre Schlitten den Berg hinauf. Im Text zum Foto heiß es: "Als Generalfeldmarschall Graf Moltke 1878 zu Besuch in Schloss Mühlenthal war, stand er auf der Jünglingshöhe und soll gesagt haben: Von hier aus würde ich Bremen beschießen lassen.''

Eine Ansicht von Gärdes Hotel und dem Friseursalon Schlüter an der Burger Heerstraße aus den 1950er-Jahren.
Das Kino "Park-Lichtspiele" an der Bremerhavener Heerstraße, das ehemalige Pastorenhaus an der Hindenburgstraße und das Müttererholungsheim "Eichenkamp" zieren die Kalenderblätter der Monate Februar, März und April. Während das Kino und das Pastorenhaus nicht mehr existieren, gibt es das Gebäude, in dem das Genesungsheim untergebracht war, zumindest in Teilen noch.
Ursprung des Hauses „Kränholm“
Es wurde für Wilhelm Kulenkampff und dessen Frau Emilie – sie war die jüngste Tochter von Baron Ludwig Knoop – 1896 und 1897 nördlich der Bahntrasse Vegesack-Bremen errichtet. In der NS-Zeit wurde es als Müttergenesungsheim „Eichenkamp“ genutzt, nach 1945 diente es als Lungenheilstätte. 1971 wurde die Villa für den Ausbau der B 74, die heutige A 270, abgerissen. Die oberen Etagen wurden an der Ecke Auf dem Hohen Ufer/Raschenkampsweg als Haus „Kränholm“ wieder aufgebaut. So hieß es auch ursprünglich. Es wurde nach der estnischen Flussinsel „Kreenholm“ benannt, auf dem Baron Knoop eine Baumwollspinnerei betrieb.

Im Vordergrund ist ein Ziehbrunnen zu sehen, der früher auf einer Wiese am Deichweg in Lesum stand – im Hintergrund die Lesumer Kirche und ein Haus mit Reetdach, das 2010 abgerissen wurde.
Fotos aus den 1950er-Jahren zeigen "Gärdes Hotel" und den Friseursalon Schlüter an der Burger Heerstraße, außerdem den Burger Bahnhof, der ab 1861 während des Ausbaus der sogenannten Geestbahn entstand. "Eine Fahrt von Bremen nach Bremerhaven dauerte zwei Stunden und 45 Minuten", haben die Vereinsmitglieder recherchiert. Ende 1862 wurde die Bahnverbindung von Burg nach Vegesack eröffnet.
Weitere Ansichten zeigen die Gaststätte „Zum Nadelöhr" an der Hindenburgstraße, in der sich heute das Bistro „Da Ponte“ befindet, sowie die Imkerei Gebhardt an der Stader Landstraße 37. Das Gebäude existiert inzwischen nicht mehr. Das Kalenderblatt für den Monat September zeigt den Adelenstift. "Der Erstbesitzer des Adelenstifts war Johann Anton Schrage (1759-1810). Das Haus wurde circa 1910 an Johannes Schröder
übergeben, den Bruder des Architekten Rudolf Alexander Schröder. Diesem verdankt das Adelenstift seine heutige Gestalt", heißt es dazu.

Die Gaststätte „Zum Nadelöhr“ an der Hindenburgstraße. Dort befindet sich heute das Bistro "Da Ponte".
Auch wie der Straßenzug Hindenburgstraße / Am Mönchshof und das von Johann Christoph Pellens (1801-1876) erbaute Haus Marßel einst aussahen, zeigt der Kalender. Wer sich die genauen Standorte der Häuser und Orte auf einer Karte anschauen möchte, findet auf den Rückseiten der Blätter zudem Internet-Links und QR-Codes, die auf die zugehörige Seite des Heimatvereins leiten.