Die Schar der Skeptiker war groß: 30 Ampellichter sollten den Fahrzeugverkehr sicher durch den Verteilerkreis Bremen-Nord leiten. Das erschien vielen Automobilisten und Kritikern aus Politik und Bevölkerung geradezu utopisch. Doch die sogenannte Doppelkreuzung, im Volksmund Ihlpohler Kreisel genannt, mit ihren zahlreichen und teilweise kurvenreichen Zu- und Ausfahrten belehrte sie eines Besseren. Sie wurde vor nunmehr einem Vierteljahrhundert gebaut und hat sich seitdem als ausgesprochen sichere Schaltzentrale für die Verkehrsströme in und aus Richtung Bremen-Stadt, Bremen-Nord, Ritterhude und Hagen im Bremischen erwiesen.
In Frankreich und Dänemark war der Bau von Verteilerkreisen zu diesem Zeitpunkt längst ein geschätztes Mittel, um Verkehrsströme umzulenken und große Umwege zu vermeiden. Der Ihlpohler Kreisel aber erwies sich in seiner Eiform als unzulänglich, die Fahrzeugschlangen zu bändigen und ohne Staus in die angestrebten Richtungen rollen zu lassen. Er war im Zuge der Erneuerung der Blocklandautobahn, deren Anschlussstelle Lesum es bereits seit 1937 gab, im Jahr 1974 gebaut worden und sollte täglich rund 50.000 Autos aufnehmen können. Ein Wunschtraum der Verkehrsexperten, der schon bald wie eine Seifenblase platzte. An jedem zweiten Tag im Jahr ereignete sich damals ein Verkehrsunfall im Verteilerkreis und sorgte nicht nur im Rondell selbst, sondern auch auf den angebundenen Straßen für Staus.
Das musste sich nach Auffassung der Ressorts im Bremer Senat ändern. 1995 diskutierten sie erstmals über eine geradezu revolutionäre Idee. Weil alle bisherigen Versuche, den Verkehrsknoten flott zu machen, nicht gefruchtet hatten, sollte er in eine Doppelkreuzung umgewandelt und die sechs Zu- und Abfahrten funktionstüchtig miteinander verbunden werden. Was auch gelang, wie sich in der Praxis herausstellte. Zum großen Erstaunen der vielen Warner und Kritiker. So war zum Beispiel der Bau von drei Linksabbiegefahrbahnen von der A27 in Richtung Burgdamm sowie zur A270 (damals B74) in Richtung Lesum und Vegesack auf heftige Ablehnung gestoßen. Sie wurden ebenso als Zumutung für die Autofahrer eingestuft wie die Möglichkeit, auf zwei Spuren in die Gegenrichtung abzubiegen.

Der Umbau in eine Doppelkreuzung: Ohne Sperrungen ging es nicht.
Doch ungeachtet dieser Vorbehalte befanden sich die Umbauarbeiten am Ihlpohler Kreisel Anfang 2000 in vollem Gang. Und weil er für den Verkehr nicht gänzlich, sondern nur an bestimmten Tagen zur Tabuzone erklärt werden sollte, mussten auch provisorische Ersatzfahrbahnen hergerichtet werden. Vorübergehend jedoch, so hieß es in einem Planungspapier, müssen die nordbremischen Stadtteile vom Verkehr abgehängt werden. Und an einer anderen Stelle: „Das Nadelöhr in Richtung Bremen-Nord wird bisweilen komplett geschlossen, um die fast fertige Kreuzung an die B74 (jetzt A270) anzubinden“.
Während der letzten Bauphase installierten Techniker schließlich 30 Ampeln, die den Verkehr reibungslos in die verschiedenen Richtungen leiten sollten. Jede Ampel wird mit einer Ersatzglühbirne bestückt, hieß es. Und falls eine Birne ausfällt, erhält der computergesteuerte Verkehrsrechner eine entsprechende Information. Vollautomatisch wurde auch die Dauer der Grün- und Rotphasen geregelt.
Für die Verkehrsplaner arbeitet die Doppelkreuzung nach einigen Korrekturen nahezu einwandfrei. Die Bewertung der Polizei: „Aus verkehrspolizeilicher Sicht ist der Bereich heute unauffällig“. Auffällig ist hingegen die Hochbrücke über ihn hinweg, die den Zusammenschluss der Autobahnverbindung zwischen Bremen und Bremerhaven ermöglichte.
Die Kosten für das erst umstrittene und später akzeptierte Verkehrsprojekt bezifferte der damalige Senator für Bau, Verkehr und Stadtentwicklung, Bernt Schulte (CDU), auf rund zehn Millionen Mark. Eine Summe, die anteilig von Bremen, Niedersachsen und dem Bund aufgebracht werden sollte. Bremens CDU hatte vorher etwas anderes gefordert: den Kreisel mit einem sogenannten Fly-over zu überbrücken. Was nach den Berechnungen der Fachleute im Bauressort allerdings 60 bis 70 Millionen Euro gekostet hätte. „Zu teuer“, befand Schulte damals, zumal er vom Bund noch Geld für den Bau der A 281 benötigte. Mit seinem neuen Plan zeigte sich aber schließlich auch seine Bürgerschaftsfraktion einverstanden. Der kürzlich verstorbene Bau- und Verkehrspolitiker Helmut Pflugradt stellte seinerzeit zufrieden fest: „Wir haben uns überzeugen lassen.“