Lesum. In ihrem Brief an den Beiratssprecher und das Ortsamt Burglesum hat Gabriele Hillmann deutliche Worte gewählt: "Wir wollen nicht durch Versagen und Verzögerungen der Behörden zum ,Bremer Ahrtal' werden", schreibt die Lesumerin und spielt damit auf die Hochwasser-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz an. Anlass für ihren Brief ist die Sorge, dass die Häuser an der Ihle, an der auch sie wohnt, bei einem Hochwasser überschwemmt werden könnten. Wie berichtet, war das Thema kürzlich auf der Tagesordnung der Stadtbürgerschaft. Die CDU-Fraktion hatte dazu eine Anfrage gestellt.
Die Aussagen von Maike Schaefer hätten sie fassungslos gemacht, beschreibt Gabriele Hillmann, Mitglied in der Interessengemeinschaft Hochwasserschutz Ihle, ihre Reaktion nach der Bürgerschaftssitzung. Die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (Grüne) hatte darin mitgeteilt, dass frühestens 2027 mit den Arbeiten für den Hochwasserschutz im Ihletal begonnen werden könne. Auf die Frage, wie die Anlieger entlang der Ihle vor Hochwasser geschützt werden können, solange die baulichen Maßnahmen noch nicht abgeschlossen sind, hatte die Senatorin geantwortet, es sei entscheidend zu wissen, wann ein Hochwasser kommt. Um Häuser besser zu schützen, brauche es ein Frühwarnsystem. Darüber hinaus seien mobile Schutzmöglichkeiten eine Option.
"Sollen die Häuser dann schnell hochgestellt werden, um keinen Schaden zu nehmen?", fragt Hillmann ironisch. Mobiler Hochwasserschutz im Ihletal und Umgebung sei im Falle einer Überschwemmung nach Aussage von Fachleuten vor Ort nicht umsetzbar und könne nicht schützen. Die Skepsis der Anwohnerin kommt nicht von ungefähr. Hintergrund ist, dass Ortskundige bereits im Zuge der Bebauung des Ihletals vor zehn Jahren immer wieder laut gewarnt haben, dass das Hochwasser des Bachs ein Problem für die Grundstücke und Häuser werden könnte. Sie schlossen sich damals zur Interessengemeinschaft Hochwasserschutz Ihle zusammen. Die Behörde verließ sich indes auf ein externes Gutachten. Später musste sie jedoch einräumen, dass das Gutachten fehlerhaft war und dass durchaus ein erhebliches Überschwemmungsrisiko besteht.
"Die Behörde nimmt falsche Gutachten zur Berechnung, gibt ihre Fehler schon vor vielen Jahren zu und will uns auch noch weiterhin, mindestens bis 2027, der Gefahr durch Überschwemmungen aussetzen. Wir können uns auf sämtliche Angaben der zuständigen Behörde nicht mehr verlassen, das hat leider auch die Vergangenheit bereits gezeigt", bekräftigt Hillmann. Die Anlieger haben ihren Worten nach deshalb erheblichen Gesprächsbedarf.
Die Lesumerin betont: "Es geht vorrangig darum, hier keine Menschenleben zu gefährden und das erfordert eine schnelle Umsetzung des Hochwasserschutzes und nicht erst ab frühestens 2027." An das Ortsamt und den Beiratssprecher hat sie sich nun mit der Bitte gewandt, das Thema schnellstmöglich auf die Tagesordnung einer der nächsten Beiratssitzungen zu setzen und dazu auch Behördenvertreter einzuladen. "Dabei müssen auch die bisher falschen Angaben zur Finanzierung, Vorzugsvariante und Umsetzung zur Sprache kommen", fordert sie für alle Anwohner.